BLOG - Fondsmarkt wird sich in aktiv / passiv teilen

"Ein Investment in einen börsennotierten Indexfonds (ETFs) ist so, als würde man in der Obst- und Gemüseabteilung eines Supermarktes das gesamte Sortiment kaufen, obwohl man nur Äpfel und Bananen mag." Funds | 18.11.2010 08:59 Uhr
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So drückte es ein Vertreter der aktiv gemanagten Fondsindustrie aus, mit dem ich vor ein paar Tagen gesprochen habe.

Diese Aussage wirkte im ersten Moment sehr erheiternd auf mich. Im zweiten Augenblick brachte sie mich aber zum Nachdenken, denn so ganz unrecht hatte der Branchenvertreter nicht. Schließlich deckt ein Investor mit dem Kauf eines börsennotierten Indexfonds (ETF) ein ganzes Marktsegment ab und kauft so gegebenenfalls auch Aktien, deren Zukunft ungewiss erscheint - nur weil diese in dem entsprechenden Index enthalten sind. Im Gegensatz dazu sollten aktive Fonds in der Lage sein, aufgrund der von Ihnen durchgeführten Analysen die schlechten Titel eines Index auszusortieren und so die Wertentwicklung zu optimieren.

In der Praxis sieht dies jedoch meistens anders aus. Aufgrund hausinterner Vorgaben des Risikomanagements sind viele aktive Fondsmanager eng an die Zusammenstellungen der Indizes gebunden. Einzelne Aktien oder Sektoren, zu denen sie eine negative Meinung haben, dürfen sie zum Teil nur untergewichten, aber nicht ganz aus ihren Portfolios ausschließen. Dies führt im Ergebnis dazu, dass viele aktive Manager zwar in der Lage sind, ihre Vergleichsmärkte in einzelnen Jahren zu übertreffen. Langfristig hinken sie ihren Referenzmärkten aber oftmals hinterher.

Ein weiterer belastender Faktor für aktive Fondsmanager sind die Transaktionskosten und andere Gebühren, die den Portfolios belastet werden. Die Manager müssen diese Kosten durch Portfolioumschichtungen zusätzlich verdienen, um bessere Ergebnisse als der Markt zu erzielen. Genau daran scheitern aber viele aktive Manager, da oftmals schon die Verwaltungsvergütungen aktiver Fonds mehr als 1,5 Prozent pro Jahr betragen. Addiert man die zusätzlichen Kosten zu diesem Wert, liegt die Kostenbelastung bei aktiven Fonds schnell bei mehr als zwei Prozent. Die Manager müssen diese zusätzlich zur Rendite des Marktes erwirtschaften, bevor sie für den Investor das gleiche Ergebnis wie der Markt erzielt haben.

Diese Aufgabe sollte Managern, die sich an keinerlei Marktvorgaben zu halten brauchen und somit ihr Portfolio aus Aktien aller Kapitalisierungsgrößen, Branchen und Sektoren kaufen können, leichter fallen als streng reglementierten. Allerdings zeigen viele dieser besonders aktiv gemanagten Fonds als Ergebnis ihrer aggressiveren Investitionen entsprechend höhere Risiken. Daher schneiden viele von ihnen in Rendite-Risiko-Analysen nicht besser ab als der Gesamtmarkt, sprich ETFs.

Meiner Meinung nach wird sich der Fondsmarkt in Zukunft in zwei Hauptgruppen aufteilen: Die eine Gruppe wird aus Fonds bestehen, die den Anlegern kostengünstig effiziente Marktzugänge ermöglichen - darunter ETFs. Die zweite Gruppe wird aus sehr aktiv gemanagten und flexiblen Fonds bestehen. Zwar wird es auch weiterhin aktiv gemanagte Fonds geben, die sich sehr eng an einem Markt orientieren. Deren Marktanteil wird aus meiner Sicht in den nächsten Jahren aber deutlich sinken.

Schließlich gibt es keinen Grund dafür, dass Investoren Managern viel Geld dafür bezahlen, dass er sein Gehalt und andere Kosten erwirtschaftet, aber ansonsten keinen Mehrwert gegenüber seinem Referenzmarkt schafft.

 


Für den Inhalt der Kolumne ist allein der Verfasser verantwortlich. Der Inhalt gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder, nicht die von Thomson Reuters.

 


Über den Autor Detlef Glow, MBA (UoW):
 
Glow begann im Jahr 2005 als Leiter der Fondsanalyse für Deutschland und Österreich bei Thomson Reuters - Lipper. Seit Anfang 2007 war er dort Leiter der Fondsanalyse für Zentral-, Nord- und Osteuropa. Seit Herbst 2010 ist Herr Glow Head of Lipper EMEA Research und damit Head of Lipper EMEA Research. Zuvor war er als Direktor Portfoliomanagement bei der Feri Wealth Management GmbH in Bad Homburg als Portfoliomanger für vermögende Privatkunden tätig. Seine Karriere begann Glow neun Jahre zuvor bei der tecis Holding AG in Hamburg, wo er zuletzt als Leiter der Fondsanalyse sowohl für das quantitative als auch das qualitative Fondsresearch der tecis Asset Management AG verantwortlich war.

 


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