Obwohl ein Bottom-Up-Ansatz im Vordergrund steht, wird laut Luke Stellini, Product Director Invesco, auch der Makrokontext nicht aus den Augen gelassen. „Alles andere wäre naiv“, so der Experte gegenüber e-fundresearch.
Europäische Aktien derzeit günstig bewertet
Stellini ist für europäische Aktien positiv eingestellt, wenngleich auch Anleger Aktien an sich noch zu meiden scheinen. Sie wären derzeit im historischen Durchschnitt besonders günstig bewertet. „Auch wenn wir keine Value-Investoren sind, spielen für uns die Bewertungen eine große Rolle“, meint er. Im Mittelpunkt des Investmentprozesses stehe ein Bottom-Up-Ansatz. Nicht vergessen würde man allerdings auch stets den Makrokontext zu berücksichtigen.
Vielzahl von Gelegenheiten ausnutzen
Wie lange das volatile Marktumfeld noch anhalten wird, ist für Stellini schwer zu sagen. „Was jetzt wichtig wäre sind klare Signale seitens der Politik“, so der Experte. Er befürchtet allerdings, dass falsche Maßnahmen getroffen werden könnten. Nichtsdestotrotz gebe es an den Märkten eine Vielzahl an interessanten Gelegenheiten. „Es ist in so einer Situation wichtig einen kühlen Kopf zu bewahren und sich auf fundamentale Faktoren zu konzentrieren“, so Stellini weiter.
Interessante Bereiche für Investments
Besonders interessant ist nach Angaben von Stellini derzeit der Industriesektor und hier vor allem Unternehmen die in den Bereichen Luft- und Raumfahrt, Transport, Infrastruktur und Produktionsgüter tätig sind. Für Unternehmen wie Safran, EADS und Rolls-Royce würden neben den niedrigen Bewertungen vor allem die gut gefüllten Auftragsbücher sprechen. „Für den Verteidigungssektor spricht wiederum die geringe Abhängigkeit vom allgemeinen Konjunkturverlauf“, so Stellini.
An Transport- und Dienstleistungsunternehmen wie TNT, G4S oder Capita, gefallen dem Invesco-Experten die Managementqualität, starke Cashflows sowie den erfolgreich abgeschlossenen Restrukturierungsprozess. „Investitionen in Infrastruktur und erneuerbare Energien bleibt ein starkes Thema“, so Stellini. Von den im Zuge der Krise beschlossenen staatlichen Infrastrukturausgaben würden vor allem Unternehmen, wie OHL, Bilfinger, Kingspan und Balfour Beatty profitieren.
Strategische Ausrichtungen in Unternehmen geändert
„Im Industriesektor haben sich einige Unternehmen so positioniert, dass sie in Zukunft höhere Erträge erzielen können“, so Stellini weiter. So habe sich etwa der Hersteller von Schließsystemen Assa Abloy von 25 Prozent der Belegschaft getrennt. Der Stahlkonzern Thyssen Krupp habe sich wiederum aus dem Schiffbau zurückgezogen und Steel Americas gegründet. Strategisch richtig sei auch die Entscheidung des Reifenherstellers Michelin gewesen, einen Teil der Produktion in die Emerging Markets zu verlegen.
Auf Industrie und Gesundheit setzen
Insgesamt machen Industriewerte 14,2 Prozent des Portfolios aus. Zweitgrößter Sektor ist mit einem Fondsanteil von 3,6 Prozent das Gesundheitswesen. „Die Ratings entsprechen hier keinesfalls dem wahren Wert der Produktpipelines“, meint Stellini. Auch wären die Dividendenrenditen nicht nur robust, sondern auch auf historischen Höchstständen. Nicht zufällig sind Novartis und Roche die größten Fondspositionen. „Der Markt interessiert sich nicht für defensive Unternehmen. Dabei sind sie wirklich billig“, so Stellini.
Vereinzelt Chancen im Bankensektor identifizierbar
Bankwerte sind laut dem Invesco-Experten seit längerem untergewichtet. Durch die Überreaktion des Marktes auf die Staatsschuldenproblematik hätten sich jedoch vereinzelt Gelegenheiten ergeben. „Hier ist es ganz besonders wichtig Kapitalposition und Schuldenbuch unter die Lupe zu nehmen“, erklärt er. Insgesamt sei der Ausblick für den Sektor von Entschuldung, niedrigem Wachstum, hohen uneinbringlichen Schulden und stärkerer Regulierung geprägt.
Performance des Invesco Pan European Equity Fonds
In den letzten zwölf Monaten hat der Invesco Pan European Equity Fund Anlegern eine Performance von +44,32 Prozent gebracht, insgesamt waren es 2009 +34,08 Prozent. In beiden Fällen konnte die Benchmark MSCI Europe klar geschlagen werden. „Es ist gut möglich, dass der Anteil defensiver Unternehmen im Fonds in den nächsten Monaten zunimmt“, meint Stellini. Allerdings würde man die Zykliker nicht aus den Augen verlieren. Schließlich wären sie deutlich interessanter.