Herausforderungen in schwierigen Märkten

Turbulenzen auf den Kapitalmärkten, rückläufiges Fondsvolumen und Anpassungen der eigenen Organisation an die Marktbedingungen sind die aktuellen Herausforderungen für alle Asset Manager. Ein aktuelles Update des Marktführers Raiffeisen Capital Management. Funds | 17.12.2008 08:18 Uhr
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Raiffeisen Capital Management behauptet Marktführerschaft im schlechtesten Jahr der heimischen Fonds-Historie. Der Marktführer in Österreich begegnet den Auswirkungen der Finanzkrise mit einer stärker fokussierten Produktpalette und einem Kostensenkungspaket und präsentiert die Pläne im Rahmen der traditionellen Pressekonferenz am Ende des Jahres.

Mit einem deutlichen Rückgang des Fondsvolumens seit Jahresbeginn sieht sich Raiffeisen Capital Management (RCM) branchen- und europaweit in „guter Gesellschaft“: In den ersten zehn Monaten 2008 flossen EUR 322 Mrd. aus europäischen UCITS-Fonds ab, alleine im Oktober beliefen sich die Abflüsse – quer über alle Assetklassen – auf EUR 130 Mrd. „Es geht allen Fondsgesellschaften sehr ähnlich“, umreißt Dr. Mathias Bauer, Vorsitzender der Geschäftsführung von RCM und amtierender Präsident der EFAMA (European Fund- and Asset Management Association), die Lage. „Europas Fondsanleger sind im Gefolge der Finanzkrise, anhaltend negativer Marktnachrichten und unberechenbarer denn je erscheinender Kapitalmärkte verängstigt. Das überlagert jede Ratio.“

Das Zusammentreffen der schweren Finanzkrise, einer anhaltend sehr herausfordernden Situation an den Kapitalmärkten und des zugleich einsetzenden Konjunkturabschwunges stelle eine absolut historische Ausnahmesituation dar. Umso mehr seien die Fondsgesellschaften nun gefordert, die aus langfristiger Sicht absolut gerechtfertigte Stellung des Investmentfonds als „Fels in der Brandung“ nachhaltig zu vermitteln, reflektiert Bauer. „In beinahe 25 Jahren in der Fondsbranche habe ich immer wieder lang anhaltende, negative Kapitalmarktphasen gesehen - ebenso wie geplatzte Spekulationsblasen. Kursschwankungen sind Teil unseres Geschäfts.“ Letztendlich folge aber jeder Baisse eine Gegenbewegung. „Es zählt das Ergebnis unter dem Strich und das fällt bei langfristig orientierten und vernünftig agierenden Fondsanlegern in der Regel deutlich positiv aus.“

Nicht zu vergessen sei im Hinblick auf die schon vor Zuspitzung der Finanzkrise im vergangenen Herbst europaweit rückläufigen Fondsabsätze das altbekannte Thema massiver Wettbewerbsnachteile für Fonds durch die Ungleichbehandlung gemessen an anderen Finanzprodukten am Point of Sale (POS), so Bauer.

Marktführerschaft trotz Rückschlägen ungebrochen

Von Jahresbeginn bis Ende November sank das RCM-Fondsvolumen um 32 Prozent (minus EUR 12,2 Mrd.) auf EUR 25,8 Mrd. Damit fiel die Entwicklung bei RCM in den vergangenen Monaten deutlicher aus als am heimischen Gesamtmarkt (minus 23,2 Prozent auf EUR 125,8 Mrd.). „Das ist im Prinzip nicht weiter verwunderlich“, so Bauer, „schließlich sind wir selbst aus unserer Position als Marktführer heraus viele Jahre lang deutlich stärker als der Markt gewachsen. Nun treffen uns leider auch die Rückschläge überproportional.“

Die Gründe hierfür seien einerseits in der traditionell „für österreichische Verhältnisse“ recht hohen Aktienexposure zu sehen, andererseits aber auch in der besonders starken Sicherheitsorientierung bei Raiffeisen-Kunden: „Wenn die Zinsen hoch und die Kapitalmärkte turbulent sind, spüren wir das besonders stark.“ Mit einem Marktanteil von 20,5 Prozent sei RCM aber nach wie vor unangefochtener Marktführer.

Bei Publikumsfonds sank das RCM-Volumen bis Ende November um EUR 6,4 Mrd. oder 38,5 Prozent auf EUR 10,2 Mrd., bei institutionellen Fonds um EUR 5,8 Mrd. oder 27 Prozent auf EUR 15,6 Mrd. Auch hier ist RCM mit einem Marktanteil von 23,3 Prozent weiter klarer Marktführer.

Auch das Auslandsgeschäft, der Volumenstreiber der vergangenen Jahre, konnte sich der allgemeinen Entwicklung nicht entziehen: Seit Jahresbeginn ging das Volumen (inklusive Advisory Mandate) von EUR 6,4 Mrd. auf knapp EUR 4,0 Mrd. (per Ende Oktober) zurück, wobei rund 50 Prozent des Gesamtrückganges performancebedingt waren.

Im Geschäftsfeld Vermögensverwaltung sank das Volumen seit Jahresbeginn um 27,5 Prozent auf EUR 1,1 Mrd.

Der Silberstreif am Horizont sei aber bereits erkennbar: „Nachdem insbesondere die Monate September und Oktober von starken Rückflüssen und negativen Performanceeffekten geprägt waren, hat sich die Situation nun verbessert. Die Abflüsse sind deutlich zurückgegangen, seitens einzelner Kunden verzeichnen wir bereits wieder Zuflüsse.“ Diese Tendenz sollte künftig von sinkenden Sparzinsen unterstützt werden: „Wenn derzeit gebundenes Kapital in sechs oder zwölf Monaten frei wird, werden Anlageformen mit höheren Renditechancen an Attraktivität gewinnen.“

Nachteilige Imageeffekte für Immobilienfonds

Auch bei Immobilienfonds kam es in den vergangenen Wochen vor dem Hintergrund der anhaltenden Finanzkrise sowie eingeschränkter Liquidität bei zahlreichen geldmarktnahen Produkten und Anlagemöglichkeiten zu erheblichen Abflüssen. „Dies ist umso bedauerlicher, als die Substanz offener Immobilienfonds langfristig orientierten Investoren keinen Grund für diese Verkäufe liefert. Natürlich kann sich derzeit keine Assetklasse den Auswirkungen der Finanzkrise entziehen, wodurch Wertschwankungen auch bei Immobilien ein Thema sind. Diese stehen jedoch in keinem Verhältnis zu den extremen Abwärtsbewegungen anderer Anlagekategorien“, sagt Mag. (FH) Dieter Aigner, Geschäftsführer von Raiffeisen Capital Management sowie der Raiffeisen Immobilien KAG. Das konservative Ertragspotenzial offener Immobilienfonds sei langfristig betrachtet ungebrochen gut.

Das Volumen des Publikumsfonds Raiffeisen-Immobilienfonds sank bis Ende November um 152 Mio. oder 26 Prozent auf EUR 420,8 Mio. „Leider sind offene Immobilienfonds als Assetklasse noch nicht ausreichend etabliert, um sich auch in der öffentlichen Wahrnehmung von Immobilienaktiengesellschaften emanzipieren zu können. Daher haben auch wir unter den Negativ- Schlagzeilen über Produkte, die mit offenen Immobilienfonds nur wenig gemeinsam haben, gelitten“, so Dieter Aigner. Beim institutionellen Immobilienfonds hingegen konnte im genannten Zeitraum ein Zuwachs um 11 Prozent verzeichnet werden - eine Tendenz, die sich in Zukunft noch verstärken wird.

Dieter Aigner ist Anfang Oktober in die RCM-Geschäftsführung eingezogen; zugleich hat er – nach einer Funktionsperiode von 2003 bis 2006 – neuerlich die Geschäftsführung der Raiffeisen Immobilien KAG übernommen. Er gilt als ausgewiesener Risikomanagement-Experte; seine Bestellung im Herbst war zugleich auch Reaktion auf ein von großer Unsicherheit und Risikoaversion geprägtes Umfeld für die Finanzbranche.

Konservativere, noch stärker lösungsorientierte Produktpolitik

RCM habe die Konsolidierungsphase der letzten Monate genutzt, um mit neuer Kraft in das Jahr 2009 zu starten und an die Erfolge früherer Jahre möglichst rasch wieder anzuschließen. „2008 ist seit September bereits als eines der negativsten Jahre für Investmentfonds abgehakt. Wir sind dabei, sämtliche Optimierungspotenziale zu überprüfen. Beispielsweise werden wir beim Thema Produktentwicklung kräftig auf die Bremse steigen – denn was nützen Produkte mit tollen Stories, wenn das grundlegende Vertrauen der Anleger in die Kapitalmärkte fehlt?“, so Bauer.

Die Rückkehr zur Einfachheit auf Produktebene werde hoffentlich Kunden und Berater besser erkennen lassen, dass das, was auf den ersten Blick unspektakulär klingt – wie beispielsweise Multi-Assetklassen-Fonds -, häufig das Beste sei. „Wir müssen es schaffen, die Vorteile dieser Produktkategorie besser zu transportieren.“

Die RCM-Produktpalette soll in den kommenden Monaten gestrafft und stärker fokussiert werden: Ausgehend von 235 Publikums-, Spezial- und Großanlegerfonds werden rund 15 Prozent fusioniert. Dabei handelt es sich ausschließlich um Fonds, die heute bereits hohe Überlappungen aufweisen wie beispielsweise der Raiffeisen-OsteuropaPlus-Rent und der Raiffeisen- Osteuropa-Rent, deren ähnliche Veranlagungskonzepte künftig zusammengefasst werden. „Wir überprüfen unsere Produktpalette generell in periodischen Abständen, um sie noch kundenbzw. beraterfreundlicher und so übersichtlich wie eben möglich zu gestalten. Unsere Kunden werden weiterhin die passenden Lösungen für ihre Anlagebedürfnisse finden.“

Neue Produkte sollen künftig noch stärker in Richtung Lösungsorientierung weiterentwickelt werden – so wie das unter dem Motto „intelligentes Absparen“ mit der Raiffeisen-Fondsernte bereits der Fall ist (siehe unten).

Gebündelte Kräfte bei Vorsorgelösungen

Unter dem Gesichtspunkt noch stärkerer Lösungsorientierung im Sinne des Kunden ist auch eine Kooperation zu sehen, die RCM ab Jahresbeginn 2009 mit der Raiffeisen Versicherung (RV) eingeht: Die Stärken des Vorsorgespezialisten Raiffeisen Versicherung und des Veranlagungsprofis RCM für das immer bedeutender werdende Thema Pensionsvorsorge bei Raiffeisen werden künftig gebündelt. „Wir sehen steigendes Marktpotenzial für Kombinationsprodukte bzw. Pensionsvorsorgeprodukte. Das Wichtigste für den Kunden ist, dass er das beste Gesamtpackage für sein Vorsorgebedürfnis bekommt und dass diese Lösung sicher, einfach und transparent ist“, erläutert Bauer. So wird es künftig mit "Meine geförderte Lebenspension" nur noch ein Produkt der prämienbegünstigten Zukunftsvorsorge geben. Weiters ist geplant auch die Raiffeisen-Fondsernte künftig in Kooperation mit der Raiffeisen Versicherung anzubieten.

Tritt auf die Kostenbremse

Der Finanzkrise begegnet RCM mit einem umfassenden Kostensenkungsprogramm: „Nachdem wir bereits seit Ausbruch der Subprime-Krise Mitte 2007 kräftig auf die Kostenbremse gestiegen sind und laufende Budgets – vorrangig auf der Sachaufwandsseite – um 4 Prozent (2007) bzw. 16 Prozent (2008) gekürzt haben, ist für 2009 eine 12,5prozentige Aufwandsreduktion vorgesehen.“

RCM habe in den vergangenen Jahren stark expandiert; es sei daher erforderlich gewesen, die bisherige Unternehmensstrategie, die auf klares Wachstum und ein gemanagtes Volumen von mehr als EUR 40 Mrd. ausgerichtet war, zu adaptieren und an die unter den aktuellen Zukunftsaussichten gegebenen Erfordernisse anzupassen. So sieht das Einsparungsmodell – ausgehend von einer reduzierten und stärker fokussierten Produktpalette sowie einem durchschnittlichen verwalteten Fondsvolumen von rund EUR 25 Mrd. für 2009 eine weitere 11prozentige Reduktion des Sachaufwandes sowie eine Senkung der Personalkosten um 14 Prozent vor. „Die Kostensenkungsmaßnahmen sind unumgänglich, um unsere Wettbewerbsfähigkeit in einem veränderten Umfeld weiter zu stärken“, so Bauer.

Produktinnovation Fondsernte: schon ab 2009 ernten, was 2008 gesät wurde

Seit Juli steht Österreichs Anlegern ein in dieser Form einzigartiges Wertpapierprodukt zur Verfügung: die Raiffeisen-Fondsernte-Garantie – ein intelligentes Fondskonzept, das speziell auf regelmäßige Auszahlungen ausgerichtet ist. Raiffeisen-Kunden erhalten somit die Möglichkeit, über den Zeitraum von 20 Jahren ein monatliches Zusatzeinkommens zu lukrieren – ganz egal, in welchem Lebensalter.

Das besondere an diesem Konzept: Es durchbricht den aus der Natur bekannten Prozessablauf von Säen, Wachsen und Ernten, nach dessen Logik bisher auch das klassische Fondsinvestment funktioniert hat: regelmäßige Einzahlungen oder Einmalerläge werden in einen Fonds investiert, über mehrere Jahre möglichst ertragreich veranlagt und gelangen schließlich einmalig zur Auszahlung. Bei der Raiffeisen-Fondsernte-Garantie hingegen können Anleger die Früchte ihres Investments so gut wie umgehend – und zwar im Rahmen monatlicher, garantierter Auszahlungen über eine Laufzeit von 20 Jahren – genießen und darüber hinaus von der Möglichkeit einer Bonuszahlung profitieren.

Die Raiffeisen-Fondsernte-Garantie ist in zwei Phasen gegliedert: Am Beginn steht eine einjährige so genannte Startphase, welche im Normalfall ein Kalenderjahr – im heurigen Jahr, in dem die Fondsernte mit Juni gestartet ist, den verbleibenden Teil des Kalenderjahres - umfasst. In dieser Zeit ist es für Anleger jederzeit möglich, Anteile an dem Produkt „Fondsernte“ zu erwerben. Tatsächlich spielt es keine Rolle, ob eher zu Beginn, im Verlauf oder am Ende eines Kalenderjahres in den „Fondsernte“-Topf investiert wird, da das gesammelte Geld bis zum Ende des laufenden Kalenderjahres geldmarktnah veranlagt wird. Das Startvolumen ist allerdings mit 50 Mio. EUR begrenzt, d.h. je früher der Einstieg, desto besser.

Mit Ultimo des Kapitalsammeljahres ist die Startphase für das jeweilige Produkt zu Ende; d.h. die Raiffeisen-Fondsernte-Garantie switcht in die Auszahlungsphase. Ab dieser 2. Phase des Fonds erhält der Fondsanleger seine monatlichen, garantierten Auszahlungen über einen Zeitraum von 20 Jahren. Pro Fondsanteil erhält der Investor 5 EUR garantiert pro Monat ausbezahlt. Die Veranlagung des Fondsportfolios während der gesamten 20-jährigen Auszahlungsphase verfolgt vor allem die folgenden beiden Ziele:

  1. Bei kontrolliertem Risiko soll eine Maximierung der Ertragschancen erreicht werden.
  2. Dadurch wird zum einen die monatliche Ausschüttung aus dem Fondsprodukt heraus ermöglicht und es wird gleichzeitig eine größtmögliche Bonuszahlung zum Ende der Laufzeit angestrebt.

Das Garantiemodell beinhaltet zwei Arten der Veranlagung: ein sogenanntes Sicherheitsportfolio, bestehend aus Euro-Anleihen, das gewährleistet, dass am Ende der Laufzeit das Garantieniveau erreicht wird und das Ertragsportfolio, welches sich aus globalen Raiffeisen Aktien- und Anleihenfonds zusammensetzt.

Nach Ablauf der 20jährigen Auszahlungsphase erhält der Anleger – in Abhängigkeit von der Entwicklung der Kapitalmärkte - eine (nicht garantierte) Bonuszahlung gemeinsam mit seiner letzten monatlichen Auszahlung.

Die Raiffeisen-Fondsernte eignet sich für jede Lebensphase, in der ein regelmäßiges Zusatzeinkommen besonders willkommen ist – beginnend bei der Sicherung des Lebensstandards im Pensionsalter. Ebenso können beispielsweise Personen, die in jüngeren Jahren eine Erbschaft antreten, selbst aber am Beginn der Einkommenskurve stehen, via Fondsernte eine monatliche „Zuzahlung“ sicherstellen. Auch Eltern oder Großeltern, die für die Ausbildung ihrer Nachkommen vorsorgen wollen, finden mit der Fondsernte adäquate Möglichkeiten.

Kooperation mit K2 beim Management von Hedge-Dachfonds

Beim Management von Hedge-Dachfonds wird RCM künftig flächendeckend mit einem einerseits neuen, andererseits bereits bewährten Partner kooperieren: Mit dem US-Hedge- Dachfonds-Spezialisten K2, der bereits seit mehreren Jahren als Berater für den institutionellen Hedge-Dachfonds Raiffeisen 321 fungierte und nun zusätzlich die gleiche Funktion für den Raiffeisen- Hedge-Dachfonds und dessen institutionelles Pendant Raiffeisen 316 übernimmt.

Bei diesen beiden Fonds beriet bisher die Investment-Tochter des im Herbst in Turbulenzen geratenen US-Versicherungs-riesen AIG das RCM-Fondsmanagement. „Wir waren und sind mit der Kooperation sehr zufrieden; durch die erforderlichen Restrukturierungsmaßnahmen beim Mutterkonzern AIG ist allerdings ein Verkauf der Investmentsparte nicht auszuschließen. Ein solcher Schritt löst meist Fluktuation aus und das Beraterteam, die Menschen mit denen wir zusammenarbeiten und von deren Qualität wir überzeugt sind, könnte wechseln. Unter diesem Gesichtspunkt haben wir uns entschieden, den Erhalt einer qualitativ hochwertigen Beratungsleistung für all unsere Hedge-Dachfonds durch ein bewährtes und RCM bekanntes Team sicher zu stellen: K2“, sagt Mag. Gerhard Aigner, der innerhalb der RCM-Geschäftsführung unter anderem für den Bereich Fondsmanagement verantwortlich zeichnet.

Mehr Kosteneffizienz und Wettbewerbsstärke für Fonds auf EU-Ebene

Positive Signale im derzeit sehr herausfordernden Umfeld für die europäische Fondsindustrie gibt es im Hinblick auf die rechtlichen Rahmenbedingungen: Mit dem Beschluss des ECOFINRates zur neuen Umsetzungsrichtlinie UCITS IV (Undertakings of Collective Investment in Transferable Securities) ist man am 2. Dezember in Brüssel um einen wichtigen Schritt in Richtung Effizienzsteigerung weitergekommen. Die Verabschiedung der Richtlinie – die entscheidend zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Fondsindustrie beitragen wird – soll bis Mai 2009 erfolgen; die Umsetzung der Richtlinie in den Mitgliedstaaten ist bis Ende 2010 vorgesehen.

Die Schaffung eines echten Binnenmarktes für Investmentfonds inklusive nachhaltiger Verbesserung der Kosteneffizienz ist - neben der eingangs erwähnten Beendigung der Benachteiligung von Fonds im Vertrieb - ein Hauptanliegen von Mathias Bauer in seiner Eigenschaft als EFAMA-Präsident. Bereits im Sommer war ein wichtiger Durchbruch gelungen, als der von der EU-Kommission präsentierte Vorschlag nahezu alle von der Fondsindustrie gewünschten Punkte enthielt.

So sieht das Paket den vereinfachten Vertrieb für Fondsprodukte im EU-Ausland, die grenzüberschreitende Verschmelzung von Fonds, den Aufbau sogenannter Master-Feeder- Strukturen zum Pooling von Vermögenswerten und die verstärkte grenzüberschreitender Zusammenarbeit nationaler Aufsichtsbehörden vor. „Diese Maßnahmen werden es der Fondsbranche erlauben, in großem Umfang Economies of Scale zu realisieren – von den daraus resultierenden Kostenvorteilen sollen selbstverständlich auch unsere Kunden profitieren“, so Bauer. Weitere Kundenvorteile werde es durch bessere Information (Key Investor Information) und die erweiterten Auswahlmöglichkeiten geben.

Einen Wermutstropfen gibt es beim Thema Fondspass, der es Anbietern ermöglichen würde, das Management ihrer in Europa angebotenen Finanzanlagen zu zentralisieren: Nach wie vor bedarf es in dem Land, in dem der Fonds aufgelegt wurde, einer Institution, welche die Fondsgesellschaft vertritt.

„Ehrlichkeit des Fondsproduktes wird letztlich belohnt werden“

Wenngleich derzeit keine andere Form der Geldanlage so stark vom Rückzug der Anleger aus den Kapitalmärkten betroffen ist wie die Fondsindustrie, sieht Bauer die aktuelle Entwicklung als Unterbrechung eines grundsätzlich aufrechten, langfristigen Erfolgstrends für Investmentfonds an: „Die Folgen der Marktbewegungen werden bei Fonds ohne Verzögerung sichtbar, da wir nach dem Tageswertprinzip bewerten. Diese Ehrlichkeit wird im aktuellen Umfeld alles andere als belohnt, wird der Fondsindustrie aber zugute kommen, wenn die Irrationalität weicht. Wir sehen beispielsweise gerade jetzt, wie sehr unsere Kunden die Tatsache schätzen, dass Fonds ein Sondervermögen darstellen – ein Thema, das früher kaum wahrgenommen wurde.“ Sehr wesentliche Aspekte seien auch das aktive Management sowie der Vorteil hoher Risikostreuung bei Fonds.

„Fonds stehen für Transparenz, Vermeidung von Interessenskonflikten und treuhändiges Agieren für Anleger. Diese drei Prinzipien sind Grundpfeiler der Fondsbranche, die sich im Investmentfondsgesetz, das zutiefst ein Anlegerschutzgesetz ist, widerspiegeln und die derzeit besonders hochzuhalten sind“, schließt Bauer.

Kapitalmarkt: Bodenbildung Mitte 2009, selektive Chancen bei risky assets

Die Auswirkungen der weltweiten Finanzkrise haben zu Jahresende 2008 bereits voll auf die Realwirtschaft durchgeschlagen. Auf der Konjunkturseite sind die entwickelten Volkswirtschaften bereits in eine Rezession eingetreten, an den Emerging Markets ist eine deutliche Wachstumsabschwächung zu beobachten. Nachdem das vierte Quartal 2008 das schwächste Wachstum im aktuellen Zyklus bringen wird, sind bis mindestens Mitte 2009 negative Wachstumsraten zu erwarten. Der Arbeitsmarkt wird sich in den beiden kommenden Jahren noch deutlich verschlechtern.

„Wir gehen davon aus, dass der weltweite Abschwung erst im zweiten Halbjahr seinen Boden finden wird“, sagt Mag. Gerhard Aigner, Geschäftsführer von Raiffeisen Capital Management und begründet dies vor allem mit der Tatsache, dass bisher noch keine Beruhigung an den Immobilienmärkten zu beobachten sei: „Eine Bodenbildung am US-Immobilienmarkt und ein wieder funktionierender Interbankenmarkt sind unabdingbare Voraussetzungen für einen nachhaltigen Aufschwung.“

Die bisher erfolgten Zinssenkungen müssen ihre Wirkung auf die Realwirtschaft erst entfalten. RCM geht in den kommenden Monaten von weiteren Zinssenkungen aus. „Bei der EZB erwarten wir eine Leitzinssenkung auf mindestens 2 Prozent, die US-Notenbank Federal Reserve wird in Richtung 0 gehen. Den nötigen Spielraum dafür sowie auch für eine Erweiterung der Geldmenge (quantitative easing) erhalten die Notenbanken durch deutlich fallende Inflationsraten.

In den USA dürfte der Rezessionsüberwindung Mitte 2009 eine schwach verlaufende Erholung folgen. Eine Überwindung der Kreditklemme ist derzeit nicht in Sicht; der Deleveraging-Prozess, also der Abbau von Schulden, dürfte noch einige Jahre anhalten.

Staatsanleihen werden bis auf weiteres durch die Konjunkturdaten, Disinflation und Zinssenkungen gut unterstützt bleiben, auf längere Sicht jedoch an Attraktivität einbüssen. Der Euro- Geldmarkt hingegen bleibt ob der bevorstehenden Zinssenkungen unattraktiv.

Historisch hohe Risikoprämien sind derzeit bei Unternehmensanleihen zu verzeichnen. „Diese Risikoprämien können nur zum Teil durch Ausfallsrisiko erklärt werden“, sagt Gerhard Aigner. Die ebenfalls sehr hohe Liquiditätsprämie wird jedoch im Zuge einer Normalisierung der Marktaktivität ausgepreist werden können, was sich positiv auf die Wertentwicklung von Unternehmensanleihen niederschlagen wird.

Die Aktienmärkte stehen im Banne der Unsicherheit über das Ausmaß der kommenden Gewinnrezession. „Die Gewinnentwicklung wird immer noch überschätzt, wir werden weiter negative Revisionen sehen.“ Im Gefolge der eskalierenden Finanzkrise wird das unsystematische Risiko zusehends als systematisches Risiko gesehen. Die bislang seitens Regierung und Notenbanken gesetzten Maßnahmen zur Entschärfung der Situation müssen ihre Wirkung erst entfalten.

Auch wenn Bewertungen bei riskanten Assetklassen insgesamt attraktiv erscheinen, ist die Abwärtsphase noch nicht beendet. Der negative Newsflow wird auch in den kommenden Monaten anhalten. Gerhard Aigner: „Die Zyklustiefstände erwarten wir im Verlauf des ersten Halbjahres 2009. Dafür sprechen der Konjunkturausblick, die Bewertungssituation, die Maßnahmen von Notenbanken und Behörden sowie der Vergleich mit früheren Zyklen.“

Bodenbildungsphasen sowie auch die erste Erholungsphase sind üblicherweise von hoher Volatilität geprägt. Das Timingrisiko beim Neueinstieg bzw. bei Zukäufen ist daher beträchtlich, weshalb Investitionen zeitlich gestreut sein sollten und insbesondere Fondssparpläne zu empfehlen sind.

Dies soll aber keineswegs heißen, dass es nicht schon bald selektive Chancen für Zukäufe bzw. günstige Einstiegsmöglichkeiten geben könnte: „Interessant sind zunächst Aktien aus den entwickelten Märkten sowie Unternehmensanleihen, die derzeit noch unangemessen hohe Ausfallsraten einpreisen. Auch das Thema Infrastruktur bietet angesichts der weltweiten Infrastrukturpläne Chancen. Zeitlich nachgelagert rechnen wir mit einer Erholung der Rohstoffpreise, in deren Zuge auch wieder eine Outperformance der Emerging Markets zu erwarten ist“, so Gerhard Aigner.

Insgesamt sei in dieser hochvolatilen Phase das zu empfehlen, was sich im Zusammenhang mit Kapitalmarkt-Investments stets bewährt: langfristig investieren und möglichst breit streuen. „Unser nachhaltigster Anlagetipp lautet Streuung – sowohl im Hinblick auf einen Einstieg in mehreren Tranchen, als auch im Hinblick auf ein möglichst stark diversifiziertes Fondsportfolio“, sagt Gerhard Aigner. Das ideale Vehikel für letzteres seien Multi-Assetklassen-Fonds, die in Österreich mittlerweile auf eine zehnjährige Erfolgshistorie zurückblicken und über „wahrhaft multiple Diversifikationseffekte“ verfügen.

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