Wir müssen die „Perlen“ genauer suchen

Jürgen Hackenberg, Manager des UniDeutschland XS im Gespräch mit e-fundresearch.com über das weitere Potenzial der deutschen Wirtschaft und die derzeit größten Herausforderungen für den Mittelstand. Funds | 01.04.2011 04:30 Uhr
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Der Union Investment-Fondsmanager (ISIN: DE0009750497) gibt darüber hinaus interessante Einblicke über seinen persönlichen Managementansatz, und welchem Thema er aktuell besonders genaue Beachtung schenkt.

e-fundresearch: Herr Hackenberg, ist nach der starken Performance der deutschen Wirtschaft im Vorjahr das Ende der Fahnenstange erreicht oder geht es weiter aufwärts?

Hackenberg: Wenn man mit den Unternehmen spricht hat man nicht das Gefühl, dass alles schon passiert ist. Manche profitieren erst mit einiger Verzögerung vom Aufwärtstrend.

In Deutschland lassen sich eindeutig positive Tendenzen feststellen. So nimmt die Konsumneigung deutlich zu. Die Menschen scheinen erleichtert zu sein, dass es bergauf geht und haben auch weniger Angst um ihre Arbeitsplätze.

e-fundresearch: Stichwort Konsum, stellen die Lohnsteigerungen nicht eine Belastung für die Unternehmen dar?

Hackenberg: Die Lohnsteigerung von 3 Prozent stellt zwar ein Risiko auf der Margenseite dar, kann aber nicht als große Belastung bzw. Überraschung eingestuft werden. Ich sehe die Entwicklung nach der negativen Reallohnentwicklung der letzten Jahre durchaus positiv. Mehr Sorgen bereitet mir ein möglicher Flächenbrand im Nahen Osten. Falls davon auch Saudi-Arabien betroffen ist, könnte der Ölpreis durch die Decke gehen.

e-fundresearch: Treffen Sie bereits Vorbereitungen für „ruhigere“ Zeiten?

Hackenberg: Ich bin noch nicht der Überzeugung, dass der Fonds defensiver ausgerichtet werden sollte. Ich glaube da ist noch einiges möglich. Die wichtigen Themen für 2011 sind die Erholung in den USA und Europa. Eine positive Stimmung in beiden Wirtschaftsräumen ist sehr wichtig. Klar ist allerdings, dass man nach Jahren der Outperformance von Small und Mid Caps die „Perlen“ genauer suchen muss.

e-fundresearch: Wie schätzen Sie die Bewertungen deutscher, mittelständischer Aktien ein?
 
Hackenberg: Von der Bewertungsseite erwarte ich mir nicht mehr so viel, die Performance muss jetzt von den Gewinnen angetrieben werden. Das durchschnittliche KGV von 13 bis 14 schätze ich jedenfalls als fair ein bzw. sehe es keineswegs als Hinderungsfaktor. Man muss sich allerdings auf Einzelwerte konzentrieren, die Einstellung „der Markt wird schon laufen“ geht nicht mehr.

e-fundresearch: Wie würden Sie Ihren Managementansatz kurz umschreiben?

Hackenberg: Unser Managementansatz ist sehr aktiv. Dazu gehört es auch die Unternehmen zu hinterfragen, die man nicht mag. Sehr wichtig ist mir bei der Titelselektion ein positiver Eindruck vom Management und eine gesunde Bilanzstruktur bzw. eine deutliche Verbesserung der Bilanzstruktur. Weiters wichtig ist mir ein Alleinstellungsmerkmal oder eine Nischenstellung, die Small und Mid Caps sehr häufig aufweisen. Unternehmen mit internationaler Ausrichtung haben ohnehin mehr Potenzial als andere.

e-fundresearch: Inwiefern spielt die Bewertung eine Rolle?

Hackenberg: Die Bewertung ist für mich kein Ausschlusskriterium, sie sollte sich allerdings im unteren Bereich befinden.

e-fundresearch: Wo sehen Sie auf kurze Sicht die größten Herausforderungen für den deutschen Mittelstand?

Hackenberg: Zu den Herausforderungen gehört die Inflation auf der Kostenseite – sprich bei Material und Löhnen. Dazu kommt die enorme Stärke des Euros. Negativ würde sich natürlich eine massive Wachstumsverlangsamung der Emerging Markets auswirken. Falls China statt 10 Prozent jetzt 7 oder 8 Prozent pro Jahr wächst, wäre das kein Problem. Was mich eher entspannt ist eine Anhebung der Zinsen. Die meisten Unternehmen haben ihre Finanzierung ohnehin im Griff.

e-fundresearch: Schenken Sie aktuell einem Thema besondere Beachtung?

Hackenberg: Ein Kernthema ist für mich zurzeit die Preismacht der Unternehmen – also wie die Kosten auf der Inputseite weitergegeben werden können. Dazu gibt es unterschiedliche Aussagen der Unternehmen. Das so genannte „Gießkannenprinzip“ funktioniert jedenfalls nicht mehr, so der Grundtenor.

e-fundresearch: Welche Aktien gefallen Ihnen derzeit am besten?

Hackenberg: Sehr gut gefallen mir Zykliker, sprich Industriegüter-, Automobil- oder Halbleiterproduzenten sowie Maschinenbauer. Etwas aufgestockt habe ich zuletzt Immobilienaktien. Ich schätze sie als unterbewertet ein.

e-fundresearch: Herzlichen Dank für das Interview!

 


 

Der von Jürgen Hackenberg gemanagte UniDeutschland XS, der sich auf Mid-, Small- und Micro-Caps konzentriert, hat seit seiner Auflegung im Oktober 2006 eine jährliche Performance von + 12,38 Prozent aufzuweisen, auf Einjahressicht steht ein Plus von starken 42,86 Prozent zu Buche. Einen Schwerpunkt im Portfolio stellen derzeit Industrials (Anteil: 37,8 Prozent), Consumer Discretionary (18,6 Prozent) und IT (18 Prozent) dar. Auf Untenehmensebene stellen Gildemeister und Suess Microtec (beide 2,7 Prozent) und Ströer Out-of-Home-Media (2,6 Prozent) die größten Positionen dar.

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