USA: Comeback oder Bärenmarkt?

Das volkswirtschaftliche Umfeld in den USA ist und bleibt noch unsicher. Für JPMorgan gibt es attraktive Gelegenheiten für aktive Investoren im Value- und Finanzbereich. BlackRock erwartet einen Abbau der US-Untergewichtungen und für INNOVEST sind Zwischenrallies typisch für Bärenmärkte. Funds | 27.08.2008 06:00 Uhr
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Institutionelle Anleger horten hohe Cash-Bestände, Privatanleger sowie Konsumenten halten sich weitgehend zurück und die Unternehmen schnallen die Gürtel enger. Zusätzlich brisant: Kracht es im Gebälk der USA können sich andere Länder nicht gänzlich aus der Affäre ziehen.

e-fundresearch hat bei wichtigen Fondsgesellschaften nachgefragt, wie sie die Lage in den USA einschätzen. Der Grundtenor: Verhalten positiv bis neutral abwartend. Trotz der unsicheren Lage steht für die Experten fest: US-Aktienfonds gehören in jedes Portfolio. Die derzeit günstigen Bewertungen bieten zudem attraktive Einstiegsgelegenheiten für mutige Investoren.

US-Konsumenten unter Druck

Die Schwierigkeit an der momentanen Lage in den USA ist laut Berndt May, Österreich-Chef von JPMorgan Asset Management, dass trotz abnehmenden Wirtschaftswachstums die Inflation zunimmt, was sich in den Geldbörsen der Menschen bemerkbar macht. Ein Teufelskreis, denn das führe dazu, dass weniger konsumiert wird wodurch die Unternehmen auch weniger umsetzen und wiederum auch weniger Arbeitskräfte beschäftigen würden.

„Viele Unternehmen haben in den USA derzeit einen Head-Count-Freeze ausgerufen“, so der JPMorgan-Manager. May geht davon aus, dass sich in den nächsten ein bis zwei Quartalen die Lage beruhigen wird. Die ganz dunklen Wolken wären schon vorüber gezogen und es reicht schon, wenn die Unsicherheit unter den Börsianern zurückgeht. „Es ist schon ein positives Signal, dass es langsamer schlechter wird als zuvor“, so May. 

Machen US-Investments immer Sinn?

„Es ist derzeit weder angebracht nichts zu machen noch zu viel zu machen“, rät May Anlegern, die US-Aktienfonds im Visier haben. Schließlich machen US-Investments immer Sinn. Krisenbedingt gäbe es eine Reihe von attraktiven Gelegenheiten, wie Finanzwerte oder Value-Fonds mit einer hohen Gewichtung an Finanzwerten. Diese würden sich vor allem für aktive Investoren eignen.

Privatanlegern legt der Experte normale, breit gestreute Aktienfonds ans Herz. Größere Chancen auf Erfolg würden zudem die Aktien größerer, international operierender Unternehmen bringen, denn Small Caps decken in der Regel eher den Heimmarkt ab. Wichtig wäre es obendrein zu überprüfen, ob man einzelne Branchen im Portfolio nicht übergewichtet hat. „Oft lassen sich Privatinvestoren einen Trend einreden und haben von einer Assetklasse zwischen 20 und 40 Prozent im Portfolio“, weiß May. Sinnvoll wären hingegen fünf bis zehn Prozent.

Eine zumindest leicht positive Tendenz zugunsten US-Aktienfonds will Thomas Loszach, Vice President Retail Sales von BlackRock in den letzten Wochen festgestellt haben. „Seit dem Beginn des zweiten Quartals hat das Interesse wieder zugenommen. Einige Investoren haben sich überlegt, ob sie von einer extremen Untergewichtung auf neutral schalten sollen“, so Loszach gegenüber e-fundresearch. Dabei sei das erste Quartal extrem schlecht gelaufen. So habe etwa der BGF US Flexible Equity gegenüber seiner Benchmark Russell 1000 TR USD um fünf Prozent verloren. Loszach führt das unter anderem darauf zurück, dass der Fonds zur Hälfte quantitativ und zu Hälfte fundamental getrieben ist: „Quantitative Modelle leiden besonders unter irrationalen Entscheidungen.“ Konkret spricht er damit an, wie die US-Notenbank Fed im Zuge der Bear Stearns-Rettung viel Liquidität in den Markt gepumpt hat.

Trend zu großen, global gut aufgestellten Unternehmen

Wie May sieht Loszach auch einen Trend hin zu den Werten großer Unternehmen, die global gut aufgestellt sind und in den letzten Jahren eher ein Schattendasein gefristet haben. Sie würden am meisten vom Wachstum in den neuen Weltmärkten profitieren. Aktuell sind im BGF US Flexible Equity die Sektoren Healthcare und Energie übergewichtet.  Stark untergewichtet – im hohen einstelligen Bereich – sind hingegen Finanzwerte. Hier soll sich die Konsolidierung noch über mehrere Quartale ziehen. Die derzeitige Situation ist nach Ansicht von Loszach vor allem frustrierend für all jene, die eine klare Abgrenzung in einen Bullen- und Bärenmarkt vornehmen möchten. Das prognostizierte Wirtschaftswachstum zwischen null und zwei Prozent sei nämlich für einen Bärenmarkt zu hoch und für einen Bullenmarkt zu gering. „Wir gehen für die nahe Zukunft von einer Seitwärtsbewegung aus“, so Loszach nüchtern.

Gleich drei Schocks

Für Gerold Permoser, Senior Investment Manager bei der Siemens-Tochter INNOVEST, ist das Besondere an der derzeitigen Wirtschaftslage in den USA, dass mit der Immobilien- und Finanzkrise sowie den explodierenden Energiepreisen gleich drei Schocks bewältigt werden müssen. „In der Vergangenheit hat jeder dieser drei Faktoren für eine eigene große Krise gereicht“, so Permoser. Ein rasches Ende der Turbulenzen sieht der INNOVEST-Experte nicht.

Die in Abständen einsetzenden Zwischenrallyes seien typisch für Bärenmärkte. Dazu komme, dass es ohne einem gesundem Bankensystem schwieriger sein wird den Turnaround zu schaffen. Andererseits könne auch angenommen werden, dass die Krise früher ausgestanden sein wird als anderswo auf der Welt. „Die US-Wirtschaft ist viel flexibler und reagiert in Krisensituationen schneller und effizienter“ weiß Permoser.

Den hauseignen siemens/equity.north-america ist es seit dem vergangenen Juli kaum besser ergangen als anderen US-Aktienfonds. Allein seit dem Jahreswechsel hat die Perfomance um 11,03 Prozent nachgelassen. Bei der Veranlagung wird zwischen Value- und Growth-Titeln unterschieden, die jeweils von verschiedenen Managern betreut werden. Üblicherweise seien beide Bereiche gleich gewichtet. „Heuer wurden die Value-Titel zu Gunsten der Growth-Titel massiv untergewichtet. Absolut gesehen ist die Perfomance natürlich nicht wirklich schön“, so Permoser. „

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