Während in den westlichen Industriestaaten die Gestaltung der Wirtschaftspolitik sehr stark von innenpolitschen Themen und Wahlterminen in den einzelnen Ländern beeinflusst wird, holt China mittels 5-Jahresplänen immer wieder zu einem ´neuen Wurf´ aus. Aktuell wird der 12. 5-Jahresplan diskutiert, der das Thema "Nachhaltigkeit" in den Mittelpunkt der Regierungsarbeit und Wirtschaftspolitik stellen wird.
Nicht immer ein ´großer Wurf´
Obwohl durch die umfassende und breite Diskussion der 5-Jahrespläne im Vorfeld immer wieder große Anläufe genommen werden, gelingt im Nachhinein betrachtet nicht immer der geplante ´große Wurf´, denn schon im Jahr 2006 wurde von der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua bestätigt, dass angeblich die Ziele des 10. 5-Jahresplans nicht erreicht wurden - vor allem auch im Bereich des Umweltschutzes. Im 11. 5-Jahresplan stand das Thema Nachhaltigkeit bereits ganz oben auf der Agenda - neben Umweltschutz, Ausbau des Sozialsystems, der Verbesserung der Infrastruktur, der Angleichung der Einkommensunterschiede zwischen Stadt- und Landbevölkerung sowie der Ankurbelung des Inlandskonsums. Diese Themen stehen auch weiterhin im Fokus, wobei die Zielerreichung in Zukunft nicht nur rein quantitativ anhand des Wirtschaftswachstums, sondern auch qualitativ bewertet und beurteilt werden sollte.
Auf keinen Fall sollte die (Selbst)kritik hinsichtlich der Zielerreichung darüber hinwegtäuschen, dass sich China mit großen Schritten vorwärts entwickelt und mittlerweile nach den USA die zweitgrößte Volkswirtschaft ist und weiterhin stark wachsen sollte. Von offizieller Seite wird auch immer wieder der Aufbau einer harmonischen Gesellschaft in den Mittelpunkt gestellt.
Neues Wachstumsmodell für China
Agnes Deng, Head of Hong Kong China Equities bei Baring Asset Management in Hong Kong und Fondsmanagerin des Baring Hong Kong China Fund: "In den nächsten 3-5 Jahren wird China die Wachstumstreiber der Wirtschaft neu definieren müssen. In den letzten zehn Jahren waren die Exportwirtschaft und die Investitionen die Wachstumstreiber. In Zukunft sollte der Inlandskonsum mindestens genauso wichtig werden - wenn nicht sogar wichtiger. Bislang entfielen nur rund 20 Prozent des Wirtschaftswachstums auf den privaten Konsum. In den USA liegt dieser Wert bei 60 Prozent des Wachstums."
Aufgrund der hohen Investitionen - nicht zuletzt in Form von Stimulierungsprogrammen als Antwort auf die Finanzkrise - hatte sich der Anteil des privaten Konsums in Relation zu Net-Exporten und Investitionen nur geringfügig nach oben bewegt. Anes Deng: "Bereits im Jahr 1996 lag der Anteil des Konsums - in Prozent gemessen - höher als heute."
Anges Deng: "Nachhaltigkeit wird in den kommenden Jahren im Vordergrund stehen. Jede staatliche Einheit muß prüfen, wie und in welchem Umfang nachhaltiges Wirtschaftswachstum erreicht werden kann." Politiker und staatliche Einheiten werden in Zukunft auch daran gemessen, wie erschwinglich beispielsweise die Immobilienpreise bleiben, wie sicher die Menschen in den Städten leben, etc."
Marktteilnehmer kritisieren und hinterfragen immer wieder die Qualität und Transparenz von Wirtschaftsdaten in China. Die längerfristige Analyse von Trends liefert jedoch wertvolle Informationen und auch die Daten zum Energieverbrauch sind ein ein guter Indikator für das Wachstum, da Energie nicht gespeichert werden kann.
Erhöhung der Haushaltseinkommen und Urbanisierung
Agnes Deng: "Der Inlandskonsum kann nur über die Steigerung der Haushaltseinkommen erreicht werden. Nicht zu unterschätzen ist auch die Änderung der Lebensbedingungen und des ´Lifestyle´ durch die fortschreitende Urbanisierung. Die Auswirkungen sind bereits sichtbar. Die Landbevölkerung wird in das Sozialversicherungssystem übernommen und dadurch wird auch die Nachfrage nach Produkten aus dem Gesundheitsbereich beflügelt."
Die Erhöhung der Löhne im Produktionsbereich führt nach Ansicht von Agnes Deng nicht unbedingt zu einer Verschlechterung der Margen der Unternehmen, da auch die Produktivität laufend erhöht wird und auch die Automation in der Industrie stark wächst.
Positionierung des Fonds
Das Portfolio des Baring Hong Kong China Fund umfasst aktuell 69 Aktien aus einem Universum von insgesamt 440 Aktien. Als Benchmark wird der MSCI China verwendet. In den letzten Jahren gab es Anpassungen bei der Benchmark. Der Tracking Error kann zwischen 4 und 9 Prozent liegen. Insgesamt 90,8 Prozent der Aktien sind außerhalb von China notiert, davon sind alleine 43,2 Prozent H-shares. 4,6 Prozent der Titel notieren in China und der restliche Teil des Portfolios entfällt auf HK Unternehmen (3 Prozent) und 1,6 Prozent Cash. Agnes Deng: "Aktuell fokussieren wir uns auf Unternehmen, die direkt vom Wachstum in China profitieren. In einer anderen Marktphase könnte auch Taiwan oder Hong Kong wieder stärker gewichtet werden."
Der Fokus auf Branchenebene liegt eindeutig auf Konsumgütern mit einer Übergewichtung von 6 Prozent, gefolgt von IT mit 5,6 Prozent und Health Care mit einer Übergewichtung gegenüber der Benchmark in der Höhe von 2 Prozent. Telekomunternehmen (Untergewichtung von -4,9 Prozent), Energie (-3,9 Prozent), Materials (-3,6 Prozent) und Finanzwerte (-2,1 Prozent) werden weniger attraktiv eingeschätzt. Dem GARP Ansatz folgend ist der Fonds auf Unternehmen fokussiert, die im Vergleich zum Index einen höheren ROE (Fonds 21,3 vs. Index 19,8) und auch ein leicht höhere P/E aufweisen (Fonds 15,4 vs. Index 13,5) jedoch moderat bewertet sind (P/B: Fonds: 2,5 vs. Index 2,4).