Die Top-Themen 2006

Die Finanzmärkte werden im Jahr 2006 von wenigen großen Entwicklungen geprägt sein. Umso wichtiger ist es, diese wenigen Themen nicht aus den Augen zu verlieren. "Nur dann kann heuer eine Fortsetzung des erfolgreichen Vorjahres werden“, ist Elisabeth Staudner, Geschäftsführerin der Constantia KAG, überzeugt. Funds | 02.01.2006 13:02 Uhr
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

1. Das Jahr der steigenden Zinsen

Die dominierende Entwicklung des Jahres 2006 wird ein spürbarer Anstieg der Kapitalmarktzinsen sein. Insbesondere die Euro-Zinsen, die dem Anstieg der Zinsen bei der weltweit wichtigsten Währung, dem US-Dollar, bisher weit nachhinken, werden nach oben gehen. Mit der ersten Leitzinserhöhung seit fünf Jahren hat die EZB Anfang Dezember bereits die Richtung vorgegeben. Verbesserte Konjunkturaussichten und das globale Zinsumfeld sorgen dafür, dass der Aufwärtstrend anhalten wird. Insbesondere für Renteninvestoren ist diese Situation äußerst problematisch: Das Potenzial an den Bondmärkten erscheint unter diesen Umständen auf Jahressicht äußerst begrenzt. Unternehmensanleihen sind zu teuer. Am ehesten sollte man selektiv die Chancen bei Anleihen der Konvergenzländer nutzen. Als Beimischung empfehlen sich derzeit vor allem kurzlaufende Investitionen. Durch die höheren Anleihenrenditen bekommen außerdem Aktien mit hohen Dividendenrenditen 2006 Konkurrenz. "Diese Titel verlieren deswegen an Attraktivität", so die Expertin.

2. Die Auferstehung Japans und das Comeback Deutschlands

Schon 2005 zeigte sich die japanische Volkswirtschaft überraschend stark und auch für 2006 geben alle Leitindikatoren Grund zu großem Optimismus. Der ohnehin traditionell starke Export wird nochmals zulegen, die positiveren Arbeitsmarktdaten stärken den Inlandskonsum. Der Anstieg des Ölpreises, den Japan im Vorjahr zu verkraften hatte, ist weitestgehend abgeschlossen und selbst der Immobilienmarkt, seit eineinhalb Jahrzehnten ein Sorgenkind der japanischen Wirtschaft, hat die Trendwende geschafft. „Wenn der Yen ein weiteres Jahr schwach bleibt, ist die Börse Tokio 2006 jedenfalls ein heißer Tipp“, meint Elisabeth Staudner. Für das erste Quartal rechnet die Constantia mit Kursgewinnen beim Nikkei 225 Index von stolzen 6,1 Prozent. "Wenn Japan gut läuft, dann meistens sehr gut", so Staudner. Bevorzugt bleiben dabei weiterhin die schon seit einigen Jahren boomenden Smaller Caps: "Nach den Blue Chips erreicht der wirtschaftliche Aufschwung nun diese Unternehmen".

Eine ähnliche Wende zum Besseren zeichnet sich auch in Deutschland ab. Die Wirtschaftsdaten des Dezember 2005 waren markant besser als in den Vorperioden, vor allem das exzellente Weihnachtsgeschäft deutet auf ein Ende der Schwäche des Inlandskonsums hin. Dazu werden 2006 Vorzieheffekte wegen der Mehrwertsteuererhöhung kommen. Das starke Wachstum der Weltwirtschaft wird dem Exportweltmeister Deutschland besonders zugute kommen. "Das Positivste an der jüngsten Stimmungsaufhellung ist jedoch, dass sie auf ökonomischen Überlegungen fußt und nicht wie im Sommer auf vagen politischen Hoffnungen", so Staudner. Frankfurt könnte damit 2006 zur stärksten der großen europäischen Börsen werden. Denn Dax-Werte sind mit einem 2006er KGV von 12,8 derzeit sogar billiger als Wien mit 13.

3. Technokrat statt Guru: Das Jahr eins nach Greenspan

Der neue Mann an der Spitze der Fed, Ben Bernanke, der im Februar sein Amt antreten wird, wird der globalen Finanzpolitik in den kommenden Monaten seinen Stempel aufdrücken. Dem sich gerne kryptisch gebenden „Guru“ Alan Greenspan folgt ein knochentrockener Finanzwissenschafter, der wohl mehr die klassischen Instrumente der Notenbankpolitik nutzen wird, als die Märkte durch Nebenbemerkungen beeinflussen zu wollen. Eines scheint aber sicher: Der neue Fed-Chef wird sich mehr der Geldwertstabilität bzw. der Inflationsbekämpfung widmen und sich damit dem Stil der EZB annähern – ob dies die Dynamik der US-Volkswirtschaft unbeschadet überstehen wird, bleibt abzuwarten.

Zunehmen werde aber in den USA der Inflationsdruck: "Die Unternehmen sehen sich gezwungen, die erhöhten Preise an die Kunden weiterzugeben. Vor diesem Hintergrund ist zu erwarten, dass die US-Notenbank den Leitzins Ende Jänner erneut um 0,25 % auf 4,5 % anheben wird", prognostiziert Staudner.

4. Europäische Big Player auf dem Vormarsch

Auf dem europäischen Aktienmarkt sind 2006 eindeutig die großen Werte (Blue Chips) zu favorisieren. Diese werden einerseits durch Fusionen und Übernahmen profitieren, andererseits können die führenden Konzerne am meisten von der guten Weltkonjunktur profitieren. Die großen europäischen Konzerne, die im Dow Jones Eurostoxx 50 und im Stoxx 50 enthalten sind, weisen nach wie vor ein im Vergleich sehr günstiges Bewertungsniveau auf. Ein späterer Gewinnzyklus und Währungsvorteile liefern die Basis für die Fortsetzung der Outperformance. „Dank flexiblerer Arbeitszeiten, niedrigerer Kosten und Restrukturierungen findet gerade in den deutschen Konzernen ein Aufholprozess statt, der zu einem höheren Gewinnwachstum führen wird“, erklärt Elisabeth Staudner. 

5. Ost-Aktien statt West-Aktien mit Ostphantasie

Zentral- und Osteuropa ist zumindest aus europäischer Sicht noch immer der große Hoffnungsmarkt im Aktienbereich. Konnte man bisher mit West-Aktien mit entsprechender Ostphantasie exzellent verdienen, sollte man 2006 auch vermehrt den direkten Weg wählen und in Aktien aus den zentral- und osteuropäischen Ländern investieren. Das Angebot an aufstrebenden Unternehmen, die neben einem erfolgreichen Geschäftsmodell auch über die notwendige Transparenz verfügen, um als Anlage empfohlen werden zu können, wächst.

Allerdings: Nicht alle Ostmärkte sind billig. So ist etwa die Wiener Börse, die durchaus als „virtuelle“ Ostbörse betrachtet werden kann, günstiger bewertet als Prag oder Warschau. Sehr attraktive Markt-KGVs findet man hingegen in Budapest und Moskau. Für österreichische Anleger versprechen heimische „Ost-Werte“ wie die Großbanken, OMV etc. zwar weiterhin großes Potential, mutige Anleger sollten es aber genau diesen Unternehmen in gewisser Weise gleichtun: nämlich direkt im Osten investieren. 

Bewertungen: Japan doppelt so teuer wie Russland

Zusammenfassend weisen die meisten internationalen Börsen trotz der Kursanstiege im historischen Vergleich relativ günstige Bewertungsniveaus auf. "Dies sollte unterstützend auf die Kurse wirken", gibt sich Staudner überzeugt. Besonders in Europa und Japan werden die Unternehmensgewinnzahlen nach wie vor nach oben angehoben.

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis für den MSCI World liegt für 2006 bei 14,4. Am günstigsten sind der Stoxx 50 und der Euro Stoxx 50 mit jeweils 12,2 bewertet. Der ATX-Index ist mit 13,0 für 2006 neutral bewertet und liegt im europäischen Schnitt. Dax-Werte sind mit einem KGV von 12,8 billiger als Wien. In den etablierten Ostmärkten Polen und Tschechien liegen die KGVs bei 13,2 bzw. 16,7. Ungarn ist nach der Korrektur mit einem KGV von 10,7 für 2006 nun wieder günstiger, Russland ist mit einem KGV von 9,6 ebenfalls attraktiv.

Der für die USA repräsentative S&P-500-Index ist mit 14,8 hingegen im historischen Durchschnitt nur neutral bewertet, während der japanische Topix-Index mit einem KGV von 18,5 für 2006 im Vergleich zur Historie nach wie vor sehr attraktiv bewertet ist. Die etwa im Vergleich zu den anderen Regionen optisch hohe Bewertung sei aufgrund der niedrigen Zinsen in Japan aber zu relativieren. 

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