Als Gründe führen sie unter anderem die massiven staatlichen Investitionen sowie die günstige demographische Entwicklung an.
In den vergangenen sechs bis sieben Jahren war die Region von starken Wachstumsraten geprägt und konnte sich nach und nach unter den hoffnungsvollsten Emerging Markets positionieren. Gleichzeitig haben viele Länder einen Reformprozess in Gang gesetzt, der nicht nur eine aufstrebende Privatwirtschaft hervorgebracht, sondern auch die Bedingungen für ausländische Investoren deutlich verbessert hat.
Naher Osten wird Krise sehr gut überstehen
Dass wirtschaftliche Entwicklungen heutzutage in einem globalen Kontext gesehen werden müssen zeigt die Finanzkrise. Kaum ein Wirtschaftsraum hat sich von dem Abschwung entziehen können. Dementsprechend soll nach Angaben von Experten auch 2009 das Umfeld für den Nahen Osten anhaltend volatil bleiben. Nichtsdestotrotz glaubt Rami Sidani, Manager des Schroder ISF Middle East, dass die Region zu den ersten zählen wird, die aus der Krise hervorgehen kann. Er führt das auf die in den Boomjahren angehäuften gewaltigen Geldreserven zurück, die jetzt im großen Stil investiert werden – zum Großteil in Infrastrukturprojekte. „Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass die Länder der Region kein Leverage haben“, so Sidani weiter.
Unabhängigkeit von ausländischem Kapital
Für Claire Simmonds, Managerin des JPMorgan Middle East Equity Fund spricht weiters für die Region, dass sie weitgehend nicht von ausländischem Kapital abhängig ist. „Der Inlandskonsum spielt hier eine große Rolle“, so die Expertin. Auch Sidani hebt die demographischen Vorteile des Wirtschaftsraumes hervor. 60 Prozent der Bevölkerung wäre unter 30 Jahre alt. Die Regierungen würden ihre Investitionen gezielt einsetzen um dieses Potenzial ausschöpfen zu können. So sei etwa Saudi Arabien das Land mit den höchsten Ausgaben für Bildung auf der Welt.
Große Beschränkungen für ausländische Investoren
In vielen Ländern der Region schränken nach wie vor staatliche Regulierung und Liquiditätsbeschränkungen die Möglichkeiten für ausländische Investments – zum Teil stark – ein. Immer noch gibt es Märkte die für ausländische Investoren praktisch geschlossen bzw. nur zum Teil zugänglich sind. Das ist vor allem bei Sektoren und Unternehmen der Fall denen große strategische Bedeutung zugemessen wird. In den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) können ausländische institutionelle Investoren etwa nur bis zu 49 Prozent der Anteile an einem Unternehmen halten.
Gewinnsteuersenkung soll Märkte öffnen
Auf längere Sicht gehen Experten jedoch davon aus, dass hier ein Umdenken einsetzen wird und Länder wie Bahrain, Kuwait, Quatar oder die VAE ihre Märkte öffnen werden. Simmonds stimmt etwa positiv, dass der Kuwait im vergangenen August ein Gesetz erlassen hat, dass die Steuer auf die Gewinne ausländischer Unternehmen auf 15 Prozent herabgesetzt hat. Zuvor waren es bis zu 55 Prozent. Als weitaus offener für ausländische Investments gelten Länder wie Ägypten oder die Türkei.
Neben Rohstoffsektor sollen auch andere Branchen zum Zug kommen
Einen weiteren Risikofaktor stellt die hohe Rohstoffabhängigkeit der Region dar. Rund zwei Drittel der weltweiten Ölreserven befinden sich hier. Die Ausfuhren gehen fast zur Gänze nach Europa, China und Indien sowie in die USA. Nicht nur der jüngste Einbruch der Rohstoffpreise hat die negativen Folgen dieser Abhängigkeit vor Augen geführt. Sidami will seit dem Jahr 2002 Bestrebungen ausmachen um die Wirtschaft zu diversifizieren. Nach und nach haben sich neben dem mächtigen Energiesektor neue aufstrebende Branchen etabliert wie etwa das Beispiel Dubai zeigt. Die Vereinigten Arabischen Emirate haben sich in den letzten Jahren zu einem bedeutenden Zentrum für Tourismus und Finanz entwickelt. Für den Finanzstandort spricht die strategische, geographische Lage. „Es spielt zunehmend eine Rolle, die mit jener Hongkongs in Asien vergleichbar ist“, so Sidami.