Bei der Gesundheit wird als letztes gespart

Thomas Bucher, Fondsmanager des DWS Pharma Aktien, bevorzugt generell europäische Pharma-Aktien. Die am 1. Januar 2006 startende US-Gesundheitsreform sieht er aber als Umsatztreiber für US-Pharmawerte. Das stürmische Wachstum in den BRIC Ländern gilt als zusätzlicher Turbo für den globalen Healthcare-Sektor. Funds | 24.11.2005 07:38 Uhr
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70 Prozent in Large Caps

e-fundresearch: Herr Bucher, wie lautet Ihre momentane Vermögensaufteilung zwischen Pharma und Biotech bzw. nach Regionen?

Thomas Bucher: Derzeit ist der Fonds zu 23 Prozent in europäischen Pharma-Titeln investiert, 19 Prozent sind US 6,5 Prozent japanische Pharma-Aktien. US-Biotechs sind aktuell mit 16 Prozent gewichtet, europäische mit zwei Prozent. Der Rest teilt sich in Medtech und sonstige Gesundheitsdienstleister - insbesondere US-Krankenversicherungen - auf. Über 70 Prozent des Fonds sind darüber hinaus in Large Caps mit einer Marktkapitalisierung über 10 Mrd. Euro investiert. 

Pharma: Europa bevorzugt

e-fundresearch: Wie ist Ihre momentane Positionierung und was sind die Gründe dafür?

Thomas Bucher: Im Jahresverlauf haben wir Biotechnologie und japanische Pharma-Aktien aufgebaut und US Pharma-Aktien weiter reduziert. Wir bevorzugen europäische Pharma-Aktien vor allem aufgrund des höheren Gewinnwachstums. Die erwarteten Gewinnwachstumsraten 2005-07 liegen in der EU bei 10 Prozent, in den USA nur bei 5 Prozent. Das liegt  u.a. an der besseren Pipeline und geringeren Patentabläufen.

Unterm Strich bevorzugen wir jedoch Sub-Sektoren außerhalb des Pharmabereichs, wegen dem höheren Gewinnwachstum. Beispiele sind US-Krankenversicherungen (+15% Gewinnwachstum 2005-07) und Versandapotheken (+20%), sowie ausgewählte Biotech- (+18%) und Medizintechnik-(+14%) Titel.

„Bei der Gesundheit wir als letztes gespart“

e-fundresearch: Mit welcher weiteren konjunkturellen Entwicklung rechnen Sie 2006 und welche Gründe existieren darauf basierend für ein Investment in den globalen Healthcare Sektor für nächstes Jahr?

Thomas Bucher: Der Healthcaresektor ist ein struktureller Wachstumsbereich. Durch die Überalterung der Gesellschaft und die verlängerte Lebenserwartungen wird der Anteil der Gesundheitsausgaben am Sozialprodukt auch in Zukunft steigen. Weltweit sind Menschen bereit, für eine bessere Gesundheit Geld auszugeben. Bei der Gesundheit wird als letztes gespart. Bessere Medikamente, präventive Diagnostikmethoden und minimal-invasive Operationstechniken zeigen, dass der Healthcaresektor einer der innovativsten Wirtschaftszweige überhaupt ist. Dieser von Innovationen und demographischen Veränderungen getriebene Wachstumstrend hält unabhängig von konjunkturellen Entwicklungen an. Mit einem erwarteten ca. 10%-igen, nachhaltigen Gewinnwachstum in den kommenden Jahren sollte der Gesundheitssektor auch für Investoren eine jährliche Rendite von ca. 10 Prozent erbringen. Die USD/EUR Wechselkursentwicklung spielt bei unseren Fonds zusätzlich eine besondere Rolle, da ca. 60% des Fondsvolumens derzeit in US Titeln investiert ist.

e-fundresearch: Die Vogelgrippe spielt für Sie keine Rolle?

Thomas Bucher: Nein.

Pharma-Aktien sind nicht billig

e-fundresearch: Auf Sicht der 2006er KGV´s - Wie stellt sich die aktuelle Lage bei US/Europäischen und globalen Pharma/Biotechwerten verglichen mit globalen Aktien dar?

Thomas Bucher: Die Pharma-Bewertungen sind nicht billig, aber attraktiv. Dabei sind die regionalen Unterschiede aber groß. Notieren EU-Pharma etwa mit einer Prämie von 15 Prozent zum Gesamtmarkt, so gibt es bei US-Pharma einen 15-20prozentigen Abschlag.

Für Biotechnologietitel ist das KGV weniger relevant, da die meisten mittelgroßen Unternehmen noch keine Gewinne erwirtschaften. Für die beiden größten Titel der Branche gilt: Amgen (KGV 22x) handelt eher am unteren Rand der historischen Bewertung, Genentech (KGV 50x) ist aufgrund der ernormen Wachstumsaussichten für die kommenden 3-5 Jahre sehr teuer. Die Bewertungen für viele US-Krankenversicherungen (KGV 12-15x) sind jedoch sehr attraktiv.

e-fundresearch: Der MSCI World Health Care Index hat sich in den letzten 12 Monaten in etwa mit dem MSCI World Index entwickelt. Biotechs (MSCI World/Biotechnology) legten dafür besonders seit März dieses Jahr stark zu. Was waren die Gründe und wie geht es 2006 mit beiden Sektoren weiter?

Thomas Bucher: Biotechnologietitel wurden Anfang des Jahres stark vom Rückzug eines Multiple Sklerose Medikaments (Tysabri, von BiogenIdec und Elan) gebeutelt. Danach erfolgte eine Erholung wegen neuer Daten für erfolgversprechende Medikamente und zahlreicher Übernahmen von Biotechnologieunternehmen durch Pharmawerte, die ihre Pipeline aufbessern wollen.

US-Gesundheitsreform als Umsatztreiber

e-fundresearch: Gibt es derzeit eigentlich spezielle Sektortrends, die sich zukünftig auf das Investmentumfeld von Healthcare-Aktien auswirken könnten?

Thomas Bucher: In der ersten Jahreshälfte 2006 wird die amerikanische Gesundheitsreform im Mittelpunkt stehen. Der Staat hat ein neues 700 Mrd. USD Programm aufgelegt, das die Medikamentenversorgung für Rentner sichert. Startschuss ist der 1. Januar. Wir gehen davon aus, dass  Pharmaunternehmen ein ca. 3 Prozent beschleunigtes Umsatzwachstum in den kommenden 3 Jahren erwarten können. Auch Generikahersteller werden davon profitieren.

Der Ausgang von Patentprozessen, insbesondere zwischen Pfizer und dem indischen Generika Hersteller Ranbaxy wird wichtig für die Stimmung in den kommenden Monaten sein. Wir gehen im übrigen davon aus, dass Pfizer den Gerichtsprozess gewinnt, und fühlen uns dabei durch den kürzlich erfolgten Gerichtsentscheid aus Großbritannien bestätigt.

Vermehrtes Investment in BRIC-Ländern

Wir oben beschrieben, werden Demographie und Innovation auch 2006 zu einem weltweiten anstieg der Gesundheitsausgaben führen. Das stürmische Wachstum in den BRIC Ländern (Brasilien, Russland, Indien, China) wird dafür sorgen, dass in diesen Ländern der Anteil überdurchschnittlich wächst. Wir erwägen derzeit die Möglichkeiten, unsere Fonds vermehrt in diese Richtung zu orientieren.

Biotechfonds und der Nervenkitzel

e-fundresearch: Was raten Sie momentan einem Privatanleger, der derzeit mit dem Gedanken spielt in globale Healthcare-Aktien zu investieren?

Thomas Bucher: Wer risikobereit ist und das richtige "Feeling" für das "Market-Timing" hat, kann sich ausführlich mit Biotechnologiefonds beschäftigen. Wer den "Nervenkitzel" nicht braucht und eher auf stetiges Wachstum, unabhängig von der derzeitigen Aktienmarkt und Konjunkturlage setzen will, dem empfehlen wir unsere Pharma-Fonds, die in alle Bereiche des Gesundheitssektors investieren.

e-fundresearch: Vielen Dank für das Gespräch! 

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