Seit den 80er-Jahren erhebt die GfK Austria, welche Anlageformen für die Österreicherinnen und Österreicher über 15 Jahre - unabhängig von der Nutzung - am interessantesten sind. Jährlich werden dazu 20.000 persönliche Interviews durchgeführt, die Auswertung erfolgt quartalsweise.
Das Sicherheitsdenken überwiegt grundsätzlich bei der Geldanlage. Bei Herr und Frau Österreicher gilt im Zusammenhang mit Sparen generell: „Absicherung geht vor Risiko“. Gerade in turbulenten Zeiten auf den Kapitalmärkten sind konservative Sparformen üblicherweise auf dem Vormarsch.
Sparbuch fällt in Beliebtheit
Eine Renaissance feierte seit Anfang des Jahrtausends das Sparbuch. Im 2. Quartal 2010 verliert es jedoch wieder die Pole-Position in der Beliebtheit der Österreicher (46%) gegenüber dem Bausparvertrag. Die Gründe dafür liegen für Alexander Zeh, Finanzmarktforscher bei der GfK, klar auf der Hand: „Die Unsicherheit der letzten Monate in breiten Teilen der Bevölkerung ist deutlich weniger geworden. Man traut sich wieder mittel- bis längerfristig Geld anzulegen. Darüber hinaus sind die derzeitigen Sparbuchzinsen wenig interessant für breite Teile der Bevölkerung.“
Bausparer feiert Comeback
Konnte der bei den Österreichern sehr beliebte Bausparvertrag bis dato von der Krise nicht wirklich gewinnen, so zeigt sich seit Mitte 2009 ein eindrucksvolles Comeback. Die Attraktivität steigert sich weiter. Mittlerweile sind es wieder 49% der Bevölkerung, die dieses Traditionsprodukt interessant finden. Das Match Bausparen gegen Sparbuch hat wieder der Bausparvertrag gewonnen und liegt damit an Nummer 1 in der Beliebtheit.
Versicherungen ziehen an
Vom wiedergewonnenen Vertrauen in mittel- bis längerfristige Veranlagungen können auch eindeutig Versicherungen profitieren. So legt die klassische Lebensversicherung um fünf Prozentpunkte zu und liegt damit wieder auf dem Wert von 2008. Aber auch die Pensionsvorsorge mit staatlicher Förderung steigt in der Beliebtheit wieder auf 19%. „Lebensversicherungsprodukte waren und sind die Vorsorgeprodukte Nummer 1 für uns Österreicher. Es überrascht überhaupt nicht, dass wenn jetzt wieder längerfristig veranlagt wird, diese Produkte davon profitieren können.“ kommentiert Zeh.
Wertpapiere: erster Hoffnungsschimmer?
Das Interesse an Anlage in Wertpapiere ging bis zum Frühjahr dieses Jahres zurück. Nun zeigt sich ein erster Hoffnungsschimmer, denn auch das Interesse an einer Veranlagung in Aktien, Anleihen und Investmentfonds steigt wieder tendenziell an. Alexander Zeh: „Zwar können wir nicht davon ausgehen, dass die Topwerte aus 2007 oder früher so schnell wieder erreicht werden, aber es zeigt sich auch hier wieder eine Aufwärtsbewegung im Vertrauen der Bevölkerung.“
Überraschend: Auch das Interesse an der Veranlagung in Gold legt weiter zu: Waren es 2007 nur 7% der Österreicherinnen und Österreicher, die die Veranlagung in Gold interessant fanden, so sind es jetzt beachtliche 20%. „Ein Fünftel der Österreicher findet die Veranlagung in Gold interessant. Das ist insofern überraschend, da sich das Interesse an Gold üblicherweise diametral zum Interesse an Wertpapieren entwickelt. Die Österreicher scheinen mehr denn je zur Seite legen zu wollen.“
Fazit: Klassische Anlageformen werden von Österreichern zwar nach wie vor bevorzugt, aber auch mittel- bis längerfristige Veranlagungsformen rücken wieder in den Fokus.. Die Rangliste der beliebtesten Sparformen lautet wie folgt: Bausparvertrag (49%), Sparbuch (46%), Eigentumswohnung/Haus (28%), Grundstücke (26%), Lebensversicherung (24%) und Pensionsvorsorge mit staatlicher Prämie (19%).
Das Stimmungsbarometer Spar- und Anlageformen ermöglicht aufgrund der Stichprobengröße zum einen eine umfassende Subgruppenanalyse nach soziodemografischen Merkmalen wie Bildungs-, Berufs- und Kaufkraftmilieu, zum anderen aufgrund der kontinuierlichen Durchführung eine mehrjährige Trendanalyse. Aktuell erhältlich: 2. Quartal 2010 und Jahresbericht 2009 (20.000 Interviews)
Prok. Mag. Alexander Zeh
Leiter Client Services