BLOG - Vielen ETF-Statistiken mangelt es an Transparenz

Ich habe den Eindruck, dass immer mehr Statistiken rund um das Thema börsennotierte Indexfonds (ETFs) auf den Markt kommen. Das finde ich an für sich gut, denn Statistiken können mehr Transparenz schaffen - wenn sie richtig gemacht sind. Aber das ist in meinen Augen nicht immer der Fall. Funds | 30.08.2010 09:09 Uhr
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Der Trend zu immer mehr ETF-Statistiken hat meiner Meinung nach zwei Ursachen: Zum Einen ist das Interesse der institutionellen und privaten Anleger gestiegen - und damit deren Informationsbedarf. Zum Anderen macht dies die Berichterstattung für die Medien interessanter - und Statistiken sind in den meisten Fällen für Meldungen gut.

Die Realität ist aber sehr viel komplexer, als es eine Statistik zeigen kann. Erstes Beispiel: Handeln Investoren ETFs außerbörslich, können sich die verwalteten Vermögen dieser Fonds gravierend verändern. In den entsprechenden Börsenstatistiken würde sich dies jedoch nicht widerspiegeln. Das heißt, die mit den Transaktionen verbundenen Marktmeinungen der Investoren würden von den Statistiken nicht erfasst.

Zweites Beispiel: Ein großer Hedgefonds erwirbt eine Short-Position an einem ETF, um auf fallende Kurse in dem zugrundeliegenden Markt zu spekulieren. Gleichzeitig kauft ein anderer Investor Anteile an demselben ETF im selben Umfang. In den Statistiken würden beide Transaktionen verrechnet und als Nettomittelzufluss von Null ausgewiesen werden. Leider wird sich dieser Umstand nicht ändern lassen. Denn die Handelsdaten, die man zur Bereinigung der Daten bräuchte, sind nicht erhältlich.

Einige Statistiken geben nur die Veränderungen der verwalteten Vermögen wider. Eventuelle Einflüsse durch Kursschwankungen an den zugrundeliegenden Märkten werden nicht gesondert ausgewiesen. Das Gleiche gilt für Wechselkursbewegungen, falls die Fondswährung eine andere sein sollte als die, in der die Statistik die Volumina ausweist. Das kann zu Fehlinterpretationen führen.

Bleibt die Frage, was eine gut gemachte Statistik auszeichnet. Zum Einen sollte sie - mit Blick auf die zuvor angesprochenen Probleme - alle relevanten Daten enthalten. Zum Anderen sollte sie diese Daten direkt von der Quelle beziehen. Das können Börsen oder - im Falle des außerbörslichen Handels - die Fondsgesellschaften sein. Für die Genauigkeit von Statistiken macht es einen Unterschied, ob ETF-Börsenumsätze direkt in der Statistikwährung von einer Börse geliefert werden, oder ob sie von einem Informationsdienstleister bezogen und anschließend von dem Statistikanbieter in die Statistikwährung umgerechnet werden. Denn jede Datentransaktion kann zu Abweichungen führen. Schließlich sollten die Statistiken neben kurzfristigen auch die übergeordneten langfristigen Trends aufzeigen, um Fehlinterpretationen zu vermeiden.

Ich will noch einmal deutlich sagen, dass es in meinen Augen keinesfalls zu viele ETF-Statistiken gibt. Aber bisher beherzigen nicht alle Autoren die genannten Tipps, so dass nicht alle Statistiken transparent sind. Das muss sich ändern. Denn nur so werden Anleger und Branchenbeobachter diese Auswertungen schätzen, da sie ihnen bei Anlageentscheidungen helfen werden.

 


Für den Inhalt der Kolumne ist allein der Verfasser verantwortlich. Der Inhalt gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder, nicht die von Thomson Reuters.

 


Über den Autor Detlef Glow, MBA (UoW):
 
Glow begann im Jahr 2005 als Leiter der Fondsanalyse für Deutschland und Österreich bei Thomson Reuters - Lipper. Seit Anfang 2007 ist er dort Leiter der Fondsanalyse für Zentral-, Nord- und Osteuropa. Zuvor war er als Direktor Portfoliomanagement bei der Feri Wealth Management GmbH in Bad Homburg als Portfoliomanger für vermögende Privatkunden tätig. Seine Karriere begann Glow neun Jahre zuvor bei der tecis Holding AG in Hamburg, wo er zuletzt als Leiter der Fondsanalyse sowohl für das quantitative als auch das qualitative Fondsresearch der tecis Asset Management AG verantwortlich war.

 


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