Die Höhe des Spreads hängt dabei grundsätzlich von der gewählten Anlageklasse und den Handelszeiten des Basiswertes (Underlying) ab. Somit lassen sich hieraus schon einmal zwei Feststellungen treffen. Erstens: Je komplexer das Underlying eines ETF, desto größer wird auch der Spread sein. Zweitens: Anleger sollten versuchen einen ETF während der Handelszeiten des Basiswertes zu handeln, da sich sein Market Maker so kostengünstiger absichern kann. Schließlich dient der Spread zu einem großen Teil dazu, die Kosten des Market Makers abzudecken.
Neben den Kosten für den Erwerb der einzelnen Titel des dem ETF zugrundeliegenden Index, setzt sich der Spread aus möglichen Börsensteuern (Stamp Duties), den Kosten für eine Absicherung (Einzeltitel und Währungen), sowie den Kosten für die Ausgabe beziehungsweise Rücknahme der Fondsanteile und der Gewinnspanne für den Market Maker zusammen. Weil sich der Market Maker das Underlying zur Absicherung seiner Position beschaffen muß, wirkt sich eine Ausweitung oder Verengung des Spreads im Underlying direkt auf den Spread des ETF aus. Dabei ist es egal, ob es sich bei dem Underlying um Aktien, Anleihen oder Rohstoffe handelt.
Da alle Spreads für jeden Basiswert mit Hilfe der Berechnung eines relativen Spreads (prozentualer Unterschied zwischen Brief und Geldkurs) vergleichbar gemacht werden können, können die Market Maker diese nicht beliebig erhöhen. Sonst würden die Investoren ihre Transaktionen über einen günstigeren Anbieter abwickeln. In einem von Transaktionskosten geprägten Wettbewerbsumfeld wird der Spread gelegentlich auch als Marketinginstrument eingesetzt, um so das verwaltete Vermögen zu steigern. Da der Spread aber neben dem Gewinn für den Market Maker auch echte Kosten enthält, müssen diese von einer anderen Stelle gezahlt werden. Da es sich bei solchen Marketingaktionen nicht um ein nachhaltiges Geschäftsmodell handelt, sollten sich Investoren genau überlegen ob sie ein solches Angebot nutzen. Zwar erzielen sie so bei dem Einkauf des Fonds einen Vorteil, allerdings könnte es aber sein, dass sie in Zukunft über die Managementgebühr oder bei dem Verkauf des Fonds Nachteile in Kauf nehmen müssen.
Ein weiteres Instrument, um die Spreads zu begrenzen sind die sogenannten Maximal-Spreads, die viele Börsen zum Schutz der Anleger eingeführt haben. Wie die Spreads als solches, sind auch die Maximal-Spreads sowohl von der Art des Basiswertes, wie von dessen Handelszeiten abhängig. Zudem sind die sogenannten Authorised Participants beziehungsweise Designated Sponsors dazu verpflichtet, fortlaufend verbindliche Kauf- Verkaufspreise für ein bestimmtes Mindestvolumen zu stellen, um so eine Mindestliquidität zu einem maximalen Spread garantieren zu können.
Insgesamt betrachtet können die Spreads im ETF-Segment aufgrund des starken Wettbewerbs als niedrig bezeichnet werden. Dennoch sollten Anleger diese mit Hilfe des relativen Spreads vor jeder Transaktion vergleichen, um so den günstigsten Market Maker zu finden. Bei der Fondsselektion ist allerdings zu beachten, dass die Transaktionskosten nur einen Teil der Gesamtkosten darstellen und somit auch nur ein Teil des Auswahlprozesses sein sollten. Neben den Kosten sollte die Qualität des gewählten Fonds bei der Abbildung seines Basiswertes das wichtigste Kriterium für den Anleger sein. Schließlich entscheidet sich ein Anleger ja bewusst für ein passives Investment, um dann den gewählten Markt mit dem gewählten Produkt so exakt wie möglich abgebildet zu bekommen.
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Über den Autor Detlef Glow, MBA (UoW):
Detlef Glow begann im Jahr 2005 als Leiter der Fondsanalyse für Deutschland und Österreich bei Thomson Reuters - Lipper. Seit Anfang 2007 ist er dort Leiter der Fondsanalyse für Zentral-, Nord- und Osteuropa. Zuvor war er als Direktor Portfoliomanagement bei der Feri Wealth Management GmbH in Bad Homburg als Portfoliomanger für vermögende Privatkunden tätig. Seine Karriere begann Glow neun Jahre zuvor bei der tecis Holding AG in Hamburg, wo er zuletzt als Leiter der Fondsanalyse sowohl für das quantitative als auch das qualitative Fondsresearch der tecis Asset Management AG verantwortlich war.
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