Der Boden ist noch nicht erreicht

Die Finanzkrise ist längst kein US-Subprime-Problem mehr. Doch während die europäische Politik das erst in den vergangenen Wochen gemerkt hat, haben Anleger die Krise in ihren Portfolios schon lange voll mitbekommen. Die besten Europa Aktienfonds im Vergleich. Funds | 20.10.2008 06:00 Uhr
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Denn obwohl das Epizentrum der Krise ohne Zweifel in den USA liegt, haben europäische Aktien noch schlechter abgeschnitten als US-Papiere. Die europäischen Blue Chips büßten gemessen am Dow Jones Euro Stoxx 50 seit ihrem Hoch im Juni 2007 mehr als 43,6 Prozent ein. Ihre US-Pendants hingegen „nur“ 39,6 Prozent.

Ein Grund dafür ist die größere Bedeutung von Finanztiteln am Index. Laut Analysten von Citigroup war der Anteil von Finanzdienstleistern am Leitindex bei 27 Prozent. In den USA stellen die Finanztitel hingegen „nur“ 22 Prozent dar.

Konjunkturabschwächung dämpft Nachfrage

Doch Europa ist auch wirtschaftlich stark von der Krise betroffen. Die weltweite Konjunkturabschwächung hat die Nachfrage nach europäischen Gütern gedämpft. Industrieunternehmen fahren ihre Produktion zurück. Dazu ist der Euro weiterhin im langfristigen Vergleich teuer. Keine guten Nachrichten für die exportorientierten Wirtschaften wie Deutschland, oder auch Österreich.

Anleger in Europa-Aktienfonds sind daher von der Krise stark getroffen worden. Die Fonds liegen auf Jahressicht deutlich im Minus. Auf breiter Front haben die Produkte zwischen einem Viertel und der Hälfte ihres Wertes eingebüßt. Anleger, die erst in den letzten drei Jahren in Aktienfonds investiert haben, haben daher hohe Verluste zu beklagen.

Über 90 Prozent im Plus

Anders sieht es hingegen längerfristig aus. In den vergangenen fünf Jahren liegen mehr als 90 Prozent der 200 in Österreich zugelassenen Fonds im Plus. Im Schnitt brachten sie zwar nur mickrige 3,5 Prozent Rendite pro Jahr, aber stark im Minus sind sie nicht. Auch der Dow Jones Euro Stoxx 50 notiert noch knapp 20 Prozent über seinem Tiefststand im März 2003.

Wie es für europäische Aktien weitergehen wird, hat e-fundresearch exklusiv für die Presse die besten Fondsmanager für Europa-Aktien gefragt.

Bewertungen niedriger als in den USA

Der beste Fonds ist auf Sicht der Fünf-Jahres Sharpe Ratio, der risikolosen Rendite, der MFS Meridian Funds European Value. 8,8 Prozent brachte der Fonds Anlegern pro Jahr und hat damit in fünf Jahren immerhin mehr als 52 Prozent erwirtschaftet. Für Fondsmanager Barnaby Wiener seien Aktien derzeit sehr attraktiv bewertet, besonders im Gesundheitssektor sieht er viele Chancen. Allerdings sollten sich Anleger auf Unternehmen konzentrieren, die über eine gesunde Finanzbasis verfügen. Damit soll der negative Einfluss der Kreditkrise auf das Portfolio reduziert werden. Für Wiener ist der Grund für den starken Verfall am europäischen Markt besonders die hohe Gewichtung der Banken. „Zudem sind die Bewertungen niedriger als in den USA,“ betont der Fondsmanager.

Extreme Volatilität bietet Chancen für Stockpicker

An dritter Stelle liegt der Fonds von Cédric de Fonclare, der Jupiter JGF European Opportunities. Auch Fonclare sieht derzeit attraktive Bewertungen in Europa. Unternehmen, die von der Nachfrage aus den Schwellenländern profitieren, seien etwa interessant. Derzeit setzt er wie auch Wiener auf Healthcare-Titel. „Das ist ein Bereich mit nachhaltigen und langfristigen Wachstumstreibern, etwa der Überalterung oder steigenden Budgets für das Gesundheitswesen.“ Doch fast zehn Prozent hält Fonclare derzeit in Cash. Diese sichere Position wird erst langsam abgebaut. „Die extreme Volatilität bietet Chancen für Stockpicker.“ Angesichts der großen Nervosität an den Märkten sei es daher wichtig Liquidität zu haben.

Der Boden ist noch nicht erreicht

Auch Robert Beer, Fondsmanager des LuxTopic - Aktien Europa, bleibt vorsichtig. Die Aktienindizes haben ihre niedrigsten Werte unter Umständen noch nicht gesehen: Der Boden sei noch nicht erreicht. „Die Bodenbildungsphase kann wegen schlechter Wirtschafts- und Konjunkturdaten durchaus ein halbes Jahr dauern.“ Doch danach sei mit einem Anstieg von bis zu 30 bis 40 Prozent zu rechnen. Beer setzt daher etwa auf ausgewählte Finanztitel, die aus der Krise gestärkt hervorgehen würden, wie etwa die französische BNP Paribas oder die spanische Bank Santander.

Die beiden Fondsmanager Thorsten Paarmann und Michael Fraikin, die für den Invesco Pan European Structered Equity verantwortlich sind, finden hingegen im Gesundheitssektor attraktive Aktien. „Überdurchschnittlich viele Titel aus diesem Sektor entsprechen unseren quantitativen Selektionskriterien.“ Von Finanztitel lassen die beiden Manager eher die Finger. Denn für sie ist nicht nur kurzfristig mit weiterhin großer Unsicherheit zu rechnen. Auch mittelfristig gebe es Rückschlagspotential.

Historisch gute Kaufmöglichkeit

Der Fondsmanager des Griffin European Opportunities sucht wie der Name schon sagt nach besonders günstigen Chancen. Im jetzigen Marktumfeld sieht Charles Glasse „eine historisch gute Kaufmöglichkeit“. Das wichtigste Kriterium derzeit sei eine gesunde Finanzierungsstruktur der Unternehmen. Besonders große Nahrungsmittelketten wie Nestlè oder Symrise seien derzeit interessant. Doch allgemein hat Glasse für Anleger eher eine Warnung parat. „Es kann schon sein, dass wir eine Rally sehen werden, die aber nur auf einer kurzfristigen Entspannung fußt. In 18 Monaten wird die wirtschaftliche Landschaft aber völlig anders aussehen.“

Sentiment flows - emotionsgetriebenen Geldflüsse

Rajiv Jain hat „noch nie in seinem Leben so günstige Aktien gesehen“. Jain managt den Vontobel Fund European Value und verfolgt derzeit vor allem Indikatoren zum Verhalten von Anlegern. „Im Zentrum des Aktienmarktes stehen die ‚sentiment flows.’“ Diese emotionsgetriebenen Geldflüsse bieten immer wieder Kaufgelegenheiten. Doch auch für Jain sind sichere Plätze am Markt derzeit selten. „Der sicherste Ort für Aktieninvestments ist derzeit einer ohne Verschuldung, denn viele Unternehmen müssen in den nächsten Jahren große Finanzierungen tätigen.“

Auch wenn Giles Worthington viele Investmentmöglichkeiten für seinen M&G Pan European Fund sieht, warnt er Privatanleger. „Es ist sehr schwierig den perfekten Einstiegszeitpunkt zu finden. Anleger sollten daher einen langfristigen Ansatz verfolgen.“ Denn die Märkte würden auch bis zum Jahresende noch sehr nervös bleiben. Es werde in Zukunft zwar sicher große Investmentchancen geben, aber mit so stark schwankenden Kursen sei es wichtig an einer langfristigen Strategie festzuhalten.

Alle Daten per 07.10.2008
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