Auf der anderen Seite sehen die Fondsmanager Stefan Isaacs und Mike Ridell derzeit auch gute Gelegenheiten. Attraktiv finden sie vor allem Investmentgrade- und ausgewählte High Yield- Unternehmensanleihen.
Finanzmärkte vor Trendwende
Für Isaacs stehen die Finanzmärkte nach einigen „interessanten Jahren“ vor einer Trendwende. „In der Dekade seit seiner Einführung hat sich der Euro von einem Erfolg zu einem Desaster entwickelt“, so der Experte. Dabei sei von Anfang an klar gewesen, dass es sehr schwer sein würde eine Währungsunion ohne Fiskalunion zu schaffen. „Jetzt stellt sich die Frage wie der Euro die derzeitige Krise übersteht.“
Peripherie: Währungsabwertung unmöglich
„Wenn wir uns die Leistungsbilanzsalden der europäischen Länder anschauen, sehen wir, dass viele Peripheriestaaten seit längeren Defizite aufweisen“, so Mike Ridell. Für den ihn deutet das darauf hin, dass diese Länder nicht wettbewerbsfähig sind und eigentlich ihre Währungen abwerten müssten um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Nachsatz: „Da sie der Euro-Zone angehören, ist das nicht möglich.“
Markt erwartet „Haircut“
„Ein Zahlungsausfall beunruhigt die Finanzmärkte sehr“, so die M&G-Experten unisono. So hätten sich – aller Anstrengungen der griechischen Regierung zum Trotz, die Lage unter Kontrolle zu bekommen – die Credit Spreads für griechische Staatsanleihen mittlerweile massiv ausgeweitet, was darauf hin deutet, dass der Markt einen Zahlungsausfall des Landes oder zumindest einen umfassenden „Haircut“ erwartet.
EZB-Politik fehlerhaft
Die Maßnahmen, die als Reaktion auf die Euro-Krise eingeleitet worden sind, bezeichnen die Experten als „unzureichend“. Die Europäische Zentralbank (EZB) sei – anstatt vorausblickend zu handeln – von der Idee der Preisstabilität besessen gewesen. „Die Zinsanhebungen 2008 und 2011 werden rückblickend als Fehler gesehen werden“, so Isaacs.
EZB: Keine glaubwürdige Lösung
„Die EZB hat sich darauf konzentriert Liquidität in das Bankensystem zu pumpen, gleichzeitig hat sie jedoch verabsäumt Investoren davon zu überzeugen, dass sie eine glaubwürdige Lösung parat hat“, so Ridell. Die derzeitigen Maßnahmen wären „ein Tropfen im Ozean“. „Wir erwarten, dass wir künftig weitere Zinssenkungen sehen werden“, fügt er hinzu.
Eurokrise-Exposure meiden
Bei M&G sei man seit längeren bearish auf europäische Staatsanleihen eingestellt – vor allem auf solche deren Banken ein Exposure zur Euro-Schuldenkrise aufweisen. „Die europäischen Banken müssen sich dringend rekapitalisieren“, so Isaacs und Ridell. Zwar stehe eine „Art von Lösung“ in Aussicht, ein Allheilmittel könne allerdings nicht erwartet werden.
Gute Gelegenheiten
Trotz des schwierigen Umfelds weisen die M&G-Experten darauf hin, dass sich die europäischen Unternehmen seit 2008 kontinuierlich entschuldet haben und die Bilanzen von Investmentgrade-Unternehmen – mit Ausnahme von Financials – so konservativ ausschauen wie eh und je. Nachsatz: „Gute Gelegenheiten sehen wir vor allem bei Investmentgrade- und ausgewählten High Yield-Unternehmensanleihen.“
Eurozone bleibt
Für die kommenden Jahre gehen Isaacs und Ridell in den westlichen Volkswirtschaften von einem längerfristigen Entschuldungsprozess mit schwachem Wachstum aus, was letztlich auch die Geschäftszyklen verkürzen und die Volatilität erhöhen werde. Ein Auseinanderbrechen der Eurozone erwartet Isaacs nicht. „Das ist alleine schon wegen der Kosten der Errichtung der Eurozone unwahrscheinlich.“