AMIS: Provisionen als Hauptproblem

Berater sind entsetzt und Kunden verzweifelt. Die prüfende Behörde weist nobel jede Schuld von sich. Der Fall AMIS erschüttert die ganze Branche - denn im fernen Luxemburg gelten eben andere Gesetze. Das wahre Übel sind aber die Provisionen. Funds | 30.11.2005 07:48 Uhr
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Die beim Produktverkauf so fröhlich mit angebotene Rechtssicherheit bei Investmentfonds scheint so nicht zu existieren. Während die Menschen noch das Wort „Sondervermögen“ aussprechen, hat die Finanzmarktaufsicht schon ein Schreiben ins Netz gestellt, das informiert, wo man „Ansprüche aus Verträgen“ des im Konkurs befindlichen Wertpapierdienstleisters anmelden kann.

Sinnigerweise steht auf derselben Homepage unter „Antworten auf häufig gestellte Fragen“: Die in die SICAVs investierten Kundengelder sind als Sondervermögen in Luxemburg veranlagt. Obwohl sich ein Gerücht manifestiert hat, dass „70 Millionen Euro“ der ehemals „140 Millionen“ vorhanden sein sollen, wiegen Anlegerschützer bedenklich die Köpfe und sprechen von „maximal 20% Quote“.

Dies alles ist nicht wirklich zu verstehen und scheint überhaupt nicht zusammen zu passen. Es kann nur das eine oder das andere stimmen. Wenn die Hälfte der Kundengelder vorhanden ist, kann es keine Quote von 20% geben und wenn die Kundengelder Sondervermögen sind, kann man keinen Anspruch daran an den Masseverwalter richten.

Die Perfidie an der Platzierung dieses „Anlageproduktes“ liegt darin, dass man ganz bewusst auf ein Vertriebsnetz setzte, dass perfekt organisiert aber vermögensanlagetechnisch ein wenig unbedarft ist: die Versicherungsmakler. Die große, weite Finanzwelt wurde also sowohl den Maklern als damit natürlich auch den Kunden ins Haus gebracht. Besonders fernab der urbanen Bereiche, wo die Vergleichsmöglichkeit fehlt wurde damit etwas Einzigartiges präsentiert und die Menschen verfielen dem Irrtum zu meinen, dass Diversifikation in einem einzigen Produkt stattfinden kann. Dass in diesem Fall zu dem Einzelfondsmanager-Risiko noch das der Rechtsunsicherheit im Ausland kam, blieb ebenso unerkannt.

Man schätzt, dass es um 15.000 betroffene Anleger geht. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass es mindestens 1.000 Vermittler gegeben zu haben scheint.

Warum dies?

Die Verlockung auf das schnelle Geld war von der einen wie von der anderen Seite her zu groß. Besonders, weil man durch geschickte Staffelung oder Verkauf auf Kredit die Provisionen noch optimieren konnte. Besonders üppig fiel das alles noch aus, wenn man einen Sparplan mit kombinierte. „Wir haben ein Problem“, so einer der ehemaligen AMIS-Vorstände, Dietmar Böhmer, in einem im Jahr 2001 verfassten Papier, „das sind die Provisionen.“

Tatsächlich wurden die Tarife sozusagen „gezillmert“- also voraus verprovisioniert, versicherungs-mathematisch auf die Laufzeit berechnet. Wenn dies mittlerweile auch in der klassischen Lebensversicherung schon als konsumentenfeindlich angesehen wird, wird es auf der „Unterlage“ der schwankenden Kapitalmärkte gänzlich absurd. Die Löcher, die so ins Budget gerissen wurden, waren nicht mehr zu stopfen. So wurde einfach das Risiko der Investments erhöht, was dann zum Beispiel auch zu Investments wie FirstInEx führte, einer Software-Schmiede, die statt des erwarteten Highflyers zu einem weiteren Pleitegrab geworden ist.

Das Problem also (wie meist): die Provisionen

Tatsächlich waren es ausgerechnet die AMIS-Produkte, die mich inspiriert haben, mein Unternehmen FAIRTRAUEN zu gründen. Denn als ich vor vier Jahren zur Überprüfung dieser Investments zu einem auf Ärzte spezialisierten Versicherungsmakler geholt worden bin, erkannte ich die volle Tragweite des Dramas: endfälliger Kredit mit Tilgungsträger- hier im Speziellen weil der Tilgungsträger dann auch noch ein AMIS-Produkt mit fragwürdiger Rechtssicherheit gewesen ist. Ein Jahr lang traf ich Ärzte um sie darüber zu informieren, dass sie sich in einem gefährlichen Umfeld bewegen und ob sie sich nicht aus dem Engagement zurückziehen wollen. Ich verließ das Unternehmen Ende 2002 und wechselte in das Family-Office einer Schweizer Privatbank.

Nach zwei Jahren entschloss ich mich, meine Erkenntnisse so umzusetzen, dass es wenigstens eine Möglichkeit gibt, sich vorher zu informieren und zwar speziell auf die eigene Situation bezogen. Ich gründete das einzige Unternehmen, das Beratung ausschließlich auf Honorar-Basis anbietet, die FAIRTRAUEN Geld Informationen GmbH.

Denn wenn es auch sehr sorgfältig arbeitende Kollegen gibt, so kann der Kunde doch nicht mit Sicherheit wissen, ob man ihm etwas der satten Provisionen wegen anbietet oder weil es wirklich adäquat für ihn ist. Nur die Trennung von Beratung und Verkauf löst dieses Dilemma.

Dass ich (jetzt wieder) für AMIS/AMV Anleger in die Bresche sprang, indem ich einen „Anlegerschutzverein“ gründete, ist hinlänglich dokumentiert. Mittlerweile habe ich mich aber daraus zurückgezogen und biete, was nötig ist, direkt über die Plattform meines Unternehmens FAIRTRAUEN an. Es ist so wichtig, diesen Fall aufzuklären, um den Menschen das Vertrauen wiederzugeben, auch ausländischen Investoren, die in einem hohen Maß betroffen sind. Deshalb befasse ich mich weiter damit und hoffe, dass mein Konzept der Honorarberatung, gerade in diesem Umfeld, viele Nachahmer findet.



Die Autorin:
Daniela Tutsch ist Geschäftsführerin der FAIRTRAUEN Geld-Informationen in Wien
www.fairtrauen.at



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