Asiatische Aktienmärkte im Fokus

Asien bleibt weiterhin eine attraktive Wachstumsregion, obwohl nach einer langjährigen Outperformance asiatischer Aktien von 2003 bis 2007 Anfang 2008 erstmals eine Underperformance zu sehen war. Ein Update zu asiatischen Märkten von Maria Abbonizio, Fidelity Investments, im Gespräch mit e-fundresearch.com. Funds | 12.05.2008 10:04 Uhr
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e-fundresearch.com: "Frau Abbonizio, wie interpretieren Sie die Performance der asiatischen Aktienmärkte seit Beginn des Jahres im Vergleich zu den Vorjahren? In den ersten vier Monaten verloren globale Aktienfonds im Schnitt 10,7 Prozent und Aktienfonds aus der Region Asien Pazifik ex Japan 13,9 Prozent (Datenquelle Lipper). Zuletzt gab es wieder einen starken Rebound in Asien." Maria Abbonizio: "Seit Anfang Januar 2008 sahen wir eine signifikante Umkehr in der Performance einzelner asiatischer Aktienmärkte. Während Indien mit +73 Prozent, China mit +66 Prozent und Indonesien mit +55 Prozent im letzten Jahr zu den Gewinnern zählten, sehen wir diese drei Länder Anfang 2008 im Minus. Von 2003 bis 2007 hat Asien ex Japan den MSCI World deutlich schlagen können. Wir haben die Marktentwicklungen der letzten Jahre genau analysiert und sehen in der Schwäche Anfang des Jahres kein grosses Problem. In den letzten Abwärtsbewegungen haben asiatische Aktienmärkte durchschnittlich 20-25 Prozent nachgegeben und diese Bewegungen haben im Schnitt rund 130 Tage gedauert. Bei einer Bewertung mit einem KGV von 13 findet der Markt zumeist seinen Boden. Wir haben derzeit kein Bewertungsproblem und die guten Fundamentaldaten stehen weiterhin im Vordergrund."

e-fundresearch.com: "Welche Gründe waren Ihrer Ansicht nach für den Abschwung seit Anfang des Jahres ausschlaggebend?"

Maria Abbonizio: "Externe Faktoren spielen in Asien noch immer eine grosse Rolle, obwohl die Inlandsmärkte zunehmend eine Stütze werden. Sicherlich hatte die Abschwächung der Konjunktur in den USA eine Rolle gespielt. Wir glauben übrigens nicht an eine ausgedehnte Rezession in den USA."

e-fundresearch.com: "Wo liegen heute die Bewertungsniveaus der Region Asien ex Japan?"

Maria Abbonizio: "Die 12 months forward P/E Ratio lag in der Spitze im Jahr 2007 bei 17 und korrigierte bis März 2008 auf einen Wert von 12,2. Zuletzt lagen wir wieder bei über 13. Bei einem Wert von unter 11 ist Asien wirklich sehr günstig."

e-fundresearch.com: "Wie schätzen Sie die Gewinnentwicklung in der Region in den nächsten zwei Jahren ein?"

Maria Abbonizio: "Gegenüber 2007 gibt es im laufenden Jahr und im Jahr 2009 sicherlich Abschwächungen. Für Indien prognostizieren wir allerdings 17,4 Prozent Gewinnwachstum für 2008 und 20,5 Prozent für 2009. In China sind die vergleichbaren Werte bei 17,4 Prozent und 16,1 Prozent und in Korea bei 16,4 Prozent und 13,7 Prozent. Wachstumszahlen für die Gesamtregion sind nicht aussagekräftig, weil jedes Land sehr verschieden ist und wir mit individuellen Schätzungen für jedes Land arbeiten."

e-fundresearch.com: "In Taiwan gab es zuletzt wieder Bewegung in der politischen Landschaft. Wie attraktiv ist der Aktienmarkt in Taiwan?"

Maria Abbonizio: "Die Hälfte des Marktes ist vom Technologiesektor bestimmt. Die Beziehungen zu China sind das Kernthema und positive Entwicklungen können in dieser Hinsicht erwartet werden. Bislang hat Taiwan noch nicht so stark von der Verbesserung der chinesischen Wirtschaft profitieren können. Ab Juli oder August sollte es wieder Direktflüge von China nach Taiwan geben und die Zahl der zugelassenen Touristen pro Tag sollte von aktuell 1.000 auf 3.000 bis 5.000 erhöht werden. Dies sollte auch den Inlandsmarkt weiter stärken. Wir finden interessante Unternehmen in Taiwan."

e-fundresearch.com: "Wie beurteilen Sie Korea?"

Maria Abbonizio: "Die Wirtschaft in Korea ist im Vergleich zu anderen Ländern nicht so stark. Wir beobachten seit einigen Jahren starke Verkäufe ausländischer Investoren. Der Exportsektor macht rund ein Viertel der gesamten Wirtschaft aus. Sehr positiv entwickeln sich dabei weiterhin der Engineering Sektor und auch die Bauwirtschaft. Beispielsweise werden grosse Meerwasserentsalzungsanlagen in den Mittleren Osten geliefert. Aber steigende Stahlpreise und Rohstoffkosten mahnen auch hier zur Vorsicht. Der Markt insgesamt ist sehr günstig bewertet, aber es ist nicht einfach, passende Unternehmen zu finden."

e-fundresearch.com: "Singapur entwickelt sich zum Finanzzentrum Asiens. Wie beurteilen Sie diesen Markt?"

Maria Abbonizio: "Das ist richtig. Singapur wird ein Wealth Management Hub. Die Hälfte des Marktes ist Teil des Finanzsektors. Insgesamt ist der Aktienmarkt jedoch nicht sehr attraktiv. Es gibt keine grossen, wichtigen Themen. Wir fokussieren uns hier auf Stock Picking. Interessant ist auch, dass die aktuelle Bevölkerungszahl von rund 4,5 Millionen mit Unterstützung der Regierung in den nächsten fünf Jahren auf 6,5 Millionen steigen sollte. Dies hat sicherlich Auswirkungen auf den Binnenmarkt und auch auf Immobilien. Zuletzt waren die Preise zwar nicht wirklich gefallen, jedoch hat sich die Zahl der Transaktionen verlangsamt."

e-fundresearch.com: "Welche Trends sehen Sie in Malaysia und Thailand?

Maria Abbonizio: "In Malaysia werden wir bald die Effekte des neuen 5-Jahresplans (2006-2010) spüren. Der aktuelle Plan sieht Investitionen in der Höhe von 50 Mrd. Euro vor. Die Konsumwirtschaft entwickelt sich weiterhin positiv. Zuletzt gab es auch deutliche Erhöhungen der Gehälter im öffentlichen Dienst. Die positiven Faktoren sind sicherlich gegeben. Politische Unsicherheiten könnten diese jedoch negativ beeinflussen. In Thailand sind politische Umbrüche an der Tagesordnung. In den letzten 20 Jahren gab es 17 Militär Coups. Nach solchen Ereignissen wird zuerst einmal alles auf Eis gelegt. Aktuell ist die Situation wieder positiver. Die Probleme wurden gelöst. Es wird wieder investiert und der Privatkonsum wird sich positiv entwickeln. Wir erwarten einen Anstieg des realen Wirtschaftswachstums."

e-fundresearch.com: "Indonesien profitiert vom Anstieg der Rohstoffpreise. Wie investieren Sie in diesem Markt?"

Maria Abbonizio: "Für bottom-up Fondsmanagement ist Indonesien eine Herausforderung. Die wichtigsten Sektoren und Industrien sind Kohle, Gummi, Öl, etc. Der Anstieg der Inflationsraten ist eine Gefahr für die ärmeren Bevölkerungsgruppen im Land."

e-fundresearch.com: "Kommen wir nun zu den zwei wichtigsten Märkten in Asien, nämlich Indien und China. Wie schätzen Sie diese beiden Märkte ein."

Maria Abbonizio: "In China haben Privatanleger den Appetit am Aktienmarkt nach dem Abschwung kürzlich wieder etwas verloren. Ob das Wirtschaftswachstum in China 12 Prozent oder 9 Prozent beträgt, ist nicht die grosse Sache. Wichtig ist, dass die Binnenwirtschaft wächst und die Inflation nicht ausser Kontrolle gerät und das Wachstum gefährdet. Durch eine Aufwertung der Währung könnte die Inflation gebremst werden. In Indien haben wir einen Rückgang der Bewertungen von 22 auf 15 gesehen. Für die nächsten 12 Monate wird ein Gewinnwachstum von 20 Prozent erwartet. Sowohl China als auch Indien sehen wir positiv und finden Unternehmen, in die wir investieren. Insgesamt sehen wir Asien nach dem Rückgang auf den Märkten für sehr attraktiv ein - und das zu aktuellen Bewertungen, die wir seit einiger Zeit nicht mehr gesehen hatten."

e-fundresearch.com: "Vielen Dank für das Gespräch."

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