Marc Faber: "Der globale Boom an den Märkten zwischen 2002 und 2007 fand in einem kolossalen Absturz ein jähes Ende und führte zur größten Wertvernichtung seit dem 2. Weltkrieg."
Weltwirtschaft stürzt über einen Felsen
Marc Faber: "Die Kreditkrise ist sehr ernst. Die Federal Reserve kann die Fed Fund Rate bei Null Prozent belassen und zusätzlich weitere expansive Schritte in ihrer Geldpolitik unternehmen. Dazu können noch fiskalische Programme aufgestellt werden. Aber unter den derzeit herrschenden Marktbedingungen können solche Maßnahmen das Problem sogar noch verstärken und verlängern." Faber sieht auch in der ultra-expansiven Geldpolitik sogar einen Grund für die höhere Volatilität auf allen Märkten.
Die Weltwirtschaft entwickelte sich in den letzten Monaten mit zunehmender Geschwindigkeit nach unten, bis im Februar teilweise katastrophale Daten von den Exportmärkten gemeldet wurden. In Japan ist die Industrieproduktion im Vergleich zum Vorjahr um 31 Prozent gefallen und in den Emerging Markets bis zu 45 Prozent. Faber: "Da ist das Licht ausgegangen."
Chancen für Gegenbewegungen
Marc Faber: "Die Börsen waren sehr stark überverkauft. Der CRB Index war zusammengeklappt - von einem Hoch bei 473 auf ein Niveau von unter 220. Das Tief lag bei 181 im Jahr 2001 und auch im Jahr 1999. An den Anlagemärkten ist durchaus eine Erholung möglich. Auch in der Phase August bis November 1929 gab es einen Anstieg von +48 Prozent im S&P 500 bis in den Sommer 1930. Danach stürzte der Index wieder 80 Prozent ab."
Die kurzfristigen Prognosen sind schwierig. Faber: "In einem perfekten Markt haben die einzelnen Marktteilnehmer keinen Einfluß. Heute gibt es einen massiven Einfluß durch die Geldpolitik, die Staaten, Leitzinsen und die Notenbank. Heute wird Geld gedruckt. Je schlechter es läuft, desto mehr Geld wird gedruckt. Das Ergebnis wird sein, dass alle Währungen an Kaufkraft verlieren werden.
Das Haushaltsdefizit könnte nach Schätzungen von Faber im Jahr 2009 insgesamt 2,5 Billionen US Dollar betragen und auch in den Folgejahren bei rund 1 Billion liegen, weil eine Reduktion auch einen negativen Einfluss auf die Wirtschaft hätte. Auch im Falle einer Inflation und steigenden Rohstoffen und Löhnen, könnten Zinserhöhungen nicht leicht umsetzbar sein.
US Konsument ist in der Rezession
Das Problem in den USA ist die Konsumflaute. Marc Faber: "Der US Konsument ist in der Rezession - und diese Rezession wird noch tiefer. Das US Handels- und Leistungsbilanzdefizit wird sinken und damit die globale Liquidität reduzieren. Sinkende Liquidität ist schlecht für alle Anlagemärkte."
Inflation oder Deflation?
In der aktuellen Marktlage wird auch immer wieder die wichtige Frage nach dem Risiko einer Inflation bzw. Deflation gestellt. Marc Faber: "In Zukunft könnten wir Phasen erleben, wo sich Inflation, Stagflation und Deflation einander ablösen. Die expansive Geld- und Fiskalpolitik in den USA wird - nach einer kurzen Phase der Deflation - zu einer viel höheren Inflation führen. Das wird auch negative Auswirkungen auf Aktienmärkte auf realer Basis haben." Wenn sich zu einem späteren Zeitpunkt die Wirtschaft wieder erholen sollte, könnten Inflationsraten gemeinsam mit Rohstoffen steigen.
Geopolitische Spannungen werden ansteigen
Global gesehen muß man nach Einschätzung von Faber mit einer Zunahme der geopolitischen Spannungen rechnen. Das Gleichgewicht der Macht wird sich von den USA in Richtung China aber auch zu gewissen Schurkenstaaten im Zentralasien verlagern. Die Nachfrage nach Rohstoffen wird zu weiteren internationalen Spannungen und zu einer Art Rohstoff-Nationalismus führen.
Expansive Geldpolitik ist die falsche Medizin
Marc Faber: "Die expansive Geldpolitik, die die aktuelle Kreditkrise mitverursacht hat, ist die falsche Medizin, um das Problem zu lösen. Damit kann man nur die Symptome, aber nicht die Ursache des exzessiven Kreditwachstums in den USA bekämpfen. Aber welche Optionen hat die Federal Reserve bei einer Gesamtverschuldung der USA in der Höhe von 350 Prozent des BIP?" Rechnet man die Verpflichtungen aus der Sozialversicherung und aus dem Bereich der Altersvorsorge dazu, dann ergibt sich sogar ein Wert in der Region von 600 Prozent. Faber stellt sich auch die Frage, ob die Zentralbanken jemals wieder in der Lage sein werden, eine straffe Geldpolitik umzusetzen.
Marc Faber: "Die letzte Blase, wo noch die Luft raus muß ist die der US Staatsanleihen." Sollte sich dieses Risiko schlagend werden, dann hätten institutionelle Investoren über den Globus verstreut mit einem großen Problem zu kämpfen. Mittlerweile hatten bereits die Federal Reserve und die Bank of England mit dem Kauf von Staatsanleihen begonnen. Kritische Beobachter sehen darin das Risiko, dass die Renditen für gewisse Zeit tiefer gehalten werden als der freie Markt sie sehen würde. Dies stellt einen weiteren Eingriff in die Marktmechanismen dar. Die Frage bleibt, ob der Staat letztendlich Staatsanleihen kaufen oder verkaufen möchte.
Im Jahr 2008 war die Geldpolitik seitens der Zentralbanken zwar sehr expansiv, die Kreditmärkte wurden jedoch von den privaten Marktteilnehmern eingeschränkt. Die Folge war eine Kreditklemme. Dies führte zu noch größerer Risikoaversion und noch weniger Kreditangebot seitens der Banken und Finanzinstitute.
Währungen - Banken - Staaten - Derivate - Bernanke Put
Faber wies darauf hin, dass es grundsätzlich das Risiko einer Abwertungsspirale bei Währungen geben könnte, wo Währungen gegeneinander abwerten um der Volkswirtschaft des Landes einen Vorteil zu verschaffen. Die meisten Banken wären nach Einschätzung von Faber eigentlich pleite, Staaten wären Ponzi-Schemes und die Derivate in den Büchern der Banken sollte man dem Markt überlassen und Banken durchaus auch in die Insolvenz schicken und den Rest verstaatlichen.
Faber: "Das Problem bei Banken war der zu hohe Leverage. Banken hatten bis zu 30-fachen Leverage. Eine Veränderung von +/- 3 Prozent kann bereits zu einer Pleite führen. Im Falle von Freddie Mac und Fannie Mae waren Leveragefaktoren von bis zu 55 im Spiel. Das konnte nicht gut gehen. Nach der Rettung von LTCM gabe es einen Greenspan Put für die Banken. Jetzt gibt es einen Bernanke Put mit einem höheren Strike Preis." Eingriffe der Regierungen würden nach Einschätzung von Faber die Krise nur verlängern und verschlimmern.
Gold als Währung?
Auf die Frage, ob Gold eine wichtigere Rolle als Währungen übernehmen könnte, erklärte Faber, dass man Gold zumindest nicht drucken könne und Gold somit immer eine Sonderrolle haben wird. Im Bereich der Goldminenaktien, die in den letzten Monaten zum Teil sehr stark gefallen waren, konnte man schon sehr starke Kursanstiege beobachten.