Verlustfreie Garantiefonds?

Den Turbulenzen an den Finanzmärkten konnten sich auch Garantiefonds nicht entziehen und seit Jahresbeginn liegen 90 Prozent aller Fonds im Minus. Da die Kapitalgarantie aber in der Regel nur am Laufzeitende greift, sollten Anleger jetzt nicht nervös werden. Sonst winken wirkliche Verluste... Funds | 14.04.2008 06:00 Uhr
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Entgegen den Volumenseinbußen am gesamten Fondsmarkt - zwischen März 2007 und 2008 schrumpfte der österreichische Markt um knapp zehn Prozent – erfreuen sich Garantiefonds weiterhin großer Beliebtheit. So repräsentieren alle 257 zum Vertrieb in Österreich, Deutschland oder der Schweiz zugelassen Fonds per Ende März 2008 ein Volumen von 49,1 Mrd. Euro. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das ein Plus 7,9 Mrd. Euro oder 19,1 Prozent.

In den letzten Monaten hat sich allerdings auch hier das Wachstum eingebremst, denn im Vergleich zu Ende Oktober mit 47,8 Mrd. Euro belief sich das Wachstum in den letzten fünf Monaten auf 2,7 Prozent (siehe auch „Garantiefonds im Stresstest“ vom 16.11.2007).

Garantieboom schon vorbei?

Generell sind garantierte Fondsprodukte eine Finanzinnovation der jüngsten Zeit, ausgelöst durch die starken Verluste bei Aktien in den Jahren 2000 bis 2002 und der dementsprechenden Nachfrage nach sicheren Anlageprodukten. Ende 2000 gab es erst 13 Garantiefonds, zu denen sich 2001 gerade einmal vier weitere Produkte gesellten.

Dann ging es erst richtig los (Anzahl der neuen Garantiefonds im jeweiligen Kalenderjahr):

  • 2002: 30
  • 2003: 37
  • 2004: 32
  • 2005: 46
  • 2006: 60
  • 2007: 54

Der Höhepunkt des Booms könnte aber bereits vorbei zu sein, denn im laufenden Jahr (per 4.4.2008), wurden mit fünf neuen Fonds weniger als halb so viele Produkte aufgelegt wie in der Vergleichsperiode des Vorjahres. Dagegen spricht allerdings die derzeit angespannte Börsensituation: Immerhin verlor der MSCI Weltaktienindex seit Jahresbeginn 12 Prozent, was die Sehnsucht der Anlegern nach einer stabilen Kapitalanlage verstärkt. 

Zehn Jahre durchschnittliche Kapitalbindung

Das durchschnittliche Alter der Garantiefonds liegt aktuell jedenfalls bei 3,1 Jahren, die durchschnittliche Restlaufzeit bei 6,9 Jahren (Vorjahr: 5,7 Jahre). Wer in Garantiefonds investiert, bindet also im Schnitt sein Kapital für zehn Jahre. Denn da bei den meisten Fonds die Garantie, also die 100-prozentige Rückzahlung des eingezahlten Kapitals, ausschließlich am Laufzeitende greift, macht ein vorzeitiger Ausstieg aus einem Garantiefonds keinen Sinn.

Deutliche Verluste bei Garantiefonds

Genau hier heißt es für Anleger aber aufpassen: Denn auch Garantiefonds können während der Laufzeit Verluste erzielen. So verloren diese seit Beginn der Finanzkrise Anfang Juli 2007 im Schnitt sechs Prozent. Ein Großteil dieses Minus fiel allerdings im laufenden Jahr an, denn seit Jahreswechsel verloren Garantiefonds im Schnitt 5,2 Prozent.

Dieser Entwicklung entziehen konnten sich dabei nur ganz wenige Fonds: So liegen immerhin 225 aller 251 Garantiefonds (rund 90 Prozent), seit Jahresbeginn im Minus. Einem maximalen Verlust von 15,9 Prozent steht dabei bestenfalls ein Plus von 5,9 Prozent gegenüber.

Kapitalgarantie greift nur zum Laufzeitende

Wer keine realen Verluste erzielen will, dem bleibt eigentlich wenig übrig als bis zum Laufzeitende (im Schnitt in 6,9 Jahren) zuzuwarten. Obwohl die Fondsgesellschaften dem Anleger zumeist ermöglichen täglich aus dem Fonds auszusteigen, fällt er in diesem Fall um die Garantie um und muss im schlimmsten Fall sogar mit einem Verlust auf sein eingezahltes Kapital rechnen. Die von Branchenexperten angeführten Garantiekosten in Höhe von 0,4 bis einem Prozent pro Jahr (abhängig von der zugrunde liegenden Anlagekategorie in die investiert wurde) hätte man dann also umsonst gezahlt (siehe auch: „Garantien: Langfristig zu teuer erkaufte Sicherheit“ vom 25.10.2007).
 
Wer sich also für ein spezielles Garantieprodukt entscheidet, sollte sich vor dem Kauf gut informieren und damit möglichst sicher gehen, dass er auch die richtige Entscheidung trifft.

Garantiefonds im Performance-, Risiko- und Kosten-Check

Generell gibt es bei der Analyse eines Fonds drei Punkte zu beachten: Performance, Risiko und Kosten. Für Garantiefonds gilt das ebenso:

  1. Performance: Um ein Gefühl für die realistischerweise erzielbare Erträge bei Garantiefonds zu bekommen hat e-fundresearch.com nachgerechnet, wie viel Performance Garantiefonds im Schnitt erzielen konnten. Dafür wurden alle in Österreich, Deutschland oder der Schweiz zum Vertrieb zugelassenen Garantiefonds analysiert. Die Ergebnisse waren auf den ersten Blick enttäuschend: Im Schnitt der letzten fünf Jahre erzielten die 33 Garantiefonds (mehr Produkte verfügen noch nicht über eine so lange Historie) 3,8  Prozent pro Jahr. Die 105 Fonds, die eine 3-Jahres-Historie aufwiesen, erzielten über diesen Zeitraum sogar nur 3,6 Prozent. Eine risikolose Geldmarktanlage (gemessen am 3-Monats-EURIBOR) kam im selben Zeitraum auf 3,4 Prozent.
  2. Risiko: Bei Garantiefonds ist für Anleger, die bis zum Laufzeitende investiert bleiben, das Verlustrisiko de facto ausgeschaltet. Berücksichtigen sollten Anleger jedoch, dass nach einer durchschnittlichen Laufzeit von zehn Jahren (siehe oben), eine jährliche Inflationsrate von im Schnitt 2,2 Prozent den Kapitalendwert um insgesamt 24 Prozent schmälert. Die in den letzten fünf Jahren erzielten Durchschnittsrenditen von 3,8 Prozent pro Jahr hätten deswegen das Kapital nach Steuern und sonstigen Kosten (wie Ausgabeaufschlag bzw. Depotgebühr, etc.) inflationsbereinigt kaum oder gar nicht vermehrt. Gemessen an der Schwankungsbreite (Standardabweichung) liegt die durchschnittliche jährliche Volatilität aller Garantiefonds in den letzten drei Jahren bei 6,1 Prozent. Zum Vergleich: Das liegt etwas höher als bei globalen Staatsanleihen (JP Morgan Global Government Bond Index) mit 4,7 Prozent.
  3. Kosten: Garantiefonds kosten -  gemessen an der jährlichen Gesamtkostenbelastung (TER) – im Schnitt 1,3 Prozent pro Jahr. Aktiv verwaltete Aktienfonds (alle Assetklassen) kosten laut Daten von Lipper/Fitzrovia durchschnittlich 1,63 Prozent, Anleihenfonds nur 0,9 Prozent. Vor dem Hintergrund, dass die meisten Garantieprodukte überwiegend aus Anleihen bestehen, kann man Garantiefonds durchaus als teuer bezeichnen. Grund dafür sind vor allem die bereits angesprochenen Kosten für die Kapitalgarantie, welche – je nach Assetklasse – zwischen 0,4 und einem Prozent pro Jahr betragen. Berücksichtigt man dann noch die üblichen einmaligen Ausgabeaufschläge - diese liegen in der Regel zwischen drei und vier Prozent – ändert sich das Bild nicht. Vor allem sollten Anleger diese Kosten in Relation zu den realistischerweise erzielbaren Renditen setzen. Über den Zeitraum der letzten drei bis fünf Jahren waren das im Schnitt zwischen 3,6 und 3,8 Prozent pro Jahr.

Fazit

Neben dem Sparbuch erfreuen sich die vermeintlich sicheren Garantiefonds in der derzeitigen Börsensituation großer Beliebtheit. Dass Garantiefonds aber durchaus auch einmal Verluste erzielen können, zeigen die Ergebnisse der letzten Monate. Wer jetzt kein Geld verlieren will, dem bleibt also nichts anderes übrig als bis zum Laufzeitende zuzuwarten. Im Schnitt sind das übrigens noch 6,9 Jahre…

Alle Daten per 4.4.2008 in Euro
Quelle: 

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen.
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