Zunehmende Bedeutung von „Living Wills“

Geht es nach Christian Helmenstein, Chefökonom der Industriellenvereinigung (IV), sollen künftig auch insolvente Staaten und Gebietskörperschaften zur Rechenschaft gezogen werden. Dazu müssten jedoch „Living Wills“ und geordnete Insolvenzverfahren definiert werden. Diese würden früher oder später benötigt werden. Funds | 26.01.2010 04:30 Uhr
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Subprime-Krisen Risiko in Griechenland

Das Risiko einer neuen Subprime-Krise sieht der Experte im Souvereign Risk von Staaten wie etwa Griechenland. Dieses sei im Übrigen nicht adäquat bepreist. Da Staatsanleihen als Investment zunehmend uninteressant werden, könnten in Zukunft Alternativen wie etwa Infrastrukturinvestitionen bei der Vorsorge eine Rolle spielen.

Für den Ernstfall geordnete Verfahren definieren

„Die automatische Assoziation, dass der Staat gleich sicher ist, stimmt nicht mehr“, so Helmenstein. Vielmehr müsse man sich ernsthaft überlegen, wie man vorgeht wenn Staaten und Gebietskörperschaften „abstürzen“. Wichtig wäre es für den Ernstfall „Living Wills“ und geordnete Insolvenzverfahren zu definieren. Besonders spannend sei etwa die Frage auf welche Vermögensgegenstände man zur Befriedigung von Gläubigerinteressen zurückgreifen kann. Dazu könnten unter Umständen auch Assets wie Wasser gehören. Sie könnten im Falle einer Insolvenz in Fonds eingebracht werden.

Frage: Inflation oder Deflation?

Der IV-Chefökonom tendiert bei der Frage „Inflation oder Deflation“ eher zu letzterem. „Im Jahresverlauf wird sich zeigen, dass wir uns in einer schweren Rezession befinden. Von einer Erholung sind wir noch meilenweit entfernt“, so Helmenstein. Die nicht ausgelasteten Kapazitäten würden schlichtweg Inflation nicht zulassen. Auch würde die Europäische Zentralbank (EZB) Bestrebungen von einzelnen Staaten, die Inflation zur Entschuldung anzutreiben, nicht zulassen. Das Risiko eines japanischen Jahrzehnts sei durchaus gegeben.

Zögerliche Erholung in Europa

In Europa rechnet Helmenstein mit einer zögerlichen Erholung, ein neuerlicher Rücksetzer oder zumindest eine Schwächephase im Laufe des Jahres sind wahrscheinlich. Dementsprechend sollten die Exit-Strategien vorerst auf Eis gelegt werden. „Sie sind zwar wichtig, sollten jedoch erst in Gang gesetzt werden, wenn es gelingt in Europa das Potenzialwachstum auf zwei Prozent zu erhöhen“, so Helmenstein. Nichtsdestotrotz gebe es früher oder später keine Alternativen zu den Exit-Strategien. Auch dürfe die Budgetkonsolidierung nicht zu lange aufgeschoben werden.

Wachstumstreiber müssen identifiziert werden

Laut Helmenstein ist es jetzt besonders wichtig Wachstumstreiber zu identifizieren und die knappen staatlichen Mittel dort hinzulenken, wo sie am meisten bewirken können. Gefragt wären darüber hinaus tiefgreifende Strukturreformen und Investitionen in Bildung, Forschung und Infrastruktur. Auf der Mikroebene sei es wiederum notwendig, dass Unternehmen Kredite bekommen um Investitionen zu tätigen. Da davon auszugehen sei, dass die Gewinne schwächer ausfallen werden müssten sie Ideen entwickeln, um im Rennen zu bleiben.

Globales Wachstum muss nach Österreich importiert werden

Als Hoffnungsschimmer bezeichnet der Experte, dass es trotz des schwierigen Umfelds weltweit knapp 60 Staaten gibt, die 2010 ein reales Wirtschaftswachstum von mehr als vier Prozent aufweisen werden. „Dieses globale Wachstum muss nach Österreich importiert werden“, so der IV-Chefökonom. Gleichzeitig müsse die Krise als Chance gesehen werden, supranationale Organisationen wie die EZB zu stärken. Diese müsse auch weiterhin den Weg der Stabilitätssicherung verfolgen. Wichtig wäre es in diesem Zusammenhang ein Testament aufzusetzen – sprich: Maßnahmen und Obergrenzen für die Währungsdisziplin zu definieren.

Fokus auf Alternativen

Da Sovereigns zunehmend uninteressant werden, glaubt Helmenstein, dass künftig im Bereich Vorsorge Alternativen wie Infrastrukturinvestitionen an Bedeutung gewinnen können. „Wir müssen uns fragen auf welchen Level ein fairer Return möglich ist bei gleichzeitig begrenztem Risiko“, sagt Helmenstein. Dringende notwendige Infrastrukturinvestitionen – wie etwa in vielen Metropolen – müssten schließlich über Public Private Partnerships finanziert werden.

Alpacher Zins- und Währungsprognose

Die aktuelle Alpacher Zins- und Währungsprognose sieht den Euro-Dollar-Kurs derzeit bei durchschnittlich 1,445 Dollar. Die Schätzungen der beteiligten Institute fallen stark unterschiedlich aus: Während etwa die BAWAG P.S.K. von 1,30 Dollar pro Euro ausgeht, sehen UniCredit und Erste Bank den Kurs bei 1,55 Dollar, die Raiffeisen Zentralbank wiederum bei 1,50 Dollar. Stark unterschiedlich sind die Prognosen auch bei den Zinsen ausgefallen. Insgesamt will Helmenstein das „Ende des Prognosekonsens“ ausmachen.

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