„Das Umfeld bleibt in den USA jedoch herausfordernd“, so Wilson. Als großes Problem sieht er die hohe strukturelle Arbeitslosigkeit, von der vor allem einfache Arbeitskräfte betroffen sind. Tot sei der Konsum in den USA dennoch nicht.
Stock Picking wurde heuer erschwert
Die Performance des Threadneedle US-Portfolios hat heuer zu wünschen übrig gelassen. Dafür macht Wilson unter anderem das Exposure zu zyklischen Titeln sowie die Tatsache, dass einige „high conviction“ Technologiewerte underperformed haben verantwortlich. „Was das Stock Picking erschwert hat, war die Nichtbeachtung der fundamentalen Ausgangslage der Unternehmen“ erklärt Wilson. Trotzdem wollte man an dem in der Vergangenheit erfolgreichen Ansatz festhalten. „Schließlich haben wir damit zwischen 2004 und 2009 viel Alpha generieren können.“
Es geht wieder bergauf…
Zuletzt hatte Wilson den Eindruck, dass es wieder etwas bergauf geht. Auf Dreimonatssicht haben sowohl der American Select Fund als auch der American Fund ein Plus von zehn Prozent zu Buche stehen. Zur Werterhöhung beigetragen hätten einzelne Titel aus den Bereichen Soft- und Hardware, Handel oder Konsumgüter. Als Beispiel führt Wilson den Internetkonzern Google an, der nach einem schlechten zweiten Quartal zuletzt wieder starke Zahlen vorgelegt hat.
Konsumschwäche und Budgetkonsolidierung schwächen den Markt
Wilson geht für die USA weiterhin von einem von niedrigem Wachstum gekennzeichneten Umfeld aus, was vor allem auf die anhaltende Konsumschwäche und die Budgetkonsolidierung zurückzuführen ist. Nichtsdestotrotz ist er „vorsichtig optimistisch“ eingestellt. „Optimistisch vor allem was einzelne Unternehmen betrifft“, erklärt er. Klare Vorteile hätten jetzt solche mit starken Bilanzen und Cashflows. Positiv sieht er die attraktiven Bewertungen. „Das Szenario für Stock Picking ist nicht schlecht.“
Arbeitslosigkeit in den USA so hoch wie selten zuvor
Ein großes Problem ist für den Threadneedle-Experten derzeit die hohe strukturelle Arbeitslosigkeit in den USA. Sie sei wesentlich höher als während anderer Rezessionen. „Wenn Unternehmen Arbeitskräfte einstellen, dann nicht in den USA“, sieht Wilson einen klaren Trend hin zum Outsourcing. Daran würde sich auch in Zukunft nichts so schnell ändern. Betroffen wären vor allem einfache Arbeiter. Keine Sorgen müsse man sich hingegen um „white collar“ – sprich, gut ausgebildete – Arbeitskräfte machen.
Keine neuen Belastungen beschließen
Obwohl sich die für die US-Wirtschaft so wichtigen Konsumausgaben angesichts der hohen Arbeitslosigkeit gedämpft entwickeln, sei der Konsum keineswegs tot. Wichtig sei es jetzt, dass nach den im November auslaufenden – und noch von US-Präsident Barack Obama’s Vorgänger George W. Bush durchgesetzten – Steuerermäßigungen für Besserverdiener nicht neue Belastungen beschlossen werden. „Das könnte zu einem deutlichen Rückgang bei den Konsumausgaben führen“, warnt Wilson.
Unternehmen wurden durch Krise viel produktiver
„Auffallend war, dass während dieser Krise die Unternehmen deutlich mehr Kosten eingespart haben als in den letzten 50 Jahren“, so Wilson weiter. Bis die Investitionen wieder merklich zunehmen, könne jedoch noch einiges an Zeit vergehen. „Da wir in den letzten zwölf Monaten rund 800 Unternehmen besucht haben, können wir gut einschätzen in welchen Bereichen am meisten eingespart wurde“, so Wilson. Nachsatz: „Die Unternehmen sind viel produktiver geworden sind.“