Schließlich legen die Anbieter ihre Fonds auf, weil sie damit Geld verdienen wollen. Sicherlich ist es nur eine Frage der Zeit, bis einzelne Anbietern mangels Vertriebserfolgs ihre Produktpaletten bereinigen werden.
Fonds mit kleinen Volumina stecken in einem Dilemma: Viele institutionelle Investoren, insbesondere Dachfonds, dürfen sich nur bis zu einem bestimmten Prozentsatz des Zielfondsvolumens an einem Fonds beteilige. Das beschert Produkten mit hohen Volumina in der Regel besonders starke Zuflüsse und macht sie noch größer. Solche Investmentrichtlinien erklären übrigens auch einen Teil der Konzentration auf dem ETF-Markt. Denn es ist für Investoren in der Regel kostengünstiger und weniger aufwendig, eine Anlageidee über einen großen ETF umzusetzen, als ihr Anlagevolumen auf mehrere kleine Fonds zu verteilen.
Nun sind ETFs ebenso wie aktiv gemanagte Fonds für die Anbieter mit hohen Fixkosten verbunden - unabhängig davon, wieviel Geld in die Produkte investiert ist. Die Einnahmen der Anbieter über die Managementgebühren hängen jedoch direkt vom Anlagevolumen ab. Das heißt: Entweder müssten die Anbieter bei kleinen Fonds die Managementgebühren anheben, damit ihre Produkte kostendeckend bleiben. Das würde jedoch ihre Wettbewerbsfähigkeit schmälern. Oder sie müssten die Fonds mangels Erfolgs vom Markt nehmen, weil sie nicht profitabel sind.
Einige Leser werden sich fragen, warum die Gesellschaften bei vielen kleinen Fonds nicht schneller reagieren und die Produkte auflösen. Dies hat zwei Gründe: Zum Einen ist die Auflage eines Fonds im Verhältnis zu anderen Produkten wie zum Beispiel einem Zertifikat relativ teuer und zeitaufwendig. Denn Fonds benötigen Vertriebszulassungen, die bei den jeweiligen Marktaufsichten beantragt werden müssen. Wegen dieser hohen Startinvestitionen räumen die Anbieter den Produkten längere Gnadenfristen ein.
Zum Anderen spielt die Profitabilität aufgrund des verwalteten Vermögens nicht bei allen Fonds eine entscheidende Rolle. Denn einige wenige Produkte werden von den Anbietern zur Ergänzung ihrer Produktpaletten benötigt - sei es nur um zu zeigen, dass man in der Lage ist, auf den betreffenden Markt etwas anzubieten. Andere Fonds stoßen vielleicht nur aufgrund des jeweils aktuellen Marktumfeldes auf geringes Interesse bei den Investoren, zum Beispiel Short-ETFs oder Produkte auf gewisse einzelne Branchen. Sobald die Marktstimung wechselt, könnte sich das aber ändern. Und dann ist es gut, entsprechende ETFs nach wie vor anzubieten. Daher können kurzzeitige Quersubventionierungen vonseiten der Anbieter sinnvoll sein - aber eben nur vorübergehend. Und Nischenprodukte, zum Beispiel auf einzelne Schwellenländer, dürften wohl selbst bei einem Boom des zugrundeliegenden Marktes keine Riesensummen einsammeln.
Aus meiner Sicht werden die ETF-Anbieter über kurz oder lang ihre Produktpaletten bereinigen, um ihre Fixkosten zu senken. Dies ist dann aber nicht als Ende des Wachstums in der ETF-Branche zu bewerten. Sie würde eher eine gesunde Bereinigung des Marktes darstellen, die zu neuem Wachstum führen sollte. Denn die Entwicklung bei aktiv gemanagten Fonds zeigt: Es ist sinnvoll, die teilweise aus marketingtechnischen Gesichtspunkten heraus kreierten Fehlentwicklungen zu korrigieren, um so die Vielzahl der angebotenen Produkte und damit die Komplexität des Marktes zu reduzieren. Denn das schafft mehr Transparenz für die Investoren und könnte dadurch neue Anleger anziehen.
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Über den Autor Detlef Glow, MBA (UoW):
Glow begann im Jahr 2005 als Leiter der Fondsanalyse für Deutschland und Österreich bei Thomson Reuters - Lipper. Seit Anfang 2007 ist er dort Leiter der Fondsanalyse für Zentral-, Nord- und Osteuropa. Zuvor war er als Direktor Portfoliomanagement bei der Feri Wealth Management GmbH in Bad Homburg als Portfoliomanger für vermögende Privatkunden tätig. Seine Karriere begann Glow neun Jahre zuvor bei der tecis Holding AG in Hamburg, wo er zuletzt als Leiter der Fondsanalyse sowohl für das quantitative als auch das qualitative Fondsresearch der tecis Asset Management AG verantwortlich war.
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