Giles Worthington: "Wichtig ist für uns das Verständnis für das Geschäftsmodell des Unternehmens. Die Dividendenpolitik der Unternehmen ist auch sehr wichtig für uns. Nachhaltige Dividenden sind ein positives Signal. Wir schätzen es, wenn Unternehmen in guten Zeiten nicht unnötig investieren und sich in der Krise verteidigen können. Wir analysieren auch den Lebenszyklus eines Unternehmens sehr genau und versuchen zu bestimmen, wo die Wachstumspotenziale sind, die der Markt noch nicht richtig bewertet. Wachstum kann verschiedene Ausprägungen haben."
e-fundresearch.com: "Welche Ausprägungen unterscheiden Sie dabei?"
Giles Worthington: "Erstens kann Wachstum entstehen, wenn sich Unternehmen verändern und neu strukturieren. Die Effizienz im Unternehmen kann gesteigert werden. Oft ist auch die Verbesserung der Kapitalstruktur eine Möglichkeit, die Abläufe zu optimieren und die Margen zu steigern. Zweitens können Veränderungen im Markt oder Innovationen zu höherem Gewinnwachstum führen und drittens kann auch die Nutzung der Marktstellung - beispielsweise bei Unternehmen wie SAP, die sich gemeinsam mit Oracle den Markt in einem Duopol aufteilen - zu einem Ausbau der Margen und damit des Gewinnwachstums führen."
e-fundresearch.com: "Welche Unternehmen werden die Krise am besten überleben?"
Giles Worthington: "Das sind vor allem jene, die ihre Wettbewerbsposition ausbauen können und deren Produkte und Dienstleistungen nicht einfach ersetzbar sind. SAP ist ein gutes Beispiel dafür. Auch wenn die Umsätze aus dem Verkauf von neuen Lizenzen zurückgehen sollten, besteht Potenzial bei der Erhöhung der laufenden Wartungs- und Dienstleistungsverträge."
e-fundresearch.com: "Was erwarten Sie für europäische Aktien insgesamt?"
Giles Worthington: "Die aktuelle Krise hat die Unternehmen erst in den letzten sechs Monaten getroffen. Ich erwarte mir für europäische Unternehmen noch 12-18 Monate ein schwieriges Marktumfeld. Die Effekte der Zinssenkungen werden sich erst in frühestens 12 Monaten zeigen. Positiv war, dass Regierungen und Zentralbanken rasch reagiert haben."
e-fundresearch.com: "Was muss passieren, damit sich der Markt wieder erholen kann?"
Giles Worthington: "Zuerst einmal muß der Prozess des Deleveraging bei Banken und im gesamten Finanzsystem abgeschlossen werden. Insolvenzen werden die Folge sein und die Arbeitslosigkeit wird steigen. Diese Entwicklung muß man sehr genau beobachten. Danach können die Unternehmen wieder neu durchstarten und die Profitabilität wieder ausbauen. Ob die Reduktion des Leverage bei Banken von 30 auf 20 bereits zu einer Stabilisierung führt, kann man heute noch nicht beurteilen. Wichtig ist auch, dass sich die Immobilienmärkte in den USA stabilisieren."
e-fundresearch.com: "Wo ergeben sich in einer solchen Situation Chancen?"
Giles Worthington: "Die Unsicherheit und die Angst im Markt ist für sich gesehen bereits eine der größten Chancen überhaupt, weil die Risikoprämien sehr hoch sind. Vor allem in Krisenzeiten werden die Wachstumspotenziale der Unternehmen oft völlig falsch bewertet. Doch nur bei genauer Kenntnis des Unternehmens und der Struktur der Cash Flows kann man die Fehlbewertungerkennen. Entscheidend ist, dass man die Überlebenden der Krise im Voraus identifizieren kann. Am Ende werden jene Unternehmen, die die Krise überstehen, stärker sein. Unser Ziel ist es, über 3-5 Jahre einen Mehrwert im Fonds zu schaffen. Aktuell ist die durchschnittliche Behalteperiode bei 4 Jahren."
e-fundresearch.com: "Vielen Dank für das Gespräch."
M&G Pan European Fund
Der Fonds wurde im Juli 1989 aufgelegt. Giles Worthington ist seit September 2003 für das Fondsmanagement verantwortlich. Das aktuelle Fondsvolumen beträgt EUR 245 Mio. Benchmark ist der FTSE All Europe Index.
In den letzten Jahren war der Fonds konsistent in 1. oder 2. Quartil positioniert. Über die letzten drei Jahre (per 27. Februar 2009) wurde eine Performance von -15,9 Prozent erzielt, gegenüber -16,4 Prozent für die Benchmark. Über fünf Jahre lag die Performance des Fonds 1,4 Prozent über der Benchmark und vom Beginn des Jahres bis zum 27. 2. 2009 wurde der Index um 8,8 Prozent übertroffen.