Mit neuen Produkten konnten Anleger nun auch in schwer nachbildbare Anlageklassen investieren. Aufgrund der Vielschichtigkeit dieser Produkte haben sich mittlerweile die ersten Dachfonds und Vermögensverwalter auf den Einsatz von ETFs spezialisiert.
In den USA konnte sich im Gegenzug dazu mit den sogenannten aktiven Indexfonds eine Produktkategorie etablieren, die in Europa noch eher unbekannt ist. Allerdings ist mit PowerShares schon heute ein Anbieter in Europa auf dem Markt, der in Amerika für seine aktiven Indexprodukte bekannt ist. Somit scheint es nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis sich auch hier ein Trend zum aktiven Indexing und somit die dritte Generation von Indexfonds etablieren kann.
Glaubt man den Werbebroschüren der Produktanbieter, sollen diese Indizes aufgrund ihrer aktiven Steuerung Überrenditen im Vergleich zu "normalen" Indizes erwirtschaften. Nun stellt sich jedoch die Frage wie aktiv so ein Fonds denn wirklich sein kann. Schließlich beziehen sich diese Produkte auf einen Index, der seinerseits ja ein regelbasiertes Instrument ist. Da sich die einzelnen Komponenten im Laufe der Zeit verändern, könnte somit also jeder Index als aktiv angesehen werden.
Allerdings geht es bei den "aktiven Indexfonds" darum, schnell auf Marktentwicklungen zu reagieren. Aus diesem Grund wird bei diesen Indizes die Zusammensetzung sehr häufig geprüft, um schnell auf Marktbewegungen reagieren zu können. Hierzu werden dann nicht nur einzelne Titel, sondern zum Teil ganze Anlageklassen ausgetauscht. Aufgrund der Möglichkeit sehr schnell auf die Änderungen des Marktumfeldes zu reagieren, können einige dieser Indizes wirklich als aktiv beschrieben werden.
Doch was auf den ersten Blick wie ein Vorteil aussieht, kann sich auch in einen Nachteil verwandeln, denn bei vielen aktiven Indizes sind die Regeln nicht transparent. Entscheidungen zur Aufnahme eines Titels oder zum Wechsel der Anlageklasse (Aktien versus Anleihen) werden zum Teil von Ausschüssen getroffen oder unterliegen keinen festen Regeln. Zudem könnten starke Verwerfungen an den Märkten dazu führen, dass einzelne Strategien nicht mehr aufgehen, beziehungsweise die Indexregeln überarbeitet werden müssen.
Auch wenn es derzeit erst wenige aktive Indexfonds in Deutschland gibt, ist davon auszugehen, dass die Anzahl dieser Indexprodukte in Zukunft deutlich zunehmen wird. Insgesamt sind diese Fonds die konsequente Weiterentwicklung von indexierten Investments in der Asset Management Industrie. Allerdings werden, wie bei den anderen Fonds auch, nicht alle Produkte erfolgreich sein.
Bei der Entscheidung für oder gegen einen aktiven Indexfonds, sollten Anleger großen Wert auf Transparenz legen. Denn nur wenn der Auswahlprozess klar definiert und nachvollziehbar ist, kann ein Investor beurteilen ob die Ergebnisse die Fonds erzielt hat, aufgrund der Indexmethodologie oder durch Glück entstanden sind. Zudem sollten Anleger bei solchen Produkten immer auf die Kosten achten, denn diese sollten in einem angemessenen Verhältnis zu dem zu erwartenden Mehrertrag stehen.
Für den Inhalt der Kolumne ist allein der Verfasser verantwortlich. Der Inhalt gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder, nicht die von Thomson Reuters.
Über den Autor Detlef Glow, MBA (UoW):
Detlef Glow begann im Jahr 2005 als Leiter der Fondsanalyse für Deutschland und Österreich bei Thomson Reuters - Lipper. Seit Anfang 2007 ist er dort Leiter der Fondsanalyse für Zentral-, Nord- und Osteuropa. Zuvor war er als Direktor Portfoliomanagement bei der Feri Wealth Management GmbH in Bad Homburg als Portfoliomanger für vermögende Privatkunden tätig. Seine Karriere begann Glow neun Jahre zuvor bei der tecis Holding AG in Hamburg, wo er zuletzt als Leiter der Fondsanalyse sowohl für das quantitative als auch das qualitative Fondsresearch der tecis Asset Management AG verantwortlich war.
Hier gelangen Sie zur Community-Page (nur für professionelle Investoren!).
Gastkommentare werden von anerkannten Experten verfasst, deren Meinungen nicht mit jener der e-fundresearch.com Redaktion übereinstimmen müssen.