Osteuropa-Manager für Russland optimistisch

In den vergangenen fünf Jahren konnten Anleger mit Osteuropa-Fonds im Schnitt 28,5 Prozent pro Jahr verdienen. Risikoadjustiert liegt jeder zweite Fondsmanager vor dem MSCI EM Eastern Europe 10/40 Index. Wie sehen die Top-Fondsmanager die Zukunft Osteuropas angesichts der Finanzkrise? Funds | 21.04.2008 06:00 Uhr
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

“Die Wirtschaften Osteuropas werden makroökonomisch verwundbarer.“ Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat in seinem jüngsten „World Economic Outlook“ ein düsteres Szenario gemalt. Die Anlässe für die Schwarzmalerei sind die Finanzkrise und Lebensmittelinflation. Die Folgen: Die Weltwirtschaft werde sich weiter abkühlen, kündigen die Wirtschaftsexperten aus Washington an und die steigenden Nahrungsmittelpreise werden zu politischen Unruhen und sozialen Katastrophen in zahlreichen Schwellenländern führen.

Bis vor einigen Wochen haben sich einige Regionen der Welt noch standhaft gegen die wirtschaftliche Missmacherei gewehrt. Die Wachstumsmotoren Osteuropas ließen sich wenig von Kreditkrise und Aktienbaisse anmerken. Doch diese Beharrlichkeit ist nun auf eine harte Probe gestellt. Zahlreiche Länder der Region haben zurzeit mit politischen oder wirtschaftlichen Querelen zu kämpfen. Das Ende des Kreditbooms in Lettland, der Absturz der rumänischen Währung (seit Juli 2007 verlor der Lei gegenüber dem Euro 16 Prozent) oder die Regierungskrise in der Türkei, um nur einige zu nennen.

Erfolgreiche Fondsmanager-Bilanz in Osteuropa

Dabei ist Osteuropa als Investmentregion durchwegs erfolgreich gewesen. Österreichische Anleger können heute bereits zwischen 115 Fonds wählen, die in die Region investieren. 68 davon können eine Historie von mehr als fünf Jahren aufzuweisen. Und diese Erfahrung konnten viele Fondsmanager auch nutzen, um besser als der Markt abzuschneiden. In den vergangenen fünf Jahren konnten Anleger mit Osteuropa-Fonds im Schnitt 28,5 Prozent Rendite pro Jahr erzielen. Risikoadjustiert liegt immerhin jeder zweite Fondsmanager vor dem MSCI EM Eastern Europe 10/40 Index.

Wie geht es weiter?

Doch wie sehen die Experten die Zukunft Osteuropas angesichts der Finanzkrise? e-fundresearch.com hat exklusiv für die Presse die besten Manager der letzten fünf Jahre befragt, gereiht nach dem risikoadjustierten Ertrag, der Sharpe Ratio.

„Baltikum ist überhitzt“

Der risikoadjustiert beste Fonds im Feld der Osteuropa-Investments ist der East Capital Baltic, der den Fokus rein auf den baltischen Ländern Estland, Lettland, Litauen hat. Auf Fünf-Jahres-Sicht ist der Fonds sehr gut gelaufen, doch in den vergangenen Monaten mussten Anleger Verluste hinnehmen: „Zu der externen globalen Korrektur kommen die regionalen wirtschaftlichen Herausforderungen am Baltikum,“ gibt Fondsmanager Peter Elam Hakansson zu bedenken. Die Wirtschaft in der Region hat sich überhitzt. Darauf deutet nach aktuellen Zahlen des IWF eine Inflation von über zehn Prozent und ein Außenhandelsdefizit von mehr als 15 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. „Das Wachstum der baltischen Länder, das bislang stark vom Konsum getragen war, geht zurück. Das wird besonders den Einzelhandel hart treffen.“ Die Schuld für die starke Korrektur sieht Hakansson auch bei der Politik: „Die Probleme wurden zwar erkannt und Lösungsansätze umgesetzt, aber es wurde einfach zu wenig zu spät gemacht.“ In der kurzen Frist sei der Experte daher vorsichtig, doch „mittelfristig sind wir positiv für die Entwicklung am Baltikum.“

„Neue Märkte noch gar nicht entdeckt“

Auf Rang zwei liegt ebenfalls ein Fonds des schwedischen Fondshauses East Capital, diesmal jedoch ein breit gestreuter Osteuropa-Fonds, der East Capital Eastern European. Mehr als 34,7 Prozent pro Jahr konnten Anleger mit diesem Fonds in den vergangenen fünf Jahren verdienen. Fondsmanager Hakansson ist positiv, dass die hohen Gewinne auch für die Zukunft zu erreichen sind. „Es gibt noch genug Wachstumsspielraum in dem Aufholprozess der osteuropäischen Länder. Sie werden weiterhin stärker wachsen als die weiter entwickelten Volkswirtschaften.“ Darüber hinaus werde die Anlageregion Osteuropa auch kontinuierlich größer: „Wir bewegen uns kontinuierlich tiefer in die osteuropäischen Märkte, viele Investoren haben das Baltikum, den Balkan, die Ukraine, Zentralasien und den Kaukasus als Anlageregion noch gar nicht entdeckt.“ Doch trotz dieser neuen Märkte, werde ein wesentlicher Wachstumsimpuls für Osteuropa-Portfolios vom Schwergewicht Russland kommen. Das Land macht mehr als fünfzig Prozent der Osteuropa-Indizes aus und ist laut Hankansson makroökonomisch und politisch stabil und wurde von der Subprimekrise zu hart getroffen: „Russland ist zurzeit wirklich attraktiv.“

„Russland bietet bestes Risiko-Ertragsprofil“

In ein ähnliches Horn stößt auch Manfred Sibrawa, Head of Eastern European Equities bei der Bawag PSK und zuständig für den viertbesten Fonds, den BAWAG PSK Osteuropa Stock. „Russland bietet derzeit das beste Risiko-Ertragsprofil und wird auch in Zukunft outperformen,“ so Osteuropa-Experte Sibrawa. Auch für die gesamte Region gibt er sich optimistisch. Er setzt derzeit vor allem auf Unternehmen, die vom steigenden Konsum profitieren. Auch Bankaktien seien dank niedriger Bewertungen attraktiv. Der Aufholprozess Osteuropas sei noch lange nicht vorüber und die momentane Korrektur übertrieben. Schließlich waren die osteuropäischen Unternehmen kaum in die strukturierten Finanzinstrumente involviert, die ihren westlichen Kollegen derzeit Abschreibungen in Milliardenhöhe bescheren.

Russland: Investmentboom steht kurz bevor

Odeniyaz Dzhaparov kann dem nur bedingt zustimmen. „Ich denke nicht, dass die Märkte überreagiert haben. Was wir gesehen haben, war die Anpassung an eine Welt, in der Geld nicht mehr so billig ist.“ Doch negativ eingestellt ist Dzhaparov dennoch nicht. Der Manager des DWS Osteuropa, der risikoadjustiert an neunter Stelle liegt, ist überzeugt vom Wachstumspotential Osteuropas und besonders optimistisch für Infrastruktur- und Versorgerunternehmen. Auch er setzt auf Russland als Renditebringer für sein Portfolio. In seinem Portfolio macht das rohstoffreiche Land derzeit knapp 58 Prozent aus. Das Land steche aus der Region hervor. „Russland steht kurz vor einem wahren Investmentboom,“ prophezeit der DWS-Experte.

Alle Daten per 4.4.2008 in Euro
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