Solche Weiterentwicklungen von Produkten sind für die Nutzer nicht immer positiv. Aus diesem Grund lohnt es sich, die Veränderungen von Indizes genauer anzuschauen.
Ein Indexanbieter, der in diesem Jahr besonders durch Veränderungen in seiner Produktpalette auffällt, ist die Schweizer Stoxx, eine Tochter der Deutschen Börse und der SIX Group. In einem ersten Schritt hat Stoxx Anfang des Jahres 2010 die bestehende Palette der EuroStoxx 50 Indizes um eine Total-Return-Variante erweitert. Diese bietet Emittenten und Investoren die Möglichkeit, von allen anfallenden Erträgen vor Steuern zu profitieren.
Zudem bietet Stoxx eine gehebelte und zwei Short-Varianten des EuroStoxx 50 an. Diese Produkte besaßen bei ihrer Auflage noch das eine oder andere Manko: So wird zum Beispiel die Ausgangsbasis bei diesen Indizes jeden Tag neu berechnet. Bei den Short-Varianten wurden die Kosten für die Wertpapierleihe nicht berücksichtigt, bei den gehebelten Produkten floss das für den Hebel zusätzlich benötigte Bargeld nicht in die Berechnung ein.
All das führte dazu, dass die angebotenen ETFs auf diese Indizes ihre Basiswerte nicht genau nachbilden konnten. Denn sie mussten die entsprechenden Kosten im Unterschied zu den Indizes tragen. Stoxx hat darauf reagiert und berücksichtigt nun sowohl die Zinsen für das geliehene Geld als auch die Kosten für die Wertpapierleihe bei der Kalkulation. Diese Veränderungen in der Berechnung sind auf den ersten Blick zwar klein. Sie führen jedoch dazu, dass die entsprechenden Indizes die Realität genauer abbilden und sich daher besser nachbilden lassen.
Aus Sicht der Kunden war die tägliche Neuberechnung der Ausgangsbasis sowohl bei den gehebelten als auch bei den Short-Produkten sehr schwer zu verstehen. Denn die Berechnungsmethode auf täglicher Basis führte dazu, dass lang investierte Anleger Verluste erlitten, obwohl der Markt wie erwartet fiel. An diesem Punkt hat Stoxx nun mit monatlich neu berechneten Indizes angesetzt. Das macht die Wertentwicklung für längerfristig orientierte Anleger berechenbarer. Zwar gibt es noch keine Produkte auf diese neuen Varianten. Da diese den Anlegern aber mehr Vorteile als die bisherigen Produkte bieten, ist dies sicherlich nur eine Frage der Zeit.
Die oben aufgeführten Entwicklungen zeigen, dass sich die Indexindustrie an die Anforderungen des Marktes anpasst. Das muss sie auch tun, um mögliche Fehlentwicklungen zu korrigieren und die Bedürfnisse ihrer Kunden besser zu befriedigen. Durch die neuen Indizes wird sich die Anzahl der verfügbaren ETFs im Markt sicherlich erhöhen. Aber ich gehe davon aus, dass die ETF-Anbieter nur Produkte auflegen werden, von denen sie sich Mittelzuflüsse erhoffen. Auf der anderen Seite werden sie Ladenhüter sicherlich wieder vom Markt nehmen.
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Über den Autor Detlef Glow, MBA (UoW):
Glow begann im Jahr 2005 als Leiter der Fondsanalyse für Deutschland und Österreich bei Thomson Reuters - Lipper. Seit Anfang 2007 ist er dort Leiter der Fondsanalyse für Zentral-, Nord- und Osteuropa. Zuvor war er als Direktor Portfoliomanagement bei der Feri Wealth Management GmbH in Bad Homburg als Portfoliomanger für vermögende Privatkunden tätig. Seine Karriere begann Glow neun Jahre zuvor bei der tecis Holding AG in Hamburg, wo er zuletzt als Leiter der Fondsanalyse sowohl für das quantitative als auch das qualitative Fondsresearch der tecis Asset Management AG verantwortlich war.
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