Gute Renditechancen macht Heger heuer bei Unternehmensanleihen aus.
HSBC Kapitalmarktausblick 2009
„Es ist offensichtlich, dass wir uns in einer weltweiten Rezession befinden“, so Heger gegenüber Journalisten beim „HSBC Kapitalmarktausblick 2009“ im Palais Coburg. Weitere Klarheit über die Intensität der Krise würden die Unternehmenszahlen des vierten Quartals des abgelaufenen Geschäftsjahres verschaffen. Er persönlich glaubt nicht an eine Depression wie in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts, sondern eher an einen länger andauernden Konjunkturrückgang. Das liege an den großangelegten, geldpolitischen und fiskalischen Maßnahmen, die dazu geführt haben, dass der Geldhandel kurzfristig wieder funkioniert. Island müsse hingegen sehr wohl mit einer Depression rechnen.
Holpriger Pfad bis 2010 vorprognostiziert
Ob die getroffenen Maßnahmen langfristig auch wirklich greifen, würde man frühestens im zweiten Halbjahr 2009 sehen. Einige Stimmungsindikatoren könnten das bereits im Mai oder Juni andeuten. 2010 sei durchaus auch ein kleiner Rückgang möglich. „Kein Absturz aber ein holpriger Pfad“, konkretisiert Heger. Viel würde jetzt von einer Gesundung der US-Wirtschaft abhängen, wo die Krise bekanntlich wegen der Überdehnung des privaten Konsums ihren Ausgangspunkt gefunden hat. „Der Konsum muss dort auf ein gesundes Maß zurückgeführt werden und das dauert so seine Zeit“, so der Experte.
Privater US-Konsum von Bedeutung
Während die Sparquote in den USA im Vorjahr noch null Prozent ausmachte liegt sie im Moment immerhin bei drei Prozent – für Heger immer noch zu niedrig: „Richtig wäre eine Quote zwischen sechs und acht Prozent.“ Dies zu erreichen würde zwischen zwei und drei Jahren in Anspruch nehmen. Die Wichtigkeit des privaten Konsum in den USA ist für den Experten nicht von der Hand zu weisen: Er ist nicht nur für rund 70 Prozent des US-BIP verantwortlich, sondern auch für 20 Prozent des Weltwirtschaftswachstums. „Eine Konjunkturerholung muss von den USA ausgehen“, bringt es Heger auf den Punkt.
Staatsanleihen aus dem Euroland beobachten
Bei Anlageentscheidungen empfiehlt der Geschäftsführer von HSBC Global Asset Management eine vorsichtigere Vorgehensweise als bisher. Für das Eingehen von Risiken sollte auch ordentliche Prämien angestrebt werde. Festgeld – ein sicherer Hafen der Vergangenheit – wäre kein Thema mehr. Auch Staatsanleihen werden laut nach Angaben Heger zunehmend an Attraktivität verlieren. Viel mehr als Renditen zwischen zwei Prozent oder drei Prozent wäre in dieser Assetklasse nicht drinnen. Wenn dann sollten sich Investoren auf Staatsanleihen aus dem Euroland konzentrieren wo die Spreads noch relativ attraktiv sind. Alles in allem erwartet Heger im ersten Halbjahr einen weiteren Abwärtstrend bei Staatsanleihen.
Unternehmensanleihen am vielversprechendsten
Die aussichtsreichste Assetklasse für 2009 sind für Heger Unternehmensanleihen: „Die Spreads sind hier so hoch wie in den 30er Jahren.“ Zuletzt seien die Spreads zwar leicht zurückgegangen, was aber nicht als schlechtes Zeichen zu deuten ist, sondern vielmer zeigt, dass die Leute wieder Corporate Bonds kaufen. Als idealen Veranlagungszeitraum empfiehlt er Laufzeiten zwischen fünf und sieben Jahren. Wichtig wäre es auf Unternehmen mit akzeptablen Geschäftsmodellen zu setzen, die Cash generieren können wie etwa Versorger. Dabei würden ausschließlich erstklassige Bonitäten in Frage kommen – egal ob der Emittent aus den USA oder dem Euroraum kommt. Nachsatz: „In diesem Umfeld sollte man wegen der drohenden Ausfälle keine High Yield-Anleihen kaufen.“
2010 werden Erträge wieder steigen
Bei Aktien empfindet Heger die Gewinnschätzungen noch immer als zu hoch. Steigende Unternehmensgewinne sieht er 2009 als wenig realistisch, da ihr Geschäftserfolg letztendlich auch an die Volkswirtschaft gekoppelt ist. Frühestens 2010 wären steigende Erträge wieder vorstellbar. „Für den Zeitpunkt sollte der Markt tradingorientiert genutzt werden. Langfristige Aktieninvestments sollten erst wieder im zweiten Halbjahr ins Auge gefasst werden wenn sich zeigt, wohin der Markt geht“, so Heger. Bis dahin wären weitere Abschläge zwischen 20 und 25 Prozent durchaus möglich. So oder so sollte ein niedriges KGV nicht der Grund sein um in den Markt zu gehen.