„Tiefstpunkte stehen uns noch bevor“

Deutsche Nebenwerte waren schon mal billiger, dafür sind die Gewinnschätzungen bei Blue Chips unrealistisch hoch angesetzt. Für Peter Ott, Fondsmanager des UBS Mid Caps Deutschland Fonds, ergibt sich deshalb noch immer ein Bewertungsabschlag von aktuell 20 Prozent. Welche Titel er bevorzugt und warum er von einer „double dip“ Rezession ausgeht verriet er e-fundresearch. Funds |
Nebenwerte waren schon mal billiger  e-fundresearch: Peter Ott, Sie sind Fondsmanager bei UBS Asset Management Deutschland und u.a. verantwortlich für den UBS Mid Caps Deutschland Fonds. Die Aktien aus diesem Bereich waren schon mal sehr viel günstiger zu haben, wenn man sich herkömmliche Bewertungskriterien wie KGV oder Dividendenrendite ansieht. Darüber hinaus haben diese den Nimbus der Sicherheit verloren. Warum sollte man denn überhaupt noch in deutsche Mid Caps investieren? 

Peter Ott: Das stimmt. Der Spread in der Bewertung zwischen Blue Chips und Nebenwerten ist zusammengegangen. Wenn man den Vorhersagen trauen kann, dann haben wir auf Basis der 2003er Unternehmensgewinne nur noch eine Unterbewertung von 10 Prozent. Allerdings ist bei Blue Chips ein sehr hoher Gewinnanstieg für dieses und nächstes Jahr in den Analystenschätzungen enthalten. Bei der aktuellen Konjunkturlage habe ich da so meine Zweifel, ob diese Realität werden. Die Gewinnsteigerungen bei Small- und Mid-Caps werden vielleicht auch nicht ganz erreicht, aber nicht so stark verfehlt wie bei den Standardwerten. 

Mid Caps: 20 Prozent Bewertungsabschlag 

Auf 2001er Basis beträgt die Unterbewertung 40 Prozent: Bei einem von mir erwarteten deutlichen Konjunkturabschwung nächstes Jahr, werden die Gewinne in Europa kaum um die erwarteten 50-60 Prozent ansteigen. Ich rechne als mit einer realistischen Bewertungslücke von etwa 20 Prozent. 

Standardwertefonds: Outperformance als Ausnahme 

e-fundresearch: Laut ihren Angaben macht der EuroStoxx50 bei 17% Risiko, 15% Performance – der MDAX mit 15% Risiko nur 8% Performance. Worin liegt ihrer Meinung nach dann die Attraktivität des MDAX? 

Peter Ott: Das sind ja Zahlen auf Basis der letzten 10 Jahre. Auf Sicht der letzten 3-4 Jahre haben MidCaps deutlich besser abgeschnitten. In Zeiten von Konjunkturaufschwüngen laufen Standardwerte immer besser. Gerade in der jetzigen Situation sollten Mid Caps aber besser performen. Weiters liefern Standardwerte-Fonds im Vergleich zu ihrer Benchmark immer eine schlechtere relative Performance als Mid Caps Fonds. Unser Fonds hat in den letzten 4 Jahren eine Outperformance von 4 Prozent p.a. erreicht. Bei Standardwerten wäre das eher die Ausnahme. Das resultiert aus dem Vorhandensein von Marktineffizienzen – also unentdeckte Titel, die von Brokerhäusern nicht analysiert werden.  

e-fundresearch: Wie sieht der Investmentansatz Ihres Fonds aus? Welche Branchen oder Einzeltitel gefallen Ihnen derzeit besonders bzw. wie selektieren Sie diese und wie groß ist das Team das Sie bei diesen Entscheidungen unterstützt? 

Peter Ott: Das Team für deutsche Aktien besteht aus 3 Leuten. Ich selbst trage die Verantwortung für das Mid Cap Segment. Der Investmentansatz lautet ganz klar: Suche nach unterbewerteten Titeln im MDAX Segment bzw. in den angrenzenden Segmenten wie DAX, SMAX oder Werte, die in keinen dieser Indizes enthalten sind. Wir haben eine ganz klaren Bottom-up Ansatz und sprechen viel mit den Unternehmen: Wie ist die Produktpalette, die Konkurrenzsituation, etc.? Das vergleichen wir dann mit der relativen Bewertung des Titels und versuchen so unser Portfolio zusammenzustellen. 

Aktuelle Favoriten: Porsche und Depfa 

Unsere aktuellen Favoriten sind schon lange unverändert. Etwa die Porsche AG, die kürzlich mit Cayenne ein neues Produkt auf den Markt bringt. Weiters die Depfa Bank, die meiner Ansicht nach total vernachlässigt worden ist. Die Krise bei den Investmentbanken hat sich ungerechtfertigterweise auf diesen Titel ausgewirkt, obwohl die Bank weder mit Risikovorsorge oder Investmentbanking viel zu tun hat. 

Früher waren wir tendenziell eher bei Pharmawerten untergewichtet. Das stocken wir derzeit wieder auf, weil die internationale Entwicklung die Anleger auf die Suche nach stetigeren Renditen machen lässt. 

„Double Dip“ Rezession wahrscheinlich 

e-fundresearch: Wie denken Sie geht es an den Börsen in den nächsten Monaten weiter? 

Peter Ott: Das Problem ist die Konjunkturentwicklung. Meiner Meinung nach stehen wir erst am Anfang eines Konjunkturabschwunges, also einer „Double-Dip“ Rezession. Im Verlauf des zweiten Halbjahres sollten wir die Tiefstpunkte an den internationalen Märkten sehen. Aktuell sieht es aber nicht nach Kursgewinnen aus. 

e-fundresearch: Vielen Dank für das Gespräch!

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen.
Klimabewusste Website

AXA Investment Managers unterstützt e-fundresearch.com auf dem Weg zur Klimaneutralität. Erfahren Sie mehr.

Melden Sie sich für den kostenlosen Newsletter an

Regelmäßige Updates über die wichtigsten Markt- und Branchenentwicklungen mit starkem Fokus auf die Fondsbranche der DACH-Region.

Der Newsletter ist selbstverständlich kostenlos und kann jederzeit abbestellt werden.