Die Fondsbilanz des ersten Halbjahres

Die Börsen sind fest im Griff der Finanzkrise. Auch die Anleger der 11.235 Fonds im deutschsprachigen Raum hat die Krise getroffen. Nur jeder siebte Fonds ist auf Sicht der letzten sechs Monate im Plus. Welche das sind und wo besonders hohe Verluste auf Anleger lauerten, zeigt eine Übersicht von e-fundresearch. Funds | 07.07.2008 06:00 Uhr
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Im ersten Halbjahr 2008 mussten die Portfolios der meisten Anleger ordentlich Federn lassen. Von den 11.235 Fonds, die im deutschsprachigen Raum zugelassen sind, konnte nur knapp jeder siebte, genauer gesagt 13,7 Prozent, aller Fonds ein Plus verzeichnen. Damit büssten im ersten Halbjahr Fonds im Schnitt 10,0 Prozent an Performance ein.

Marktumfeld

Die Marktlage hat sich in den letzten Monaten wieder stark eingetrübt. Seit Beginn des Jahres ist der VDAX, der die Schwankungsfreude von deutschen Aktien angibt um 34,8 Prozent gestiegen. Alleine im Juni steht ein Plus von über 20 Prozent zu Buche. Damit ist die Volatilität wieder zurück an den Märkten. Auch gemessen am CBOE Market Volatility Index aus den USA ist die Volatilität im letzten Monat um 32,5 Prozent gestiegen.

Besonders schlecht war diese neue Unsicherheit für Aktien. Gemessen am MSCI World haben Globale Aktien im ersten Halbjahr 16,7 Prozent eingebüsst. Dabei sind nicht alle Sektoren gleichermaßen von den massiven Kursverlusten getroffen. Denn während Energie- und Rohstoffaktien sogar im Plus liegen, mussten Finanztitel gemessen am MSCI World/Financials sogar 28,0 Prozent abgeben.

Doch auch für Anleihen war der Markt in den ersten sechs Monaten alles andere als einfach. Besonders die hohe Inflation, die von den steigenden Rohstoffpreisen gespeist wird, belastete die Kurse. Europäische Staatsanleihen haben gemessen am Citigroup EMU Government Bond Index 0,7 Prozent verloren, weltweit haben Staatsanleihen, gemessen am Citigroup WGBI, sogar 2,5 Prozent verloren. Auch Schwellenländer-Bonds mussten in diesem Marktumfeld Verluste hinnehmen. Der JP Morgan EMBI Global büsste 7,4 Prozent ein.

Ein dominanter Trend der letzten sechs Monate waren jedenfalls Rekordsteigerungen bei Rohstoffpreisen. Öl notierte bei bis zu 145 Dollar und hat damit auch andere Rohstoffe, etwa jene Nahrungsmittel, die auch zur Biotreibstoff-Produktion verwendet werden, in die Höhe getrieben. Der S&P Goldman Sachs Commodity Index (GSCI) hat im ersten Halbjahr 31,2 Prozent zugelegt.

An der Währungsfront büsste der Dollar weiterhin gegen den Euro an Wert ein. In den ersten sechs Monaten verlor der Greenback 7,2 Prozent gegen die europäische Gemeinschaftswährung. Der japanische Yen verlor ebenfalls 2,2 Prozent gegen den Euro, hingegen wertete der Schweizer Franken 3,1 Prozent auf.

Die besten Fondskategorien

Das erste Halbjahr war ein großartiges Umfeld für Rohstoff-Investments. 18,2 Prozent konnten Anleger im Schnitt mit Rohstofffonds gewinnen. Auch zahlreiche Anleihen- und Geldmarktfondskategorien liegen dank der Aufwertung von Währungen für Euro-Investoren im Plus. Die einzige Akienregion, die nach dem ersten halben Jahr im Plus ist, ist Brasilien, und auch eine Hedge-Fondskategorie, nämlich Managed Futures, liegt nach den ersten sechs Monaten im Plus.

Aktienfonds, besonders mit Fokus auf den fernen Osten oder auf Bankentitel, gehören zu den großen Verlierern 2008. Kaum eine Aktienregion musste weniger als 10 Prozent abgeben, einzelne Fondskategorien büssten sogar zwischen 25 und 50 Prozent ein.

Die besten Einzelfonds

Die besten Fonds haben nicht von steigenden Kursen profitiert, sondern von fallenden. Unter den Top 30 Fonds befinden sich immerhin drei Fonds, die „short“ auf einen Index wie den europäischen DJ Eurostoxx gegangen sind. Sie profitierten damit von den Kursverlusten der vergangenen Monate. Am meisten gewann dabei der SGAM ETF XBear DJ EUROSTOXX 50, der nicht nur von fallenden Kursen profitierte, das „X“ im Namen steht auch noch zusätzlich für einen Hebel. Für mehr Risiko profitierten die Anleger auch stärker von der Kurskorrektur. Der Fonds gewann alleine im ersten halben Jahr mit dieser riskanten Strategie 48,4 Prozent. Etwas weniger, dafür aber auch nicht gehebelt, verdienten Anleger mit dem db x-trackers DJ EURO STOXX 50 SHORT ETF, der ebenfalls vom Fall europäischer Aktien profitierte, und dem db x-trackers SHORTDAX ETF, der auf fallende Kurse beim DAX setzte, nämlich je 28,3 und 26,3 Prozent.

Immer wieder Rohstoffe

Die Liste der 30 besten Fonds wird aber von Rohstoff-Fonds dominiert. Unter den Top 60 Fonds liegen sogar 51 Rohstoff-Fonds. Die Unterschiede zwischen den Fonds sind aber zum Teil sehr groß. Manche Fonds investieren in die Rohstoffe eines Index, wie etwa des Rogers Commodity Index. Die verschiedenen Indizes haben dabei auch sehr unterschiedliche Zusammensetzungen. So ist der Anteil des Erdöls sehr unterschiedlich und auch die Gewichte der Nahrungsmittel unterscheiden sich stark. Andere Fonds sind aktiver gemanagt. In jedem Fall kann man sagen: Rohstofffonds ist nicht gleich Rohstofffonds. Anleger sollten sich immer vergewissern, was genau sie im Portfolio haben, damit sie nicht im nachhinein überrascht werden. Denn die Fonds bringen sehr unterschiedliche Renditen, je nach Rohstoffen, die in dem Fonds sind: von 44,6 Prozent beim Credit Suisse Commodity Fund Plus Sfr A bis zu -2,7 Prozent beim Stabilitas – Soft Commodities.

Einige wenige aktiv gemangte Aktienfonds finden sich unter den Top-Performern. Und die haben eines gemeinsam. Sie investieren in den Rohstoff- und Energiesektor. So erzielte etwa der URAM Energy Stock Fund EUR B 19,4 Prozent. Fondsmanager Dominique Casaï investiert dabei in Energieunternehmen weltweit. Auch andere Fonds konnten mit Aktieninvestments starke Renditen erzielen. Der AmEx Funds Global Energy Equities AU erwirtschaftete 12,1 Prozent, der ABN AMRO Materials A EUR 11,8 Prozent. Auch der Invesco Energy A und der Fortis L Equity Energy World Cap brachten ihren Anlegern mit je 11,7 Prozent noch zweistellige Renditen.

Was machten die größten Fonds?

Der Fidelity Funds – European Growth, der seine 10,4 Mrd. Euro Volumen in europäische Aktien investierte, verlor in den ersten sechs Monaten 16,5 Prozent und damit weniger als der MSCI Europe, der im selben Zeitraum 18,3 Prozent einbüsste. Der 14,9 Mrd. Euro schwere Templeton Growth Fund konnte seinen Index noch klarer schlagen. Während der MSCI World 16,7 Prozent abgeben musste, verlor der Fonds „nur“ 10,1 Prozent.

Die Geldvernichter

Die Aktienfonds, die in den fernen Osten investieren, waren 2007 die Überflieger. Das war einmal. Seit Beginn des Jahres sind die Fonds um bis zu 58,9 Prozent eingebrochen. Besonders Fonds, die in Vietnam, Indien und China investieren, gehören zu den Verlierern. Die hohe Inflation, steigende Zinsen und makroökonomische Unsicherheit belasten die Aktien dieser Länder.

Doch auch im Osten Europas sind die Börsen stark gefallen. Besonders der türkische Aktienmarkt hat seit Jahresbeginn stark gelitten. Türkei-Fonds sind bis zu 47,3 Prozent im Minus. Aber auch am Balkan haben die Aktienmärkte stark verloren und damit auch die Fondsanleger.

Fazit

Die Börsen testen gerade wieder die Tiefststände vom Beginn des Jahres. Die Finanzkrise ist damit noch nicht überstanden. Das bedeutet aber nicht, dass in den letzten Monaten alles verloren hat. Im Gegenteil: Der Boom bei den Rohstoffen wird von vielen Analysten bereits als weitere Blase beurteilt. Für Anleger heißt es in diesem Umfeld Ruhe bewahren und nicht alles auf eine Karte setzen.

Alle Daten per 30.6.2008 in Euro
Quelle:

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