Im Gegensatz zu den meisten anderen Branchen, legten Biotech-Aktien 2008 – zumindest relativ gesehen - einen Traumstart hin. Gemessen am MSCI World/Biotechnology Index verlor der Sektor nur 1,8 Prozent, während Weltaktien immerhin um 16 Prozent einbrachen. Die gesamte Outperformance stammt allerdings aus den ersten drei Januar Wochen. „Anfang Januar findet traditionell eine wichtige Healthcare-Konferenz statt. Dabei wurde wieder einmal bestätigt, dass das Umsatzwachstum der Branche auch im schwierigen Jahr 2008 bei über 20 Prozent liegen wird. Das ist viermal so viel wie bei Pharma-Werten“, beschreibt Michael Sjöström, Fondsmanager des 1,4 Mrd. Euro großen Pictet Biotech.
„Sektor so billig wie noch nie“
Der seit Auflage 1995 für den Fonds verantwortliche Manager (seit Oktober 2000 ist er als Gründer von Sectoral Asset Management in Montreal weiterhin für das Mandat verantwortlich) geht von einer Fortsetzung der Outperformance aus. „Denn die Bewertungen des Sektors sind so günstig wie noch nie zuvor“. So liege das Kurs-Gewinn-Verhältnis von Large Cap Biotechs auf Sicht der kommenden 12 Monate aufgrund der jahrelangen Underperformance bereits bei unter 20.
Auch anhand einer anderen Blickweise sei der Sektor unterbewertet: „Biotech-Gesellschaften repräsentieren noch immer erst sieben Prozent des weltweiten Pharma-Marktes. Doch bereits jedes zweite neu zugelassene Arzneimittel stammt aus der innovativen Biotech-Industrie“, verdeutlicht der Schwede.
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Für das zweite Halbjahr erwartet Sjöström sogar noch eine besser Performance. „Der schwache US-Dollar führt zusammen mit den günstigen Bewertungen zu einem guten Umfeld für Übernahmen. Zudem ist die Branche von der aktuellen Liquiditäts-Krise direkt nicht betroffen. Denn die meisten Biotech-Firmen haben von den Banken schon bis dato keine Kredite bekommen und sind daher stark über Eigenkapital finanziert“, so der Experte.
Die im Herbst stattfindenden US-Präsidentenwahlen tangieren den Sektor dagegen nur oberflächlich: „Traditionell gibt es die Meinung, dass die Republikaner der Healthcare-Industrie gegenüber freundlicher eingestellt sind als die Demokraten. Aber das US-Gesundheitssystem ist so oder so reformbedürftig und der Einfluss des Staates auf die Medikamentenpreise wird unabhängig von der herrschenden Partei immer größer werden. Die relative Preisgestaltungsmacht der Healthcare-Industrie wird deswegen zukünftig geringer werden und nur noch bei wirklich innovativen Produkten bestehen“.
… bzw. Asien und Schwellenländern
Ebenfalls wenig Einfluss auf Biotechs haben bis dato Megathemen wie Schwellenländer oder Asien. „Die Kaufkraft ist in diesen Ländern noch sehr gering, weshalb diese Zielmärkte für Biotechs erst in 5-10 Jahren interessant werden. Und auch als Forschungsstandort fehlt diesen Regionen noch die kritische Masse“, so Sjöström.
USA und Mid Caps übergewichtet
Aktuell setzt er in seinem Fonds auf ein konzentriertes Portfolio aus 35 Einzelwerten, welche zu 83 Prozent aus den USA stammen (gesamte Biotech-Industrie: 74 Prozent). Übergewichtet sind bei Sjöström auch Mid-Caps, welche im Fonds 40 Prozent repräsentieren (vs. 20 Prozent für die gesamte Branche).
Langfristige Performance unter der Lupe
Dass Sjöström sein Handwerk beherrscht, zeigt ein Blick auf das Abschneiden seines Fonds. So erzielte der Pictet Biotech seit Auflage ein jährliches Plus von 11,1 Prozent, seine Benchmark (NASDAQ Biotech) schlug er damit im Schnitt um 3,6 Prozent pro Jahr. Und sowohl über 1/3/5 als auch zehn Jahre liegt der Fonds anhand der absoluten bzw. auch risikoadjustierten Performance (Sharpe Ratio) deutlich im ersten Quartil aller Biotech-Aktienfonds mit Vertriebszulassung in Österreich, Deutschland oder der Schweiz.
Biotech: Paradies für Stock-Picker
Dass Biotechs Stock-Pickern auch generell viele Möglichkeiten zur Outperformance bieten, zeigt ein Blick auf das Fondsuniversum auf Sicht der letzten fünf Jahre. So erzielten immerhin 14 von 31 Fonds, oder 45 Prozent, über diesen Zeitraum eine bessere Performance als der MSCI World/Biotechnology. Gegenüber dem NASDAQ Biotechnology Index liegt die Outperformance-Quote aufgrund des schwachen US-Dollars sogar bei 68 Prozent.
Alle Daten per 31.3.2008 in Euro
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