Top Geschäft noch lange kein Investment!

"Die Fähigkeit, über kurzfristige Schwankungen hinwegzublicken und sich auf die wesentlichen Fundamentaldaten zu konzentrieren, ist für den Anlageerfolg entscheidend", so Edwin Walczak, Fondsmanager des Vontobel Fund - US Value Equity im e-fundresearch.com Interview. Funds | 10.12.2008 06:00 Uhr
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e-fundresearch: Seit wann sind Sie für das Management dieses Fonds verantwortlich?

Walczak: Ich bin seit Juli 1988 als Vice President und Leiter des US-Aktienresearchs und Portfoliomanagements bei Vontobel Asset Management, Inc. in New York tätig. Ich verwalte den Fonds seit seiner Lancierung im Jahr 1991.

e-fundresearch: Orientieren Sie sich an einer Benchmark? Wenn ja, an welcher?

Walczak: Der Anlagestil des Vontobel Fund - US Value Equity kann als bechmarkunabhängig bezeichnet werden. Die offizielle Benchmark des Fonds ist jedoch der S&P 500.

e-fundresearch: Managen Sie aktuell auch noch andere Fonds oder Mandate?

Walczak: Nein, im Moment verwalte ich weder andere Anlagefonds noch Mandate.

e-fundresearch: Wie hoch ist das Gesamtvolumen, das Sie derzeit verwalten?

Walczak: Das Gesamtvolumen des Vontobel Fund – US Value Equity beträgt per 30.11.2008 317.2 Mio USD.

e-fundresearch: Zur Performance: welche Ergebnisse konnten Sie seit Beginn des Jahres und in den letzten fünf Kalenderjahren, d.h. 2003, 2004, 2005, 2006 und 2007, erzielen? Sowohl absolut als auch relativ gegenüber der relevanten Benchmark.

e-fundresearch: Wie sind Sie selbst mit Ihrer Leistung in den Vorjahren und in diesem Jahr zufrieden?

Walczak: Dieses Jahr war gerade „ok“, da wir nicht unter den starken Korrekturen im Rohstoffsektor gelitten haben, doch gewisse Finanzwerte haben uns belastet. In den vergangenen drei Jahren litten wir darunter, dass wir Rohstoffengagement bewusst gemieden haben. Die weltweite Investitionstätigkeit verlief nur in eine Richtung: Indien, China, Rohstoffe und die „neue Welt“. Ich glaube aber, dass viele Bereiche (Stahl, Öl, Materialien), die floriert haben, nicht wirklich gut zu unserem Anlagestil passen. Es waren grossartige „Geschäfte“ solange der Boom anhielt, aber ein grossartiges Geschäft ist noch lange kein Investment.

e-fundresearch: Welche Ergebnisse würden Sie in diesem Zusammenhang als sehr gut, mittelmäßig und enttäuschend bezeichnen?

Walczak: Wir hätten wohl schneller und vielleicht auch beherzter auf den sich verschlechternden Ausblick für Finanztitel reagieren sollen. Wir haben den Fonds im März und im Frühsommer um einige Finanzwerte gestutzt, aber das war nicht genug. Anderseits bin ich froh, dass wir so diszipliniert waren (Investoren im Buffet-Stil), und dass wir der Rohstoffkorrektur nicht ausgesetzt waren.

e-fundresearch: Wie können Sie durch Ihre Leistung Mehrwert für Ihre Anleger schaffen?

Walczak: Hauptsächlich dadurch, dass wir so gut wie möglich einen reproduzierbaren und strengen Anlageansatz verfolgen. Wir stützen uns auf dieselben Daten wie andere Anbieter auch. Der Unterschied ergibt sich nur aus der Verwendung der Daten in unseren Modellen.

e-fundresearch: Wie lange sind Sie schon Fondsmanager?

Walczak: Ich bin seit 1984 Fondsmanager. Von 1984 bis 1988 war ich als Fondsmanager bei Lazard Frères Asset Management in New York tätig. Seit 1988 bin ich Fondsmanager bei Vontobel Asset Management Inc., New York.

e-fundresearch: In welchem Kapitalmarktumfeld bewegen wir uns Ihrer Ansicht nach derzeit?

Walczak: Zurzeit sind die Kaufgelegenheiten äusserst günstig und unser konservativer Anlagestil hat gute Chancen, erfolgreich zu sein. Qualitativ hochwertige Unternehmen werden verkauft und derzeit ist der Fonds voll investiert.

e-fundresearch: Wie agieren Sie in diesem Umfeld?

Walczak: Wir sind in diesen volatilen Märkten nicht sehr aktiv und konzentrieren uns auf die qualitativ besten Titel, die in unseren Augen zu Ausverkaufpreisen verfügbar sind. Die Fähigkeit, über kurzfristige Schwankungen hinwegzuschauen, Entwicklungen nüchtern zu analysieren und sich auf die wesentlichen Fundamentaldaten zu konzentrieren, ist für den Anlageerfolg entscheidend.

e-fundresearch: Was sind die speziellen Herausforderungen in der aktuellen Situation?

Walczak: Es sind nicht wenige der Probleme, die den Markt derzeit belasten - etwa die weltweite Liquiditätsverknappung und Möglichkeit einer heftigen globalen Rezession. Panikverkäufe, Rücknahmen bei offenen Anlagefonds und Liquidationen von Hedge Funds belasteten wahrscheinlich die Aktienkurse dermassen, dass die Abschläge eventuell fast depressionsartige Niveaus erreicht hatten. Diese Entwicklung zeigt sich auf der ganzen Welt. In zahlreichen Fällen wird das Kind mit dem Bade ausgeschüttet; Aktien mit hoher Qualität geraten ohne Ansehen ihrer Eigenschaften unter den selben Druck wie Aktien von Unternehmen mit substanziellen Risiken. Stattdessen haben wir das Portefeuille mit Unternehmen gefüllt, die starke Bilanzen und nachhaltige Franchisen aufweisen. Wir sind der Meinung, dass jeder Anleger im Stile Buffets sein Portfolio mit diesen Titeln zu sehr attraktiven Preisen aufstocken sollte.

e-fundresearch: Welche Ziele haben Sie kurzfristig bis zum Ende des Jahres und mittelfristig für die kommenden 3-5 Jahre?

Walczak: Ich möchte eine über dem S&P 500 liegende Performance erzielen und dabei weniger Risiken eingehen als der Markt, indem ich denselben Investmentansatz weiterverfolge, den wir seit 20 Jahren anwenden.

e-fundresearch: Welche Ergebnisse würden Sie in drei Jahren als sehr gut, neutral und enttäuschend empfinden?

Walczak: Der grösste Erfolg war, dass wir von 1990-1993 umfassende Investments in Bankentitel tätigten und während der Technologieblase nicht in Technologiewerte investierten. Der grösste Misserfolg ist das jüngste Exposure in einigen Finanzwerte, die sich als Fehlinvestition herausstellten. Zurzeit sind die Kaufgelegenheiten äusserst günstig und unser konservativer Anlagestil hat gute Chancen, erfolgreich zu sein. Qualitativ hochwertige Unternehmen werden verkauft und wir sind derzeit voll investiert.

e-fundresearch: Gibt es für Sie Vorbilder?

Walczak: Im Beruf ist es Warren Buffett, im Sport Johnny Unitas (unter Umständen ist er in Österreich nicht bekannt) und im Leben ist es mein Vater.

e-fundresearch: Was motiviert Sie als Fondsmanager in Ihrem Job?

Walczak: Die Lust und Herausforderung, alles richtig zu machen, aber auch der Kontakt zu den zahlreichen Kunden, die wir in den vielen Jahren kennengelernt haben. Langjährige Beziehungen machen Spass.

e-fundresearch: Was wollen Sie noch erreichen bzw. was sind Ihre weiteren Ziele als Fondsmanager?

Walczak: Weiterhin eine gute Performance erzielen, Fehler nach Möglichkeit vermeiden, offen sein und intellektuell wachsen – und dabei ein besserer Investor werden.

e-fundresearch: Welchen Beruf würden Sie gerne ausüben, wenn Sie nicht Fondsmanager wären?

Walczak: Tennisprofi – wenn ich nur eine halbwegs ordentliche Rückhand hätte!


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