Ein Jahr Krise: Die Fondsbilanz

Vor einem Jahr erreichte die erste Subprime-Schockwelle die internationalen Kapitalmärkte. In den 12 Monaten versuchten Regierungen wie Notenbanken das Feuer zu löschen, doch die Krise hinterlässt immer noch Spuren an den Finanzmärkten – und in den Portfolios. Funds | 18.07.2008 06:00 Uhr
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Vor einem Jahr waren sich die meisten Experten einig. Es werde eine kurze Korrektur werden, die Märkte würden sich wieder erholen. Doch inzwischen sind 12 Monate vergangen und besonders die Aktienmärkte sind in den volatilen Zeiten stark unter Druck gekommen. Zusammen mit der schlechten Entwicklung von Immobilien haben sie dem Anlegervermögen massive Verluste bereitet. Nur jeder fünfte Fonds der 10.589 im deutschsprachigen Raum zugelassenen Produkte ist im Plus, im Schnitt verloren Anleger mit ihren Investments 14,8 Prozent – eine verheerende Bilanz.

Starker Euro verhinderte große Gewinne bei Staatsanleihen

Besonders weil die Gewinne sehr ungleich verteilt sind und besonders die klassischen Assetklassen Aktien und Anleihen nicht sehr gut abgeschnitten hatten. Der MSCI World TR ist seit dem Beginn der Krise 27,7 Prozent gefallen, Staatsanleihen konnten weltweit nur wenig zulegen (+1,2 Prozent). Für Euro-Investoren hat sich einzig das Investment in europäische Staatsanleihen ausgezahlt. Gemessen am Citigroup EMU GBI konnten Anleger mehr als 4,1 Prozent Rendite erzielen. Der starke Euro verhinderte aber allzu große Gewinne bei Staatsanleihen aus etlichen anderen Regionen.

Sehr unterschiedlich war auch die Entwicklung der einzelnen Sektoren seit Beginn der Krise. Die Kurse von Aktien aus dem Finanzsektor sind im vergangenen Jahr zerbröselt, der MSCI World/Financials ist um 44,2 Prozent gefallen. Hingegen konnten jene Werte, die von den starken Rohstoffpreisen und der anhaltend hohen Nachfrage aus den Schwellenländern profitieren, dem Trend ein wenig widerstehen. Positiv steht sogar der FTSE Gold Mines, der Goldminenaktien abbildet, doch auch der MSCI World/Energy hat „nur“ 7,9 Prozent verloren.

Steigende Risikoaufschläge und höhere Rohstoffpreise dominieren das Bild

Zwei Trends abseits der Aktienmärkte haben im vergangenen Jahr den Ton angegeben. Steigende Risikoaufschläge und höhere Preise für Rohstoffe. Die steigenden Risikoaufschläge gehen Hand in Hand mit einer steigenden Volatiltät. Während die Börse ab 2004 eine Flaute erlebte, erlebt sie jetzt wieder – zum Teil – heftige Schwankungen. In den USA legte der CBOE Volatility Index 57,1 Prozent zu, der deutsche VDAX stieg um 33,1 Prozent. Risikoaufschläge auf Kredite haben sich gemessen am iTraxx Europe Crossover verdoppelt.

Rallye bei Öl und Gold lockte Anleger in ETFs

Rohstoffe haben im vergangenen Jahr zu einem wahren Exodus aus anderen Assetklassen geführt. Die Rallye bei Öl und Gold lockte Anleger in ETFs auf einzelne Metalle und Energieträger oder auf Indizes wie den S&P GS Commodity Index, der 48,8 Prozent zulegte. Auch Gold ist seit Beginn der Krise um 25 Prozent gestiegen.

Euro-Investoren bereitet seit einem Jahr der Dollar Kopfzerbrechen. Wenn man beispielsweise erfolgreich in einen US-Aktienfonds investiert hat, der im vergangenen Jahr sogar einen Gewinn erzielen konnte, hat der Währungseffekt die Erträge weggefressen – es sei denn, die Währungspostition im Fonds war gehedgt. Wenn nicht, entstanden Euro-Anlegern Kosten in der Höhe der Dollar-Abwertung, also 13,4 Prozent.

Für Fonds war das alles kein gutes Umfeld. Zumindest für die große Mehrheit der Produkte. Anleger konnten Renditen zwischen +86,3 Prozent und -60,7 Prozent erzielen. Das Spektrum ist damit äußerst breit.

Top-Performer aus dem Bereich der Rohstofffonds

Die Top-Performer stammen alle (!) aus dem Bereich der Rohstofffonds. Auf den ersten Rängen liegen etwa drei ETFs auf Öl, der ETFS WTI Oil, der ETFS Crude Oil und der ETFS Brent Oil. Sie brachten den Anlegern zwischen 86,3 und 71,0 Prozent. Der Preis für Öl liegt seit Monaten auf immer neuen Rekorden und Anleger, die rechtzeitig diesen Trend antizipiert haben, konnten von ihm auch relativ günstig über ETFs profitieren. Ein Investment in Öl ist für einen lang- bis mittelfristigen Investor aber nur eine kleine Beimischung zur Diversifikation.

Assetklasse „Rohstoffe“ erwirtschaftet 23,6 Prozent

Für ein breiteres Rohstoff-investment können Anleger in Fonds auf Indizes wie den S&P Goldman Sachs Commodity Index oder den Rogers Int Commodity Index investieren. Auch diese Fonds brachten Renditen von bis zu 50 Prozent. Im Schnitt konnten Anleger mit der Assetklasse „Rohstoffe“ im vergangenen Jahr 23,6 Prozent erwirtschaften.

Ein relativ neues Instrument – Short ETFs – rangiert ebenfalls unter den Top-Fonds. So konnte etwa der SGAM ETF XBear DJ EUROSTOXX 50 mehr als 62 Prozent Rendite in dem Zeitraum erwirtschaften, der db x-trackers DJ EURO STOXX 50 SHORT ETF kommt auf knapp 40 Prozent. Der Unterschied für die Höhe des Ertrages liegt im X des SGAM-Fonds. Dieser ETF ist ein gehebeltes Produkt auf den EuroStoxx.

Aktienfonds im Portfolio haben Anlegern im vergangenen Jahr nicht wirklich gut getan. Die amerikanischen Aktienfonds verloren Anleger in der Eurozone 28,7 Prozent, mit Europa-Aktienfonds 28,5 Prozent. Globale Aktienfonds schnitten mit -25,4 Prozent nur eine Spur besser ab. Wer viel Geld in die Emerging Markets investiert hat, wurde im ersten Halbjahr der Krise für seinen Mut belohnt, im zweiten aber bestraft. In Summe liegen die globalen Schwellenländer-Aktienfonds bei -19,6 Prozent.

Hohe Renditen in Schwellenländern mit Anleihen

Hohe Renditen konnten sich in den Schwellenländern dennoch erzielen lassen – aber mit Anleihen. So konnte etwa der KBC Renta Czechrenta Acc 20,9 Prozent Rendite erzielen. Er profitierte dabei auch von einer starken Währung. Der UniWirtschaftsAspirant konnte mit einem breiter gestreuten Anleihenportfolio ebenfalls 12,9 Prozent verdienen. Insgesamt konnten die Osteuropa-Anleihenfonds 8,4 Prozent zulegen.

Die steigende Inflation aufgrund der hohen Rohstoffpreise ließ auch die inflationsgeschützten Anleihen ins Blickfeld der Anleger geraten. Sie konnten dank der gestiegenen Risikoaversion und der höheren Preisniveaus ordentlich zulegen. Besonders Fonds auf europäische inflationsgeschützte Anleihen konnten profitieren. Der MAT Real Return legte etwa um 12,2 Prozent zu, der Deka-RentenReal 10,9 Prozent. Auch ETFs auf die inflationsgeschützten Anleihen sind mit von der Partie: der iShares EUR Inflation Linked Bond EUR erzielte 8,2 Prozent.

Brasilien-Aktienfonds sind stärkste Performer

Doch Anleger mussten mit Aktien nicht zwangläufig hohe Verluste in der Krise hinnehmen. Drei Aktienkategorien konnten sich im vergangenen Jahr verhältnismäßig gut halten: Equity Natural Resources, Equity Gold&Prec Metals und Equity Brazil. Dabei waren Brasilien-Aktienfonds die stärksten Performer, sie sind weltweit mit 1,4 Prozent im Minus. Für Investoren aus dem deutschsprachigen Raum schnitt dabei der db x-trackers MSCI BRAZIL TRN INDEX ETF am besten ab, er erreichte eine Rendite von 8,1 Prozent. Bei den Rohstoff-Aktienfonds schnitt der Fortis L Equity Energy World Cap am besten ab, er erwirtschaftete 13,6 Prozent, knapp vor dem Invesco Energy A mit Plus 12,1 Prozent. Bei den Gold- und Edelmetall-Aktienfonds hatte der Credit Suisse Equity (CH) Global Gold im vergangenen Jahr mit +15,0 Prozent die Nase vorne, dahinter folgen der UBS (CH) Equity Fund – Gold mit + 12,9 Prozent und der Investec GSF Global Gold A Inc mit 8,2 Prozent.

Mit Immobilien und Immobilienaktien konnten sich Anleger im vergangenen Jahr keine goldene Nase verdienen. Denn nachdem die Subprime-Krise im amerikanischen Immobilienmarkt ihren Anfang nahm und sich auf andere Märkte ausweitete, ist der Sektor stark gefallen. Der FTSE EPRA/NAREIT Europe, der europäische Immobilienaktien abbildet, verlor 41,1 Prozent, der FTSE EPRA/NAREIT Global 33,9 Prozent.

Fazit: Schwieriges Jahr hinterlässt seine Spuren

Es war ein schwieriges Jahr – und es hat seine Spuren in den Portfolios hinterlassen. Denn diese Krise zeigt wieder einmal auf, wie Märkte reagieren, wenn es brenzlig wird. Wie eine alte Börsenweisheit sagt: ‚Das einzige, was raufgeht in einer Krise, ist die Korrelation.’ Damit sind unterschiedliche Assetklassen (zum Teil mit soliden Fundamentaldaten) stark ins Minus gerutscht. Wirklich hohe Renditen konnten hingegen nur Anleger verdienen, die einen großen Teil ihres Kapitals in Rohstoffe investiert hatten – oder auf fallende Kurse setzten.

Alle Daten per 11.7.2008 in Euro
Quelle:

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