SRI am Wendepunkt: Ist der richtige Zeitpunkt gekommen?

Ein Kommentar von Perrine Dutronc, Head of "Strategically Aware Investing" (SAI) Strategy von La Française AM zum Thema SRI-Fonds: Funds | 11.07.2017 08:03 Uhr
Perrine Dutronc, Head of SAI Strategy, La Française AM
Perrine Dutronc, Head of SAI Strategy, La Française AM
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"In einem oft schwierigen Umfeld für Vermögensverwalter haben Socially Responsible Investment (SRI) Fonds zu Beginn des Jahres 2017 wie schon 2016 einen kontinuierlichen Mittelzufluss erreicht. In Frankreich hat die Vermögensverwaltungsbranche ohne Geldmarktfonds beispielsweise einen Nettoabfluss von 3,9 Mrd. Euro im Jahr 2016 erlitten, während SRI-Fonds im selben Zeitraum einen Nettozufluss von über 7 Mrd. Euro erreichten. Außerdem haben nachhaltige festverzinsliche Fonds begonnen, Investoren in einen viel tieferen Markt zu ziehen als traditionelle SRI-Aktienfonds.

Beobachter des Marktes haben seit Jahren den Aufstieg des SRI-Phönix erwartet. Heutzutage sind eine Reihe von Faktoren für dieses Ergebnis maßgeblich und der lange vorhergesagte Wendepunkt ist vielleicht gekommen.

Der Auslöser dafür ist der Klimawandel, der viel diskutiert worden ist und seit dem Pariser Klimagipfel 2015 in den Medien stets präsent ist. Diese Thematik scheint das Interesse von zwei Akteuren geweckt zu haben: der Finanzindustrie und der breiten Öffentlichkeit, deren Zusammenkommen der noch benötigte Funke sein könnte. Es ist einer der großen Erfolge des Klimagipfels, neben den 195 Ländern, die die Vereinbarung unterzeichnet haben, auch nichtstaatliche Akteure auf das Thema aufmerksam gemacht zu haben. Dazu gehören auch die beiden wesentlichen Treiber für konkretes Handeln, die Finanzbranche und die breite Öffentlichkeit.

Die Finanzbrache hat erkannt, dass sie eine nicht zu vernachlässigende Rolle beim Vorantreiben des Themas SRI spielt. Diese Rolle wird unterstützt durch einige starke und symbolische geldpolitische Handlungen: Die großen Pensionskassen sind freiwilligen Initiativen beigetreten, um ihre CO2-Fußabdrücke zu reduzieren. Die G20 und das Financial Stability Board (FSB) haben wie auch der französische Gesetzgeber begonnen, das Thema Finanzierung des Klimaschutzes ernstzunehmen. Klimaschutzfinanzierungen werden in die Realität umgesetzt. Die sogenannte „Task Force on Climate-Related Financial Disclosures“ (TCFD) des FSB wird im Juni 2017 ihre Empfehlungen für die Hamburger Konferenz der G20 im Juli vorlegen. Auch ohne Gesetze könnten diese FSB-Empfehlungen einen Einfluss auf Endinvestoren ausüben, die dank ihrer Position an der Spitze der Entscheidungskette auf die Unternehmen einwirken können, in die sie investieren. Auf ähnliche Weise gibt es in Frankreich nach Artikel 173 des Energiewendegesetzes eine „zu erfüllende oder zu begründende“ Verpflichtung für Anleger, ihre ESG- und Klimarisiken zu mitzuteilen und zu erläutern, wie die identifizierten Risiken berücksichtigt werden.

Mittlerweile beginnt die breite Öffentlichkeit zu verstehen, dass die Probleme nicht zwangsläufig aus einer nebulösen Finanzbranche stammen, die die Rolle des Bösewichts spielt. Vielmehr sind Finanzen im weitesten Sinne in erster Linie ein Thema für alle Menschen, was insbesondere für ihr eigenes Geld gilt: Direkte Einsparungen, Renten, Notgroschen, Lebensversicherungen und Anlagen unterliegen grundsätzlich ihren Entscheidungen. Tatsächlich ist diese Verbindung noch nicht für alle offensichtlich, aber allmählich beginnt die breite Öffentlichkeit, dies zu verstehen und zu diskutieren.

Was wäre, wenn wir dieses gestiegene Bewusstsein auf der Angebotsseite (Finanzwelt) mit dem auf der Nachfrageseite (Bürger) zusammenbringen könnten?

Das andere Schlüsselelement ist der Wunsch, eine greifbare Verbindung zwischen einem Investment und seiner Wirkung ziehen zu können: Was finanzieren wir konkret? Oder, noch wichtiger: Welche Auswirkung hat das, was wir finanzieren? Das ist die große Frage, mit deren Antwort SRI seit Jahren aufgrund von fehlenden Angaben oder nicht ausreichend zuverlässigen und vergleichbaren Daten zu kämpfen hat. Die Branche hat den Investoren eine vage und unklare Botschaft vermittelt: das Versprechen, dass dank ihrer Investments etwas verbessert würde, bei gleichem oder sogar höherem Renditeniveau als sonst. Um dieses Etwas greifbarer zu machen, werden zur Illustration bestimmte Geschichten von ein oder zwei Unternehmen erzählt.

Diese Geschichten sind notwendig, um die Auswirkungen von Investments sichtbar zu machen und zu erklären, warum es beispielsweise sinnvoll ist, in Unilever zu investieren statt in Tesco. Versprechen und Geschichten müssen aber auch mit greifbaren Indikatoren verdeutlicht werden können. Diese sind unweigerlich reduktiv, aber zugleich aussagekräftig. Zu diesem Zweck haben die Verantwortlichen die Forschung zum Klimawandel und Studien über die Auswirkungen von CO2-Emissionen und die Kompatibilität mit einem 2°-Szenario genutzt, um weitere Einflussindikatoren ausfindig zu machen. Es gibt noch eine Menge zu tun, aber die Arbeit hat begonnen und dies ist bereits ein großer Schritt in die richtige Richtung. Die Verdeutlichung und Messung von Auswirkungen der Investments wird den institutionellen Investoren, ihren Treuhändern oder Vorstandsmitgliedern und Einzelpersonen dabei helfen, Verantwortung bei ihren Investmententscheidungen zu übernehmen. Dies ist die Quintessenz von SRI: finanzielle Performance mit ökologischer und sozialer Wirkung.

Schließlich scheint es, dass die notwendigen Voraussetzungen für ‚verantwortliche Fonds‘ geschaffen sind, um erfolgreich zu sein. Doch wird das ausreichen?"

Perrine Dutronc, Head of SAI Strategy, La Française AM


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