´Das Prinzip der Fehlerminimierung´

Gregor Trachsel, Fondsmanager des Credit Suisse EF (Lux) Global Value Fonds u.a. zu "beim Fondsmanagement legt aber letztendlich jeder unterschiedl. Entscheidungskriterien an, weil jeder Mensch die Welt von einem eigenen Blickwinkel aus betrachtet. Diesen eigenen Analyseprozess muss man konsequent umsetzen." Funds | 21.10.2009 04:30 Uhr
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e-fundresearch: Herr Trachsel, Sie sind Fondsmanager des Credit Suisse EF (Lux) Global Value (ISIN: LU0129338272). Seit wann sind Sie für das Management dieses Fonds verantwortlich? Trachsel: Ich manage den Fonds seit dem 30. April 2008.

e-fundresearch: Orientieren Sie sich an einer Benchmark? Wenn ja, an welcher?

Trachsel: Nein. Wir setzen einen unternehmensspezifischen Fokus und verfolgen den Ansatz des Value-Investing. Für unsere Anlageentscheidung ist also ausschließlich das Verhältnis zwischen dem Börsenkurs und dem kalkulierten „inneren Wert“ eines Unternehmens maßgeblich. Anleger können jedoch den MSCI AC World als langfristige Messlatte für die Performance des Fonds verwenden.

e-fundresearch: Managen Sie aktuell auch noch andere Fonds oder Mandate?

Trachsel: Insgesamt verwalte ich ein Anlagevolumen von rund 300 Millionen Euro. Dazu zählen neben dem CS EF (Lux) Global Value auch der Credit Suisse EF (Lux) USA Value, der Warburg Value Fund sowie separate Mandate.

e-fundresearch: Zur Performance: welche Ergebnisse konnten Sie seit Beginn des Jahres und in den letzten fünf Kalenderjahren, d.h. 2003, 2004, 2005, 2006 und 2007, erzielen? Sowohl absolut als auch relativ gegenüber der relevanten Benchmark.

Trachsel: Im laufenden Jahr hat der Global Value Fund bis Ende September ein Plus von 46,2 Prozent erzielt und damit seinen Vergleichsindex MSCI World mit 29 Prozent deutlich übertroffen. Auch im Jahr 2008 in dem von mir gemanagten Zeitraum vom Mai bis zum Jahresende liegen wir mit -29,4 Prozent gegenüber der Benchmark mit -33 Prozent gut. Für eine längerfristige Beurteilung dient jedoch am besten der vergleichbare Warburg Value Fund, den ich ebenfalls manage:

e-fundresearch: Wie sind Sie selbst mit Ihrer Leistung in den Vorjahren und in diesem Jahr zufrieden?

Trachsel: Für uns gilt bei unserer Anlageauswahl in erster Linie das Prinzip der Fehlerminimierung. Denn als globaler Investor kann man eigentlich nie zufrieden sein. Es gibt auf diesem Gebiet einfach zu viele Einflussfaktoren, die man besser hätte einschätzen können. Und es gibt immer Ideen, auf die man eigentlich hätte kommen können. Hier haben wir, meine ich, eine solide Leistung gezeigt. Grundsätzlich sollte dies aber natürlich der Kunde beurteilen.

e-fundresearch: Welche Ergebnisse würden Sie in diesem Zusammenhang als sehr gut, mittelmäßig und enttäuschend bezeichnen?

Trachsel: Der entscheidende Faktor ist die konsequente Anwendung des Anlageprozesses. Dies schlägt sich in der Entwicklung des Portfolios über die Zeit, sagen wir über eine angemessene Beurteilungsperiode von drei bis fünf Jahren nieder. Die Performance in einem bestimmten Jahr, ob gut oder schlecht, ist für langfristig denkende Value-Investoren wie uns nicht entscheidend. So halten wir die Aktien in der Regel zwischen fünf und zehn Jahre im Portfolio. Auch unsere Anleger sollten am besten einen solch langfristigen Anlagehorizont haben.

e-fundresearch: Wie können Sie durch Ihre Leistung Mehrwert für Ihre Anleger schaffen?

Trachsel: Als „Schnäppchenjäger“ gehen wir abseits der eingefahrenen Wege. Wir beurteilen unpopuläre und weniger beachtete Firmen und machen uns ein Bild davon, ob der Aktienkurs den wahren ökonomischen Wert des Unternehmens widerspiegelt oder nicht. Die konsequente Anlageauswahl solcher unterbewerteter Papiere schafft über die Zeit den Mehrwert für unsere Anleger.

e-fundresearch: In welchem Kapitalmarktumfeld bewegen wir uns Ihrer Ansicht nach derzeit?

Trachsel: Als reiner Bottom-up Investor machen wir es uns bewusst nicht zur Aufgabe, vorherrschende oder zukünftige gesamtwirtschaftliche Entwicklungen zu kommentieren. Wir stellen jedoch fest, dass die Finanzmärkte im zweiten und dritten Quartal 2009 in eine Normalisierungsphase eingetreten sind, die von vielen der in unserem Portfolio vertretenen Gesellschaften genutzt wurden, um mit aller Entschlossenheit ihre operative Effizienz zu steigern, ihre Bilanzen zu bereinigen sowie wertsteigernde Fusionen und Übernahmen durchzuführen.

e-fundresearch: Wie agieren Sie in diesem Umfeld?

Trachsel: Insgesamt halten wir gegenwärtig eine mit weniger als einem Prozent sehr geringe Quote des verwalteten Vermögens an Cash. In den vergangenen drei Monaten haben wir einen japanischen Mischkonzern, der im Transport-, Immobilien- und Einzelhandelssektor tätig ist, neu in das Portfolio aufgenommen, weiterhin ein ebenfalls japanisches Papier- und Verpackungsunternehmen sowie einen deutschen Verlag. Zudem haben wir verschiedene Aktienpositionen ausgebaut. Veräußert haben wir unsere Beteiligung am Spezialpapierhersteller Schweitzer-Mauduit Int’l, Inc. Der Aktienkurs dieses an der US-Börse gelisteten Unternehmens hat sich zu unserem Einstand mehr als verdoppelt, wodurch sich die Bewertungslücke zu dem von uns ermittelten inneren Wert geschlossen hat. Zusätzlich haben wir zur Feinabstimmung unseres Portfolios vier Positionen veräußert.

e-fundresearch: Was sind die speziellen Herausforderungen in der aktuellen Situation?

Trachsel: Unser Investmentprozess hat sich durch die gegenwärtige Marktsituation nicht verändert: Nach wie vor gilt es für uns, das Geschäft sowie die operationellen und finanziellen Risiken von Unternehmen zu analysieren, um den inneren Wert zu ermitteln und so unterbewertete Titel zu erkennen.

e-fundresearch: Wie lange sind Sie schon Fondsmanager?

Trachsel: Fünf Jahre.

e-fundresearch: Was waren bisher Ihre größten Erfolge und Misserfolge in Ihrer Fondsmanager Karriere?

Trachsel: Value-Investing wie wir es praktizieren ist ein kontinuierlicher und langfristiger Prozess. Insofern werte ich die geduldige und konsequente Anwendung des Investmentprozesses als einen Erfolg, der aber immer wieder unter Beweis zu stellen ist und sich dann in der langfristigen Performance des Fonds wiederspiegelt. Und diese ist ja gut messbar und beurteilbar.

e-fundresearch: Gibt es für Sie Vorbilder?

Trachsel: Gewiss, es gibt einige Professoren, Investoren und auch Wettbewerber, deren Arbeit ich sehr schätze. Von ihnen versuche ich zu lernen. Beim Fondsmanagement legt aber letztendlich jeder unterschiedliche Entscheidungskriterien an, weil jeder Mensch die Welt von einem eigenen Blickwinkel aus betrachtet. Diesen eigenen Analyseprozess muss man konsequent umsetzen und volle Verantwortung dafür übernehmen wollen und können. Nur so ist man glaubwürdig, gewinnt eine treue Klientel und hat langfristig Erfolg.

e-fundresearch: Was motiviert Sie als Fondsmanager in Ihrem Job?

Trachsel: Die Herausforderung, Informationen, die allgemein zugänglich sind, so zu verarbeiten und im Portfolio umzusetzen, dass der Fonds langfristig eine überdurchschnittliche Wertentwicklung aufweist.

e-fundresearch: Was wollen Sie noch erreichen bzw. was sind Ihre weiteren Ziele als Fondsmanager?

Trachsel: Unseren Kunden langfristig dabei zu helfen, ihre Sparziele zu verwirklichen.

e-fundresearch: Welchen Beruf würden Sie gerne ausüben, wenn Sie nicht Fondsmanager wären?

Trachsel: Dieser Beruf ist meine Passion. Darum denke ich nicht darüber nach, was ich sonst machen würde.

e-fundresearch: Vielen Dank für das Interview!

 

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