Hedgefonds in Krisenzeiten

Im Rahmen der "Alternative Investments Academy" analysierten Dr. Francois Duc von UBP in Genf und Dr. Bernhard Füreder, SMN, die aktuellen Marktentwicklungen. Weiters präsentierte StB Mag. Dieter Habersack, PWC, aktuelle Entwicklungen zum Thema "UCITS IV". Funds | 12.11.2008 05:00 Uhr
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Hedgefonds mit weniger Leverage als Banken

Hedgefonds werden in der Öffentlichkeit oft als gefährliche Investmentprodukte dargestellt, die mit hohem Leverage und hohen Risiken agieren. Dr. Christoph Wiesmayer, Vorstand der VAIÖ und Gründer von Wiesmayer und Partner: "Banken haben einen vielfachen Leverage von normalen Industrieunternehmen und Hedgefonds und verwenden zum Teil im Eigenhandel viele Strategien, die auch von Hedgefonds angewandt werden. Die großen österreichischen Geschäftsbanken hatten Ende 2007 einen Leverage von knapp 14 bis mehr als 17 mal. Hedgefonds dagegen nur einen Leveragefaktor von 2-3 mal."

Zum Marktrisiko kam das Liquiditätsrisiko

Dr. Bernhard Füreder, SMN: "In der Vergangenheit hatten sich Hedgefonds vor allem mit dem Management von Marktrisiken beschäftigt. Das Liquiditätsrisiko war de-facto nicht vorhanden. Investoren und Fondsmanager waren gewohnt, mit normalen Volumina und marktüblichen Spreads zu Marktpreisen handeln zu können. Das hatte sich allerdings in den letzten Wochen dramatisch geändert. Auf einer Reihe von Märkten und Marktsegmenten wurde nicht mehr gehandelt." Ohne Preisbildung gibt es jedoch kein effizientes und erfolgreiches Management.

Hedgefonds: institutionelle Investoren weiterhin interessiert

Dr. Francois Duc, Professor in Genf und Leiter des Risk Advisory Desk für alternative Investments der Genfer Privatbank UBP: "Obwohl wir im Oktober extreme Marktbewegungen und den Zusammenbruch von Teilmärkten beobachten mußten, gibt es auch aktuelle Umfragen unter institutionellen Investoren, die auf ein weiterhin hohes Interesse an Hedgefonds schliessen lassen."

Short Selling Verbot nicht sinnvoll

Francois Duc bekräftigte seine Skepsis bezüglich des Verbots von Leerverkäufen: "Dieses Verbot hat den Markt für Wandelanleihen sehr negativ beeinflusst. Investoren haben kein Interesse an der Veranlagung in Wandelanleihen, wenn es nicht möglich ist, durch die Absicherung von einzelnen Teilkomponenten das Risiko zu managen. Damit ist auch eine wichtige Finanzierungsquelle ausgetrocknet, was die weitere Verteuerung der Kapitalkosten für Finanzinstitute zur Folge hatte. Das Volumen auf den Optionenmärkten ist dann auf die Hälfte eingebrochen. Die Aktienmärkte haben einen Rückgang des Handelsvolumens um 7,5 Prozent hinnehmen müssen und die Bid-Ask Spreads sind um 12 Prozent angestiegen. Leerverkäufe und Arbitrage-Strategien wurden unmöglich."

Leerverkäufe können die Preisfindung unterstützen und die Märkte mit zusätzlicher Liquidität versorgen. Das Verbot von Leerverkäufen hat beispielsweise in China zu einem Absturz des "A-Shares" Marktes um 53 Prozent in diesem Jahr geführt. Leerverkäufe und Hedgefonds wurden auch teilweise ungerechtfertigt für die starken Marktrückgänge an den Aktienbörsen verantwortlich gemacht. Francois Duc: "Nur zur Illustration der Marktgröße. Der gesamte Markt der alternative Investments war Ende 2007 nur so groß wie die UBS alleine."

UCITS IV im Jahr 2011 Realität?

StB Mag. Dieter Habersack, Vorstand der VAIÖ und Geschäftsführer von PWC in Wien präsentierte aktuelle Entwicklungen der Fondsindustrie auf europäischer Ebene. 25 Jahre nach Einführung der UCITS Konstruktion als rechtlichen Rahmen für Investmentfonds in Europa wird nun die Novellierung der Richtlinie (UCITS IV) diskutiert.

Wichtige Prinzipien und Grundsätze von UCITS IV

Dieter Habersack: "Drei wichtige Prinzipien liegen der Novellierung der Richtlinie zugrunde. Erstens die Steigerung der Markteffizienz (Fondsverschmelzungen, Management Company Passport und Master-Feeder Konstruktionen). Zweitens die Steigerung des Investorenschutzes (Key Investor Information bzw. KII) und drittens die Verringerung der administrativen Hürden (Verkürzung des Notifizierungsprozesses)."

Ein wichtiger Aspekt im Rahmen von UCITS IV ist die Schaffung des "Management Company Passports (MCP)", der Fondsgesellschaften die Möglichkeit bietet, grenzüberschreitend tätig zu werden und in jedem EU Land Niederlassungen zu gründen und Fonds aufzulegen. 

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Schaffung von Master-Feeder Konstruktionen. Dabei werden Fonds in verschiedenen Ländern aufgelegt ("Feeder"), die mind. 85 Prozent des Volumens in einen gemeinsamen Fonds ("Master") investieren. Der Vorteil besteht in der Steigerung der Effizienz der Verwaltung des Master-Fonds, der immer ein UCITS Fonds sein muss und keine Anteile an Feeder-Fonds halten darf. 

Der "vereinfachte Prospekt" sollte mittelfristig auch durch ein neues Informationsdokument (Key Investor Information - KII) ersetzt werden. Obwohl sich Aufsichtsbehörden und Fondsindustrie davon einen verbesserten Zugang zu Privatinvestoren erhoffen, gibt es auch viele kritische Stimmen, die eine Änderung des "vereinfachten Prospektes" ablehnen. Eines der Probleme war die unterschiedliche Interpretation der Vorgaben für den Prospekt in verschiedenen Ländern. Diese Problematik - und auch die Frage nach der rechtlichen Verbindlichkeit der enthaltenen Informationen - muß jedoch auch mit dem neuen Dokument gelöst werden.

Dieter Habersack: "Insgesamt muss mit einer Implementierungszeit von 18 bis 30 Monaten gerechnet werden. D. h. die Umsetzung von UCITS IV wird evt. erst im Jahr 2011 realistisch sein."

Weitere Informationen und Kontaktdaten finden Sie auch auf der Website der Vereinigung ausländischer Fondsgesellschaften in Österreich (VAIÖ): www.vaioe.at

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