Strategien für harte Zeiten

Anleger sollten sich auf eine Fortsetzung der Achterbahnfahrt an den Börsen gefasst machen. „Denn die USA stecken mit einem Bein in der Rezession“, so Christian Ramberger, Leiter Portfoliomanagement Aktien bei der Allianz Investmentbank. Worauf man jetzt achten sollte und welche Anlegestrategie Sinn macht. Funds | 02.04.2008 06:00 Uhr
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

"Die aggressiven Maßnahmen der Fed zeigen, wie hoch die US-Notenbank das Risiko einer dramatischen Konjunkturverlangsamung durch die aktuelle Kredit- und Finanzmarktkrise einschätzt", stellt Christian Ramberger, Leiter des Portfoliomanagement Aktien der Allianz Investmentbank, fest. Nach Einschätzung Rambergers steckt die US-Wirtschaft bereits mit einem Bein in der Rezession. "Das Problem für die Realwirtschaft ist, dass die Banken kaum oder nur sehr restriktiv neue Kredite vergeben und vielmehr selbst Liquidität horten, um gegen Forderungen, Wertberichtigungen und Abschreibungen gewappnet zu sein. Der Kreditsektor ist aber der Motor für die Realwirtschaft. Ohne ausreichendes Investitionskapital steht der Motor still", analysiert der Investmentexperte. Da die Preise für US-Immobilien noch keine Stabilisierung zeigen, werde sich der damit einhergehende Kaufkraftverlust der Amerikaner verstärkt negativ auf das Konsumverhalten auswirken, wie es die Daten zum Verbrauchervertrauen bereits andeuten. Wie tief die US-Wirtschaft in die Rezession abgleitet, hänge in erster Linie davon ab, wann sich an den Kreditmärkten eine Entspannung einstellt.

Volatilität an den Märkten wird bleiben

Ramberger rechnet daher mit einem weiteren volatilen Quartal an den Börsen. Als Folge der Kreditkrise steigt auch der Druck auf Hedgefonds, Buy-out- und Private Equity-Gesellschaften, die ihre Investitionen großteils über Kredite finanzieren. „Der Leverage wird weiter zurückgefahren, weil die Finanzierungskosten hoch und die Unternehmensgewinne rückläufig sind“, so Ramberger. Auch seien die aktuellen Unternehmens-Gewinnschätzungen der Analysten noch zu hoch. So liegen diese im Euro Stoxx 50 für 2009 bei 10,1 Prozent. „Das wird nicht eintreten“, ist sich Ramberger sicher.

Trotzdem besteht zumindest eine technische Chance auf eine Bärenmarktrally. "Viel Negatives ist derzeit bereits in die Kurse eingepreist und eine extrem schlechte Anlegerstimmung wie aktuell war schon oft ein Vorbote für eine Gegenbewegung", meint Ramberger mit Blick auf vergangene Bärenmärkte.

Anleger sollten zuwarten

Trotzdem sollten langfristig orientierte Anleger zuwarten, bis sich die Lage an den Börsen deutlich aufgehellt hat. Im schwierigen Marktumfeld ist selektives Portfoliomanagement der Schlüssel zum Anlageerfolg. Die Allianz gibt zurzeit Large Caps und Wachstumswerten gegenüber Small Caps und Value-Titeln den Vorzug. Bei der Einzeltitelauswahl sollte besonders auf eine niedrige Verschuldung und auf ein gutes Rating geachtet werden. Zur Vorsicht wird bei europäischen Unternehmen mit einem hohen US-Dollar-Exposure geraten. Denn der Euro dürfte auch weiterhin stark tendieren.

Was macht der Dollar?

Wenn die Notenbanken keine weiteren Zinsmaßnahmen setzen oder in den Devisenmarkt intervenieren, könne der Euro durchaus in den Bereich zwischen 1,60 und 1,70 US-Dollar vorstoßen. „Trotzdem sollten man hinzufügen, dass wir uns eher am Ende als in der Mitte der Dollarschwäche befinden. Bis die EZB mit Zinssenkungen nachzieht, was etwa im dritten Quartal passieren sollte, bleibt der US-Dollar unter Druck“, so Ramberger.

„Rohstoffe sind überhitzt“

Profiteure des schwachen US-Dollars wären auch Rohstoffe, die überwiegend in Dollar gehandelt werden. "Wir sind zwar langfristig positiv für Rohstoffe eingestellt, kurzfristig sehen wir aber die Gefahr einer deutlichen Korrektur, da die Rohstoffmärkte Anzeichen einer Überhitzung zeigen", warnt Allianz Chief Investment Officer Martin Bruckner. Denn die Loslösung der (steigenden) Rohstoffpreise von den (fallenden) Konjunktur-Frühindikatoren sei historisch einmalig.

Asset Allocation: Aktien leicht untergewichtet

Bei der empfohlenen Asset Allocation für ein ausgewogenes Portfolio hat die Allianz Investmentbank den Aktienanteil auf 47 Prozent untergewichtet und Anleihen mit 53 Prozent leicht übergewichtet.

  • Im Anleihensegment sind europäische Anleihen übergewichtet, da die EZB wegen der Dollarschwäche oder einem Anhalten der Kreditkrise gezwungen sein könnte, die Leitzinsen zu senken, erklärt Bruckner. Kaufgelegenheiten bestehen wegen der starken Spreadausweitungen zu Staatsanleihen bei erstklassigen Unternehmensanleihen und Pfandbriefen. US-Anleihen werden hingegen neutral gesehen, da die Kurse als Reaktion auf die Zinssenkungen der Fed und die gestiegene Risikoaversion bereits deutlich gestiegen sind. Günstig erscheinen derzeit US-Hypotheken, die über eine explizite Staatsgarantie verfügen (Ginnie Mae). Japanische Anleihen sind wegen des niedrigen Zinsniveaus nur für Anleger interessant, die auf eine weitere Yen-Aufwertung setzen. Neutral gewichtet sind weiterhin Emerging Market Bonds, die bislang gegen die Finanzkrise relativ resistent waren. Favorisiert werden Anleihen aus Ländern, die vom Rohstoffboom profitieren, hohe Währungsreserven und damit Aufwertungspotenzial besitzen.
  • Auf der Aktienseite empfiehlt Bruckner, Europa nicht nur wegen der erwarteten Konjunkturverlangsamung unterzugewichten. Internationale Investoren haben nach einer jahrelangen Übergewichtung und Outperformance der europäischen Aktien mit der Reduktion ihrer Positionen begonnen. Im Gegenzug werden jetzt US-Aktien, die gemieden wurden, gekauft. Durch die Vorläuferrolle der USA in der Finanzkrise sind die Revisionen beim Wirtschaftswachstum bereits weiter fortgeschritten als in Europa. Der schwache Dollar und eine aktive Notenbank stützen zudem die Gewinnentwicklung der Unternehmen. Interessant sind deshalb US-Unternehmen, die einen Großteil ihrer Gewinne außerhalb der USA erzielen. Zu einer neutralen Gewichtung rät die Allianz Investmentbank für Japan und die Emerging Markets. „Die meisten Investoren sind hier bereits stark übergewichtet. Zudem besteht die Gefahr einer Korrektur der Rohstoffrally, welche einige Schwellenländer hart treffen würde“. Japan leidet immer noch unter der schwachen Binnenkonjunktur und neuerdings unter der Erholung des Yen. Schwellenländeraktien, die bislang übergewichtet waren, wurden wegen steigender Inflationsrisken und einer möglichen Korrektur der Rohstoffpreise auf "neutral" zurückgenommen.

Fazit: Kühlen Kopf bewahren

In der gegenwärtig schwierigen Marktphase raten die Allianz Investmentexperten Privatanlegern dazu, einen kühlen Kopf zu bewahren und keine überhasteten Umschichtungen in ihrem Portfolio, so es langfristig ausgerichtet und gut diversifiziert ist, vorzunehmen. Risikoaverse Anleger sollten mit neuen Investments zuwarten oder diese sehr selektiv und dosiert vornehmen. Kapital, welches für spätere Veranlagungen bestimmt ist, könne etwa gut verzinst auf dem Direktkonto Top Cash, das für täglich fälliges Geld ohne Mindesteinlage vier Prozent Zinsen p.a. bezahlt, geparkt werden.

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen.
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