Dabei unterscheiden sich die beiden Fonds grundsätzlich: Während sich Richard Halle mit seinem M&G European Strategic Value Fund auf die - gemessen an der „Value-to-Cost Ratio“ - billigsten 25 Prozent aller europäischen Aktien konzentriert, erwirbt Michael Stiasny für den M&G European Special Situations Aktien von Unternehmen, welche sich in einer Phase des (positiven) Wandels befinden und vom Markt fehlbewertet werden.
Wie sich die Fonds unterscheiden
Die Überschneidungen der beiden Fonds seien deswegen relativ gering und werden von M&G selbst mit 17 bzw. 29 Prozent der Fondsbestände angegeben. Im Vergleich zum bereits bestehenden (growth-lastigen) M&G Pan European Fund von Giles Worthington, weist der European Strategic Value sogar nur sechs Prozent Überschneidung auf (Special Situation: 30 Prozent).
Langfristige Ausrichtung als Gemeinsamkeit
Beide Fondsmanager setzen auf eine relativ lange Behaltedauer: „Der Markt denkt und handelt in der Regel zu kurzfristig. So beträgt etwa Haltedauer einzelner Titel in US-Aktienfonds im Schnitt gerade einmal drei Monate. Wir sind aber überzeugt, dass ein langfristiger Ansatz im Vorteil ist und halten unsere Positionen in der Regeln zwischen drei und fünf Jahren“, so Stiasny.
Stiasny: Ähnlichkeit mit Tom Dobell und Aled Smith
Die im European Special Situations vertretenen Unternehmen können in vier Kategorien unterteilt werden: Unterbewertete Substanz, interner Wandel, externer Wandel und nachhaltige Erträge. „Typischerweise werden wir zu 40-60 Prozent in Unternehmen investieren, die einen internen Wandel durchlaufen“, setzt Stiasny einen Schwerpunkt. Mit seinem Ansatz lehnt sich der neue Fonds an den bereits seit 1969 existierenden UK-Aktienfonds M&G Recovery Fund an. Ebenfalls auf Unternehmen die von internen Veränderungen profitieren setzt Aled Smith mit seinem 1,2 Mrd. Euro großen M&G Global Leaders Fund (siehe auch Fondsportrait: „Outperformance durch Menschenkenntnis“ vom 20.3.2006). „Wir sind sicher keine europäische Variante des Leaders Fund, aber natürlich arbeite ich mit Aled Smith eng zusammen“, schildert Stiasny, der seit dem Wechsel von Cesar Perez zu CSAM auch Fondsmanager des Europa ex UK Aktienfonds M&G European ist.
Halle kauft nur die billigsten 25 Prozent des Marktes
Während Stiasny einen Blend-Ansatz verfolgt (“sollten wir einmal einen Value- oder Growth-Bias aufweisen, würden wir gegensteuern”), setzt sein Kollege Richard Halle mit seinem M&G European Strategic Value Fund nur auf Value-Werte. „In der Regel meiden Menschen Probleme und wollen mit Unternehmen die in Schwierigkeiten erscheinen nichts zu tun haben. Sehr häufig bewertet der Markt einige dieser Aktien dann aber zu billig“, beschreibt Halle, der für seinen Fonds nur europäische Aktien kauft, die zu den günstigsten 25 Prozent gehören. Als Kennzahl verwendet er dabei die HOLT-basierende „Value to Cost Ratio“, welche dem Kurs/Buchwert-Verhältnis ähnelt aber um Verzerrungen bereinigt ist. „Denn das Kurs-Gewinn-Verhältnis ist in der Regel volatil und wird schon von zu vielen Marktteilnehmern beobachtet“, so Halle. Danach spürt er anhand weiterer quantitativer und qualitativer Analysen diejenigen Titel auf, die die höchste Wahrscheinlichkeit einer „Mean Reversion“ (Rückkehr zum langfristigen Mittelwert) aufweisen. „Erreicht ein Titel die durchschnittliche Bewertung in seinem Sektor, löst das automatisch eine gründliche Überprüfung aus. Sobald ein Bewertungsaufschlag von 50 Prozent erreicht ist, wird die Aktie automatisch verkauft“, so Halle.
Regionale und sektorale Ausrichtung
Regional setzen beide Fonds derzeit stark auf Deutschland. Sowohl der M&G European Strategic Value als auch der M&G European Special Situations haben Deutschland als größtes absolutes bzw. relatives Gewicht. Auch ist die deutsche E.On per Februar 2008 das größte Übergewicht beider Fonds zum FTSE AW Europe Index. Auch beim größten regionalen Untergewicht sind sich die Manager einig und meiden besonders UK.
Sektoral gibt es größere Unterschiede: So gewichten zwar beide Finanzwerte am stärksten unter, Stiasny aber fast dreimal so viel. Auch im Bereich der Konsum-Dienstleistungen gehen die Gewichtungen deutlich auseinander: Stiasny hat diesen Sektor mit 8,1 am stärksten übergewichtet, Halle nur mit 0,5 Prozent. Ausschlaggebend für die Unterschiede ist auch die unterschiedliche Cash-Quote, welche beim European Strategic Value bei 9,9 Prozent liegt und Stiasny nur 2,6 Prozent Liquidität hält.
Performance im Überblick
Seit Auflage der beiden Fonds am 1. Februar 2008 erzielte der M&G European Strategic Value Fund ein Minus von 3,7 Prozent. Der M&G European Special Situations verlor mit 7,7 Prozent deutlich stärker. Zum Vergleich: Der FTSE AW Europe Index weist über diesen Zeitraum ein Minus von 4,6 Prozent auf. Auch langfristig erwartet Halle für seinen European Strategic Value eine höhere Performance als beim European Special Situations: „Wir investieren in Unternehmen, die sich in einem viel früheren Stadium ihres Lebenszyklus befinden und weisen einen Smaller-Cap Bias auf“, begründet er seine Prognose.
Alle Daten per 16.4.2008 in Euro
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