Das Inflationsgespenst geistert herum

Seitdem die Inflation in der Eurozone die 4 Prozent-Marke im Juni erreicht hatte und somit deutlich über dem Ziel der EZB von zwei Prozent liegt, beschäftigt sich der Markt intensiv mit dem Phänomen der importierten Inflation. Interessante Aussagen im Überblick.

Funds | 02.07.2008 06:00 Uhr
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Quentin Fitzsimmons, Head of Government Bonds bei Threadneedle analysiert das Zusammenspiel von Globalisierung und Inflation wie folgt: "Eine Zeit lang konnte man das überzeugende Argument anbringen, dass die außerordentliche Geschwindigkeit, mit der die Industrialisierung in China und Indien voranschreitet, die Welt weg von einer deflationären Globalisierung hin zu einer Phase der inflationären Globalisierung führt. Kurz und gut: Diese Theorie besagt, dass sich der anfängliche Vorteil der westlichen Verbraucher, die von billigen, in Asien produzierten Gütern profitierten, nun zu einem Inflationsschock entwickelt hat, da die mittlerweile robusteren asiatischen Volkswirtschaften ihren Verbrauch an Energie und Konsumprodukten steigern und so die Inflation in den sogenannten Industriestaaten nach oben treiben (siehe auch Artikel vom 25. 6. 2008)."

Wenn allerdings importierte Inflation dazu führt, dass der Inlandskonsum sinkt und damit das Wirtschaftswachstum nach unten drückt und die Arbeitslosenrate nach oben drückt, dann ist der Markt mit einer ungünstigen Kombination - schwaches Wirtschaftswachstum bei steigenden Preisen - konfrontiert. Durch den externen Energiepreis-Schock wird das inländische Preisniveau nach oben getrieben.

Erwartung einer Zinserhöhung in der Euro-Zone

Sowohl in Europa als auch in den USA zeigen sich die Notenbanken über die hohen Inflationsraten besorgt und haben angekündigt, Maßnahmen dagegen einzuleiten. Somit sind weitere Leitzinssenkungen vom Tisch. „Die Anleger sollten sich darauf einstellen, dass es eher zu Zinserhöhungen kommen wird. Für die Euro-Zone erwarten wir in Kürze einen ersten Schritt der EZB von +0,25 % im 3. Quartal 2008. In den USA sollten die ersten Leitzinsanhebungen erst 2009  stattfinden“, betont ERSTE-SPARINVEST-Geschäftsführer Franz Gschiegl im Rahmen eines Pressegesprächs am 1. Juli in Wien (siehe auch Artikel vom 1. 7. 2008).

Positive Erwartungen im Frühjahr

Im April noch hatten Analysten von AXA die Einschätzung, dass in Europa eher mit einer Zinssenkung zu rechnen wäre: "In Europa ist die Ausgangslage etwas anders, insbesondere in der Eurozone. Die Europäische Zentralbank stellt ein rückläufiges Wirtschaftswachstum fest, erwartet aber keine Rezession. Stattdessen befürchtet sie, dass die Inflationsprognosen durch die Verteuerung der Rohstoffpreise gefährdet sind. Dennoch ist es wahrscheinlich, dass die EZB aufgrund des Finanzierungsbedarfs und angesichts der rückläufigen Wirtschaftsentwicklung sowie einer Stabilisierung der Rohstoffpreise, gegen Ende des Frühjahrs bzw. in den Sommer hinein eine Zinssenkung vornehmen wird (siehe auch Artikel vom 9. 4. 2008).

Japanische Wirtschaft kämpft gegen Rezession

Der japanische Aktienmarkt kämpft derzeit wieder gegen einen Rückfall in eine Phase sinkender Gewinne. Der aktuelle Tankan Index war mit einem Rückfall von 11 (März 2008) für Produktionsbetriebe auf einen Wert von 5 (im Juni) kein gutes Zeichen für die japanische Wirtschaft. "Die Gründe für die japanische Missstimmung sind bekannt: Die Wirtschaft steht an der Kippe zur Rezession, gleichzeitig ist das Gespenst der Deflation, also einer Lohn-Preisspirale nach unten, noch allgegenwärtig", heisst es in einer e-fundresearch.com Analyse zu Japan Aktienfonds (siehe auch Artikel vom 19. 2. 2008).

Welche Wirkung haben Massnahmen der Notenbanken?

Es stellt sich jedoch die Frage, ob diese Maßnahmen ausreichen werden. Die Aanlysten von AXA denken, diese Fragen bejahen zu können. Alles wird unternommen, um das Schlimmste zu verhindern, also eine Entwicklung vom Ausmaß der Weltwirtschaftskrise von 1929 oder der Deflation in Japan Ende der 1990er Jahre. Diese Feststellung gilt umso mehr, als hier auch die Haushaltspolitik involviert ist. Viel wird getan, um eine Stabilisierung des Immobilienmarktes zu erreichen.

Analysten gehen davon aus, dass die realwirtschaftlichen Effekte der massiven Leitzinssenkung in den USA noch gar nicht angekommen sei und die Massnahmen der Notenbanken oft nur psychologische Wirkung zeigen und bei der Beruhigung der Märkte unterstützen.

Auch in Osteuropa zeigen die Märkte aktuell Schwäche. Während die entwickelten Aktienmärkte im Mai noch zulegten, folgte im Juni eine heftige Korrektur – fast auf heurige Tiefststände. Mag. Peter Bodis, CEE-Aktienfondsmanager bei Pioneer Investments Austria, erklärt: "In Russland brachen die Kurse vom zuletzt verzeichneten Allzeithoch ein. Die Ursache lag in Gewinnmitnahmen mancher Investoren und der Besorgnis angesichts der hohen Inflationsrate (15 % auf Jahressicht), die als negative Überraschung des Monats gesehen wurde“, so Bodis weiter. Unter den insgesamt schwächsten Performern war die Türkei, wo politische Unsicherheiten, der Anstieg der Inflation und Zinsen, sowie ein explodierendes Leistungsbilanzdefizit für Verunsicherung sorgten. Auch der polnische Markt entwickelte sich weiterhin schwach (siehe auch Artikel vom 1. 7. 2008).

Inflation wird die Märkte in den nächsten Monaten - vielleicht auch Jahren - beschäftigen. Weitere Analysen, Artikel und Kommentare finden Sie hier.

 

 

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