Russland: Bedrohung oder Chance für Europa?

Russland ist ein großes Land mit vielen Gesichtern: Wirtschaftswachstum und schrumpfende Bevölkerungszahlen, ethnische Vielfalt im Inneren und Aufstieg des Islam in den Nachbarländern, Energie und Rohstoffe für Europa, China und Indien. Interessante Hintergründe zu Russland. Funds | 16.05.2008 06:01 Uhr
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Einerseits ist Russland eine bedeutende Investmentregion für Investoren geworden und andererseits herrscht im Westen eine gewisse Skepsis gegenüber wachsenden Direktinvestitionen russischer Investoren.

Russische Bevölkerung weniger als ein Drittel der EU

Achim Stranz, CIO AXA Investment Managers Deutschland GmbH: "Russland ist zwar das flächenmäßig größte Land der Erde, gemessen an der Bevölkerung ist Russland mit seinen 145 Mio. Einwohnern jedoch nur weniger als ein Drittel der Größe der EU (484 Mio. Menschen) und nur halb so groß wie die USA (289 Mio.). Zusätzlich zählt Russland zu den am stärksten schrumpfenden Ländern. Im Jahr 2050 liegt Russland bei geschätzten 112 Mio. Einwohnern, die EU bei 530 Mio. und die USA bei rund 395 Mio." Rund 20 Prozent der Bevölkerung in Russland sind nicht Teil der ethnischen Gruppe der Russen.

Gemessen an der Wirtschaftleistung pro Kopf besteht ein enormer Abstand zu den USA und Europa. Bereinigt um die Kaufkraftparitäten liegen die Werte für Russland bei rund USD 10.000 GDP pro Kopf, in der EU bei rund USD 32.000 GDP pro Kopf und in den USA bei mehr als USD 40.000 GDP pro Kopf.

Herausforderungen für Russland

Achim Stranz: "Die alte eurasische Großmacht Russland sieht sich konfrontiert mit einem wirtschaftlich immer stärker werdenden China und Indien im Osten und Südosten, mit einer Bevölkerungsexplosion und auch zunehmender Militarisierung der islamischen Nachbarstaaten im Süden und einer auf Expansion ausgerichteten Strategie der NATO im Westen."

Die Bevölkerungsexplosion in der islamischen Welt läßt diese bis zum Jahr 2010 zur zweitgrößten Bevölkerungsgruppe global anwachsen. Während der Anteil der islamischen Völker weltweit im Jahr 1900 noch bei 4,2 Prozent lagen, so stieg dieser Wert hundert Jahre später auf 16 Prozent an und wird im Jahr 2025 lt. einer Prognose von Samuel P. Huntington ("The Clash of Civilizations", 1996) bei 19,2 Prozent liegen. Die westlichen Völker werden im gleichen Zeitraum von 44,3 Prozent im Jahr 1900 auf rund 10 Prozent im 2025 abgerutscht sein. Ca. 20 Prozent der russischen Bevölkerung bekennt sich zum Islam, v. a. in der Teilrepublik Tartarstan und Dagestan.

Achim Stranz: "Aus Sicht der russischen Zentralregierung besteht die latente Gefahr weiterer Sezessionen nach dem Verlust der Einflusssphäre in Zentralasien (Kasachstan, Uzbekistan, Turkmenistan, Tadjikistan, Kirgistan und Aserbaidjan). Die Regierungen dieser Länder üben zum Teil sehr massiven Druck auf die russische Minderheit aus."

Russland hat allerdings auch sehr starke Trümpfe in der Hand. China hat einen enormen Bedarf an Rohstoffen. Russland kann China in dieser Hinsicht sehr gut unterstützen und Rohstoffe liefern. Der Ölpreis wird nach Einschätzung von Analysten mittelfristig hoch bleiben und Europa wird ein wichtiger Kunde für Russland bleiben. Die Abhängigkeit von russischen Energieprodukten wird für viele Länder auf längere Sicht bestehen bleiben.

Zukunftsvision: EU Beitritt Russlands?

Aufgrund der historischen Verbindungen erscheint eine noch stärkere Annäherung der orthodoxen Völker mit jenen im Westen plausibel und sinnvoll. China findet sich dagegen in einer neutralen Beziehung zum Westen, hält jedoch zu anderen Blöcken (Islam, Japan, Indien, etc.) eher konfliktbeladene Beziehungen.

Ein Beitritt Russlands würde für die EU ein enormes Potenzial mit dann bis zu 700 Millionen Einwohnern auf sehr unterschiedlichen wirtschaftlichen Niveaus bringen. Derzeit können die 12 neuen Mitgliedsstaaten auf ein Wohlstandsniveau zwischen 40 Prozent und 85 Prozent des EU Durchschnittes verweisen.

Russischer Aktienmarkt

Obwohl der russische Aktienmarkt in den letzten Jahren sehr stark zugelegt hatte, sind die russischen Unternehmen bei einem P/E von rund 15 aktuell nicht hoch bewertet.

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