Mit „Spezialitäten“ vertraut sein

Marianna Gurmann, Managerin des Nestor Osteuropa Fonds (LU0108457267), verfolgt mit ihrem Fonds eine nicht ganz alltägliche Osteuropa-Strategie – sie investiert nahezu ausschließlich in russische und türkische Aktien. Funds | 05.04.2011 04:30 Uhr
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Um erfolgreich in den Emerging Markets zu investieren, ist es laut der gebürtigen Ukrainerin wichtig die jeweilige Mentalität zu kennen. Darüber hinaus auch noch die Sprache zu beherrschen, ist selbstredend alles andere als ein Nachteil.

Das Risiko-Ertragsprofil optimieren

Gurmann hat den Nestor Osteuropa Fonds Ende 2008 übernommen und wie sie gegenüber e-fundresearch erklärt, „die Strategie umgestellt“. Im Mittelpunkt stehe seitdem nicht nur das Ziel die Benchmark zu outperformen, sondern auch das Risiko-Ertragsprofil zu optimieren. „Das heißt, in der Endphase eines Markt-Zyklus wird auf Outperformance zugunsten eines geringeren Risikos verzichtet. Die höchste Priorität hat stets die ausreichende Liquidität der Anlagen“, erklärt die Fondsmanagerin.

Im Gegensatz zur Benchmark (MSCI EM Eastern Europe, Anmerkung) ist der Fonds nicht in Polen, Ungarn und Tschechien investiert. „Stattdessen nehmen wir Aktien aus der Türkei ins Portfolio“, so Gurmann. Das sei darauf zurückzuführen, dass es in Ungarn und Tschechien nur jeweils vier liquide Unternehmen gebe, die allerdings in fundamentaler Hinsicht wenig interessant wären. Nachsatz: „Polen ist wiederum sehr banklastig, die Möglichkeiten sind also auch hier gering.“

Die Sprache sprechen und die Mentalität kennen

„Um die Emerging Märkte zu verstehen sollte man mit gewissen „Spezialitäten“ vertraut sein. Man sollte die Sprache sprechen und die Mentalität kennen“, so Gurmann weiter. Im Falle Russland trifft das bei der aus der Ukraine stammenden Fondsmanagerin zweifellos zu. Das Land profitiert bekanntlich angesichts der wieder anziehenden Weltwirtschaft von seinen gewaltigen Rohstoffreserven. „Der steigende Energiebedarf sichert dem Land Einnahmen“, bringt es Gurmann auf den Punkt.

Russland profitiert von Rohstoff-Förderung

Die Bereiche Forschung und moderne Technologien wären in Russland – trotz des hohen Humankapitals – allerdings noch nicht sehr weit. Eine Ausnahme stelle die Rohstoffförderung dar, die allerdings heute mit einem wesentlich geringeren Forschungsbudget auskommen muss, als das zu Sowjet Zeiten der Fall war. „Man gewinnt den Eindruck, dass kein Anreiz für die Weiterentwicklung gegeben wird, bevor die Rohstoffschätze nicht ausgegraben sind“, so die Expertin.

Türkei weist demographische Pluspunkte auf

Im Gegensatz zu Russland, bestehe zwischen den Rohstoffpreisen und dem Wirtschaftswachstum der Türkei wiederum eine negative Korrelation. „Das Land hat aber gewaltige demographische Vorteile – fast 30 Prozent der Bevölkerung sind jünger als 15 Jahre“, so Gurmann. Für die Türkei spreche auch die Tatsache, dass das Bildungsniveau und das Einkommen der Bevölkerung tendenziell steigen. Im Gegensatz zu vielen arabischen Ländern würden Frauen in der Wirtschaft eine wichtige Rolle spielen.

Türkische Unternehmen in Familienbesitz

Interessant für Investoren sei, dass Unternehmen in der Türkei oft in Holdings organisiert sind, die im Eigentum einer Familie stehen. Der Cash Flow fließe als Dividende an die Aktionäre, wovon die Familien profitieren. „Und diese Eigentümer sind natürlich einerseits an hohen Auszahlungen, andererseits aber auch am erfolgreichen Fortbestand des Unternehmens interessiert.  Die Dividendenrendite auf dem türkischen Aktienmarkt liegt deshalb in der Regel zwischen fünf und 15 Prozent“, so Gurmann.

Keine Ballungsrisiken eingehen

Die Kehrseite im Falle der Türkei liege allerdings – wie in vielen Emerging Markets - in der generell viel geringeren Liquidität als in den entwickelten Märkten. Bei einer Korrektur könne eine Bewegung (aus Liquiditätsgründen) wesentlich stärker ausfallen, als es die fundamentalen Daten vermuten lassen würden. „Deshalb macht eine Aktie auch nicht mehr als drei Prozent des Portfolios aus. Ich möchte einfach keine Ballungsrisiken eingehen“, so die Fondsmanagerin.

Interessante Positionen im Fonds

Zu den interessantesten Positionen im Fonds zählt sie derzeit Norilsk Nickel. Das russische Unternehmen ist mit einem Marktanteil von fast 30% der weltgrößte Produzent von Nickel. Der Rohstoff wird bekanntlich für unterschiedliche Industriebereiche benötigt. „Der Spekulationsanteil ist hier wesentlich geringer als beispielsweise bei Öl“, erklärt Gurmann. Ihren Angaben zufolge werden die „produktionsfähigen“ Nickelreserven demnächst ihren Höhepunkt überschreiten.

„In der Türkei gefällt mir das Unternehmen BIMAS gut. Der Lebensmittelkonzern wurde von religiösen Moslems gegründet, hat keine Schulden und weist jährliche Wachstumsraten von 15 bis 20 Prozent auf“, so Gurmann. Für das Unternehmen spreche neben der Kapitalstärke der langsame Expansionskurs in der MENA-Region. Potenzielle neue Märkte wären etwa Algerien und Ägypten. „Irgendwann kann auch der Irak oder Iran interessant werden“, so Gurmann.

Balance zwischen den Sektoren

„Insgesamt versuche ich eine vernünftige Balance zwischen den Sektoren zu halten. Man darf nicht vergessen, dass die Märkte nicht nur eine Richtung kennen es wird also irgendwann wieder bergab gehen. Daher sind wir vorsichtig. Nach einem Kursrutsch besteht dann wieder die Chance, stärker in den Markt einzusteigen“, erklärt die Expertin. Die größten Sektorenpositionen stellen derzeit Öl & Gas (Portfolioanteil: 29,8 Prozent), Rohstoffe (22 Prozent) und Financials (14,8 Prozent) dar.

Der Nestor Europa Fonds

Der Nestor Osteuropa Fonds wurde im Februar 2000 aufgelegt und blickt seitdem auf eine Performance von +159,37 Prozent zurück. Auf Einjahressicht konnten Investoren +24,55 Prozent lukrieren, in den letzten sechs Monaten immerhin ein Plus von 14,41 Prozent. Gurmann investiert nahezu ausschließlich in russische (Portfolioanteil: 81,9 Prozent) und türkische Aktien (13,6 Prozent). Zu jedem Zeitpunkt setzt sich das Portfolio aus nicht mehr als 35 Titeln zusammen.

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