Während sich Weltaktien seit Anfang Juli 2007 auf Talfahrt befinden, der MSCI World Index verlor bis Anfang April bereits 20 Prozent, legten die arabischen Börsen zuletzt sogar zu. Der MSCI Arabian Markets Index, welcher die Wertentwicklung der sechs Gulf Cooperation Council (GCC) Länder Saudi Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Kuwait, Katar, Bahrain, Oman bzw. Jordanien, Ägypten und Marokko abdeckt, gewann sogar um sieben Prozent dazu.
Kaum Korrelation zu entwickelten Märkten
Warum diese Abkoppelung? „Das liegt vor allem daran, dass ausländische Investoren an diesen Märkten noch rar gesät sind. So entfällt etwa auf die bereits sehr internationale Börse in Dubai nur 20 Prozent der Marktkapitalisierung auf ausländische Anleger“, schildert Omar Abu Rashed, Fondsmanager des FT Emerging Arabia. Die Märkte seien deswegen vor allem von inländischen Anlegern abhängig, welche aufgrund des hohen Ölpreises einen starken Veranlagungsbedarf haben und von der derzeitigen Subprime-Krise wenig zu spüren bekämen. „Der Home Bias, speziell bei Privatanlagern dieser Region, ist stark ausgeprägt“, fügt er hinzu, weshalb die Korrelation zu Industrie- aber auch zu Schwellenländern noch kaum vorhanden sei.
„Derzeit beginnen ausländische Investoren erst diese Region zu entdecken und schichten massiv Geld um“, berichtet der Experte weiter. „Und je mehr ausländisches Kapital investiert ist, desto höher werden die Korrelationen“.
„Bewertungen sind attraktiv“
Auch zukünftig hätten die Börsen der Region noch Aufholpotential. Denn nach einem katastrophalen Jahr 2006 (siehe auch: „Mittlerer Osten: Zum Kaufen zu spät“ vom 15.7.2005) - zwischen Februar und Dezember gab der MSCI Arabian Markets Index um 53 Prozent nach, während Weltaktien unverändert blieben – habe der Aufschwung im letzten Jahr erst richtig begonnen. „Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) der Region hat sich seit 2006 von 45 auf 15 verringert, was jetzt einer attraktiven Bewertung entspricht“, so der Fondsmanager, der auch selbst arabisch spricht.
Katar über-, Saudi Arabien untergewichtet
Besonders interessant findet Rashed derzeit Katar: „Bei einer für 2008 erwarteten Gewinnsteigerung der Unternehmen von 30 Prozent, erscheint das KGV als besonders günstig“. Ein strukturell bedingtes Untergewicht weist sein FT Emerging Arabia dagegen in Saudi Arabien auf: „Denn für Ausländer ist der Markt aktuell nur über Zertifikate abdeckbar“. Absolut sind in seinem Fonds derzeit die Vereinigten Arabischen Emirate mit 26 Prozent vor Kuwait (20 Prozent) und Katar (17 Prozent) gewichtet.
Inflation und Liquidität als Problemfelder
Neben der Inflation – welche je nach Land zwischen vier und 13 Prozent liegt – sei die noch relativ geringe Liquidität der Börsen ein Problem. „In unserem Fonds liegt die Marktkapitalisierung aber im Schnitt bei vier Milliarden US-Dollar pro Einzelwert, was eher regionale Large Caps sind“, so Rashed, dessen Fonds seit Jahresende von 82 auf aktuell 240 Millionen Euro angewachsen ist und damit schon zu den größten Middle East/Afrika-Fonds mit Vertriebszulassung im deutschsprachigen Raum zählt. „Bei 350 Millionen Euro planen wir aber ein Soft Closing um den Fonds im Interesse der bestehenden Anleger nicht zu stark anwachsen zu lassen“, kündigt er an.
Arabien-Fonds im Vergleich
Im direkten Vergleich mit dem einzigen anderen Arabien-Fonds, dem Meridio Funds – Meridio Arab World, schneidet der Frankfurt Trust Fonds besser ab. Seit Auflage am 17.9.2007 erzielte der FT Emerging Arabia ein Plus von 10,9 Prozent vs. 5,3 Prozent bei Merdido. Aufgrund der beschränkten Historie ist ein längerfristiger Vergleich aber noch nicht möglich.
Afrika-Fonds unter der Lupe
Anleger, die neben Arabien auch in den gesamten mittleren Osten bzw. Afrika investieren wollen, stehen vor keiner leichten Aufgabe. So sind derzeit in Österreich, Deutschland oder der Schweiz bereits 18 Fonds zum Vertrieb zugelassen (siehe auch „Afrika als Anlagethema“ vom 14.12.2007). Davon investieren fünf ausschließlich in Südafrika und einer in Ägypten. Der Rest verteilt sich auf die Regionen Afrika, Nordafrika oder EMEA (Emerging Europe, Middle East and Africa).
Die langfristig und risikoadjustiert besten Fonds stammen von JP Morgan. Gemessen an der 5-Jahres-Sharpe Ratio – allerdings verfügen erst fünf Fonds über eine solche Historie – liegt der JPM Middle East Equity mit einem Wert von 1,05 vor dem JPM Emerging Europe, Middle East and Africa Equity (1,01), Balzac Middle East and Africa Index (0,76) bzw. dem bereits 1948 aufgelegten UBS (CH) Equity Fund – South Africa (0,54) und dem EMIF South Africa (0,5).
Auch kurzfristig waren Afrika-Fonds mit Südafrika-Schwerpunkt aufgrund der schlechten Börsenentwicklung – der MSCI South Africa verlor seit Jahresbeginn 20 Prozent – im Nachteil. Die besten Fonds des laufenden Jahres lauten (Performance seit 31.12.2007 in Prozent):
- Concord Egypt (+5,4)
- Julius Baer Northern Africa Fund (+4,1)
- FT Emerging Arabia (-3,6)
- T Rowe Middle East & Africa Equity (-5,1)
- Meridio Funds – Meridio Arab World (-9,5)
Alle Daten per 1.4.2008 in Euro
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