TCW: Dramatisch besseres Umfeld in USA

Trust Company of the West (TCW) mit Sitz in Los Angeles verwaltet knapp USD 32 Mrd. an US Equities, großteils davon Growth-Werte. Für den Large Cap Teil verantwortlich zeichnet Philip Propper de Callejon. Der ehemalige Kampfjet- ausbildner geht im folgenden Interview von einem noch jungen US-Aufschwung aus... Funds | 16.09.2003 09:14 Uhr
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Trust Company of the West (TCW), neben Capital International der größte Vermögensverwalter in Los Angeles, verwaltet aktuell USD 84 Mrd. Davon entfallen fast 50 Prozent auf US Fixed Income und 40 Prozent auf US Equities. Seit Société Génerale Asset Management im Juli 2001 (e-fundresearch berichtete: „US Mortgage Backed Securities: Quo vadis?“) 51 Prozent von TCW gekauft hat, sind die Fonds der Kalifornier auch bei uns unter der Marke Sogelux erhältlich. Die Franzosen scheinen jedenfalls von TCW begeistert, denn Sie planen den Zukauf weiteren 19 Prozent.

Im folgenden Interview spricht Philip Propper de Callejon, Portfoliomanager für Large Cap Growth Aktien bei TCW, über die Aussichten der amerikanischen Wirtschaft:

USA: „Dramatisch besseres Umfeld“

e-fundresearch: Herr Propper de Callejon, Sie sind Fondsmanager des Sogelux Fund Equity US Large Cap Growth. Wie stellt sich die US-Konjunktur Ihrer Ansicht nach derzeit dar und welche Signale erhalten Sie bei Firmenbesuchen von den Unternehmen?

Propper de Callejon: Die US-Konjunktur befindet sich in einer sehr frühen Phase der Erholung. In den letzten drei bis vier Quartalen war das BIP-Wachstum positiv, im letzten Quartal +3,5 Prozent. Die generelle Analystenmeinung in den USA ist aber, dass die US-Konjunktur im dritten bzw. vierten Quartal mit bis zu fünf oder sechs Prozent wächst. In den  Gesprächen mit den Unternehmen klingt dieses manchmal sogar dramatisch bessere Umfeld auch durch. 

Arbeitslosenquote läuft hinterher

e-fundresearch: Wo bleibt aber bei diesem hohen BIP-Wachstum die Beschäftigung? Die weiterhin hohe Arbeitslosigkeit drückt doch sehr auf das Konsumentenvertrauen.

Propper de Callejon: Eine gute Frage. Die Arbeitslosigkeit ist aber ein nachlaufender Indikator und wir starten in diesen Aufschwung hinein mit einer Arbeitslosenquote von sechs Prozent, was historisch gesehen sehr niedrig sind. Die Firmen werden nach den schlechten Erfahrungen der letzten Jahre erst wieder Personal einstellen wenn sie sich des nachhaltig besseren Umfeldes ganz sicher sein können. Sieht man sich aber etwa die Performance von Personalfirmen-Aktien an, so erkennt man bereits einen klaren Aufwärtstrend.

„Nächster Aufschwung ist so stark wie die Letzten“

e-fundresearch: Wenn nun also die US-Konjunktur so schnell wie angenommen wächst, wie sollte der Anleger investiert sein?

Propper de Callejon: Sehen wir uns die letzten beiden Erholungen, 1982-1990 bzw. 1991-2000, an, so erkennt man, dass viele Anleger am Anfang dem Aufschwung misstraut haben und die ersten Jahre des Anstieges damit verpasst haben. Ich denke, dass diese Meinung derzeit wieder sehr verbreitet ist. Wir gehen aber davon aus, dass die nächste Erholung wieder so stark wird wie die Letzten und dass wir erst am Anfang des Aufschwunges sind.  Growth Aktien werden Value Werte in diesem Umfeld schlagen.

IT besonders interessant

e-fundresearch: Welche Sektoren sind in einem solchen Umfeld besonders interessant?

Propper de Callejon: Wir gewichten derzeit zwei Sektoren stark über: dauerhafte Konsumgüter und IT. Den letzten Sektor mögen wir besonders gern, weil dort die Investitionen auf Kosten der Produktivität aufgeschoben wurden.

e-fundresearch: Was sind Ihre Favoriten bei den Einzeltiteln?

Propper de Callejon: Univision, der größte spanischsprachige Medienanbieter der USA, gefällt mir sehr gut. 13 Prozent der amerikanischen Bevölkerung sprechen bereits spanisch, Tendenz steigend. Viele dieser Leute, besonders neu angekommene Immigranten, wollen auf Dienste wie spanischsprachiges Fernsehen nicht verzichten und Univision besitzt zum Beispiel drei dieser Fernsehstationen. Der Markt unterschätzt das Potential noch und deswegen ist diese Aktie ein klarer Kauf.

Yahoo: Kursziel USD 150

Persönlich habe ich Yahoo! am Stärksten gewichtet, im Portfolio ist dieser Wert aber aufgrund des hohen Tracking Errors nicht enthalten. Ich habe für diese Aktie aber ein Kursziel von USD 150 auf drei bis vier Jahressicht errechnet (aktueller Kurs: USD 34, Anm. d. Red.), und zwar basierend auf folgenden Berechnungen: Der US-Anzeigenmarkt wird bei einem durchschnittlichen BIP-Wachstum in drei bis vier Jahren USD 300 Mrd. groß sein. Das Internet wird dann zehn Prozent dieses Marktes ausmachen, was eine sehr konservative Annahme ist. Von diesen USD 30 Mrd. sollte Yahoo! 20 Prozent Marktanteil haben und von diesen sechs Milliarden Umsätzen bleiben dem Unternehmen widerrum bei einem realistischen EBITDA von 50 Prozent USD 3 Mrd. Bei einem KGV von 20 ist die Aktien USD 60 Mrd. wert, was einem Kurs von USD 100 entspricht und das nur allein durch die Erträge des US-Online-Anzeigenmarktes! Zusätzlich mit den Erträgen aus dem internationalen Geschäft erscheint mir deshalb ein Kurs von USD 150 sehr realistisch.   

„Kampfjet-Fliegen war schwieriger“

e-fundresearch: Bevor Sie bei TCW als Portfoliomanager begonnen haben, waren Sie bei der US Air Force Kampfpilot. Was war rückblickend jetzt schwerer: Kampfjets fliegen oder während 2000 und 2001 Growth Investor in den USA sein?

Propper de Callejon: Kampfjet-Fliegen war bei weitem schwerer. Wenn man da einen Fehler gemacht hat, musste man eventuell mit seinem Leben bezahlen. Ich denke aber, dass mich diese früheren Erfahrungen für meinen derzeitigen Job sehr gut vorbereitet haben. Ich bin gewohnt unter hohem Druck zu arbeiten und bin deswegen auch in schwierigen Zeiten nicht vom Kurs abgekommen in amerikanische Growth-Aktien zu investieren.


Über die Person:
Philip Propper de Callejon jr., hat internationale Wurzeln: der Vater stammt aus Spanien, die Mutter aus Graz und aufgewachsen ist er in New York. Bevor er 1995 zu TCW kam, war er u.a. Air Force Offizier und als Ausbildner für Kampfjetpiloten (Typ: Phantom F4, siehe Bild) zuständig. Von 1997-2002 war er Analyst für Small und Mid Cap Growth Aktien, jetzt Portfoliomanager für Large Cap Growth Aktien. Er hält einen MBA der Universität von Southern California und ist CFA.


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