Management der Staatsschulden

Als Geschäftsführerin der Österreichischen Bundesfinanzierungsagentur (ÖBFA) ist Frau Dr. Martha Oberndorfer, CFA, die Managerin der österreichischen Staatsschulden. Gerade in Zeiten wie diesen ist diese eine interessante Herausforderung. Ziel ist die Erzielung von optimalen Konditionen für die Republik. Funds | 10.07.2009 05:02 Uhr
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Im Rahmen des diesjährigen Citywire Fund Selectors Forum, das e-fundresearch.com gemeinsam mit Citywire Ende Juni in Wien veranstaltete, präsentierte die Geschäftsführerin der Österreichischen Bundesfinanzierungsagentur, Frau Dr. Martha Oberndorfer, CFA, MBA, vor institutionellen Investoren und Fondsmanagern den Aufgabenbereich der Österreichischen Bundesfinanzierungsagentur im Rahmen eines Gastvortrags mit dem Titel: "Staatsschuldenmanagement im Spannungsfeld der Märkte".

Aufgabe der Österreichischen Bundesfinanzierungsagentur

Die Österreichische Bundesfinanzierungsagentur handelt als Treasury im Namen und auf Rechnung der Republik Österreich. Hauptaufgaben sind das Liquiditäts- und Schuldenportfoliomanagement der Republik Österreich, einiger Rechtsträger und der neun Bundesländer. Aufgabe der ÖBFA ist es vor allem auch, jederzeit die Liquidität der Republik zu möglichst optimalen Konditionen sicherzustellen. „Dazu gehört natürlich, dass die Zinsbelastung in einem akzeptablen Rahmen bleibt“, so Oberndorfer.

Verantwortlich ist die ÖBFA nicht nur gegenüber dem Parlament, sondern letztlich auch gegenüber dem Steuerzahler. Trotz steigender Staatsschulden sei die Zinsbelastung seit Mitte der 90er Jahre relativ stabil. Positiv: Zwischen 1995 und 2008 ist der Zinsaufwand von vier auf rund 2,5 Prozent des BIP gesunken. Von Kritikern der aktuellen Schuldenpolitik der Republik, die von der amtierenden Regierung umgesetzt wird, dass nicht das BIP zur Tilgung der Staatsschulden zur Verfügung stünden, sondern nur die Einnahmen (Steuern), die in Zeiten einer Rezession naturgemäß sinken.

Aktueller Finanzschuldenstand: EUR 172 Mrd.

Der Gesamtschuldenstand (Finanzschuld des Bundes) per 31. 12. 2008 lag bei EUR 162 Mrd. und stieg bis zum 30. 6. 2009 auf EUR 172 Mrd. an. Darin enthalten sind EUR 6,9 Mrd. Fremdwährungsschulden, wovon EUR 6,5 Mrd. durch Emission von Anleihen aufgenommen wurden. Der Anteil der Fremdwährungsschulden per 30. 6. 2009 sank gegenüber Ende 2008 von 4,86 Prozent auf 4,01 Prozent.

Stabilisierungspaket der Republik

Der ÖBFA kommt gerade in der Krise besondere Bedeutung zu, wo der private und öffentliche Sektor zunehmend zusammenwachsen. Die ÖBFA nimmt jene Beträge auf dem Kapitalmarkt auf, die im Rahmen der Stabilisierungsmaßnahmen ausgeschüttet werden. Konkret setzt sich das 100 Milliarden Euro schwere Stabilisierungspaket der Republik aus 75 Milliarden Euro für staatsgarantierte Bankemissionen, zehn Milliarden Euro zur Einlagensicherung und 15 Milliarden Euro an Kapitalspritzen für Finanzinstitutionen.

Emissionsvolumen steigt heuer stark an

Laut Oberndorfer fällt das Emissionsvolumen der Republik heuer mit 28 bis 34 Milliarden Euro höher aus als in anderen Jahren. Üblich wären maximal 25 Milliarden Euro. Bis Juni waren zwei Drittel des geplanten Emissionsvolumens bereits abgewickelt. Erst vor wenigen Tagen hat die Republik Österreich eine Anleihe im Ausmaß von 900 Millionen Schweizer Franken begeben. Insgesamt ist das Schuldenportfolio der Republik Österreich seit 1975 wesentlich angewachsen.

Konservative Durationspolitik

Der Großteil des Schuldenportfolios läuft mit einem Gesamtanteil von knapp 96 Prozent auf Euro. Der Rest teilt sich in Schweizer Franken und Japanischen Yen. 95 Prozent des Portfolios werden fix- und die restlichen fünf Prozent variabel verzinst. Die durchschnittliche Duration liegt zwischen fünf und sechs Jahren, die Laufzeit zwischen acht und neun Jahren. Deswegen zählen, der ÖBFA-Geschäftsführerin zufolge, die Refinanzierungsrisiken und das Roll Over Ratio zum BIP zu den niedrigsten in der Eurozone. „Die Durationspolitik ist sehr konservativ“, erklärt Oberndorfer. Es gehe darauf zu achten, dass die Benchmark-Kurve liquide sei.

Aktuelle Laufzeitenstruktur der Staatsschulden

Zum Stichtag 30. 6. 2009 lag der Anteil der Schulden mit einer Restlaufzeit bis zu einem Jahr bei 15,14 Prozent gegenüber 12,93 Prozent zum Ende des Jahres (+2,22 Prozent).

Der Anteil der mittelfristigen Veranlagungen mit einer Restlaufzeil zwischen 1 und 5 Jahren sank von 29,26 Prozent auf 24 Prozent (-5,26 Prozent).

Die langfristigen Schulden mit einer Restlaufzeit von mehr als einem Jahr betrugen Ende des Jahres 2008 insgesamt 57,80 Prozent und stiegen auf 60,87 Prozent an (+3,07 Prozent). 

Attraktiver Spread gegenüber deutschen Staatsanleihen 

Der Spread gegenüber deutschen Bundesanleihen lag bis vor einem Jahr bei rund 30 Basispunkten. Im Zuge der Kapitalmarktentwicklung im vierten Quartal 2008 und zu Beginn des Jahres 2009 erhöhte sich der Spread auf über 130 Basispunkte und lag im Juni wieder zwischen 60 und 80 Basispunkten. Nach Einschätzung der ÖBFA wäre aufgrund der geringeren Liquidität gegenüber deutschen Staatsanleihen ein Liquiditätsspread von 20 bis 30 Basispunkten durchaus gerechtfertigt. Die aktuellen Spreads würden jedoch nicht die fundamentalen Fakten und die Finanzstärke der Republik Österreich repräsentieren. Dies wiederum würde eine attraktive Veranlagungsmöglichkeit und ein positives Risiko/Ertragsverhältnis für Anleiheninvestoren bedeuten. In einer Investoreninformation bezeichnet die ÖBFA österreichische Bundesanleihen bei einem Spread von 80 Basispunkten als "currently Eurozone´s best buy". 

Auktions- und Syndikatsverfahren

Bundesanleihen werden sowohl im Auktions- als auch im Syndikatsverfahren emittiert. Beim Auktionsverfahren, das seit 1989 angewendet wird nehmen ausschließlich in– und ausländische Banken teil. Abgewickelt wird der Prozess elektronisch mittels der von der Kontrollbank entwickelten ADAS-Software (Austrian Direct Auction System). Im Rahmen des Syndikatsverfahrens werden Bankenkonsortien mit der Platzierung von Bundesanleihen beauftragt.

Es ist wichtig auf den Markt zu hören

Der Planungshorizont der ÖBFA ist viel länger als bei anderen Emittenten und geht in der Regel über den Konjunkturzyklus hinaus. Im Rahmen der Emissionsstrategie gilt es auch sich an der aktuellen Nachfrage zu orientieren. „Wichtig ist es auch auf den Markt zu hören. Sind etwa 30-jährige Anleihen gefragt müssen wir darauf reagieren“, so Oberndorfer. Gefragt wären auch immer wieder Emissionen in Fremdwährungen um internationale Investoren anzusprechen, die ihre Währungsreserven anlegen möchten.


Weitere Informationen zur ÖBFA


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