Familienfonds unter der Lupe

Fonds, die in inhaberkontrollierte Aktiengesellschaften investieren, sind noch eine relativ neue Erscheinung. Warum Familienunternehmen historisch besser abschneiden als der Gesamtmarkt – derzeit aber zurückliegen - und wie sich die neuen Fonds so schlagen, hat e-fundresearch.com analysiert. Funds | 11.03.2008 06:15 Uhr
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„Familienunternehmen schneiden langfristig besser ab als der Gesamtmarkt“, ist Volker Riehm, Fondsmanager des H&A Lux Unternehmerfonds und Entwickler der im November 2007 gestarteten HAFix-Indexserie (H&A Familienindex), überzeugt.

Performance und Risiko von Familienunternehmen

Unterlegen kann er seine Behauptung mit folgenden Zahlen: So erzielte der HAFix-Europa-Index im Zeitraum Juli 1992-Juni 2007 rückgerechnet einen jährlichen Ertrag von 19,5 Prozent, der Dow Jones Stoxx Europa 600 kam dagegen nur auf 12,2 Prozent. Und mit einer Volatilität von 15,4 Prozent p.a. lag auch das Schwankungsrisiko von europäischen Familienunternehmen deutlich unter dem des Gesamtmarktes mit 18,8 Prozent. Auch die Performance des HAFix-Deutschland-Index lag über diesen Zeitraum deutlich über der von DAX bzw. MDAX.

Eine längst überfällige Innovation?

Trotzdem führten inhaberkontrollierte Aktiengesellschaften an der Börse bislang ein Schattendasein, da Marktsegmentierungen üblicherweise nur nach Ländern, Branchen und Größe durchgeführt werden. „In der Realität ist aber auch die Eigentümerstruktur entscheidend“, meint Riehm, der in seinen Indizes Unternehmen nur dann berücksichtigt,  wenn ein Aktionär oder mehrere Anteilseigner zusammen mindestens eine Sperrminorität von 25 Prozent der Stimmrechte direkt oder indirekt halten. „Besteht über die Präsenz in Vorstand oder Aufsichtsrat ein nachweislicher Einfluss auf die Unternehmensstrategie, dann genügt aber auch ein Stimmrechtsanteil von 20 Prozent“, so Riehm.

Ein ähnliches Kriterium („mindestens 25 Prozent Familienbesitz“) müssen übrigens Unternehmen erfüllen, die in dem im Januar 2005 eingeführten GEX, dem Mittelstandsindex der Deutschen Börse, enthalten sein wollen. Der Index enthält alle „eigentümerdominierten“ deutschen Unternehmen, die im Prime Standard an der Frankfurter Wertpapierbörse gelistet sind und deren Börsengang nicht länger als zehn Jahre zurück liegt. Mehr als 120 Unternehmen unterschiedlichster Größe erfüllen diese Kriterien zurzeit.

„Unternehmensgröße ist nicht entscheidend“

Weit weniger Einzeltitel – 20 bei Deutschland, 30 bei Europa - sind in den HAFix-Indizes enthalten. Diese werden dafür gleichgewichtet: "Denn das Potential eines Unternehmens hängt mit dem Einfluss der Inhaber zusammen und ist unabhängig von der Größe der Gesellschaft“, so Riehm, dessen Indizes deswegen nicht so stark von wenigen (marktbreiten) Aktien dominiert werden wie beim GEX-Index, bei dem allein die Top-3-Werte (Solarworld, United Internet und Wacker Chemie) fast 30 Prozent des Index repräsentieren. 

Vorteile von Familienunternehmen

Die Gründe für das langfristig überdurchschnittliche Abschneiden von Familienunternehmen seien vielfältig: „Das Geheimnis des Erfolges ist die Langfristigkeit der Strategie. So sind viele Familien nicht an kurzfristigen Gewinnen interessiert, sondern wollen das Unternehmen in gesundem Zustand an die nächste Generation übergeben. Weil es um das eigene Geld geht scheuen sich die meisten vor unwägbaren Risiken und setzen auf ihr Kerngeschäft. Außerdem sind die Entscheidungswege kurz“, so Riehm, der als besonders erfolgreiche Beispiele Luxottica, Roche Holding oder H&M nennt.

Kurzfristige Underperformance und die Gründe

Kurzfristig läuft es dagegen für die Familienunternehmen weniger gut: Seit rund einem halben Jahr liegt sowohl der HAFix-Deutschland-Index als auch der GEX knapp hinter DAX oder MDAX zurück. „Das liegt neben dem Übergewicht von Smaller Caps, welche zuletzt schwächer abgeschnitten haben als der Gesamtmarkt, vor allem an der Sektorengewichtung“, so Riehm. So fehlen in seinen Indizes etwa die relativ gut gelaufenen Branchen Telekom und Energie komplett. „Auch wirkt sich die Konsumkrise, ausgehend aus den USA, besonders negativ auf die für Familienunternehmen wichtigsten Sektoren Handel und Automobil aus“, erklärt er weiter.

Fondsuniversum im Überblick

Vor diesem Hintergrund muss auch die Entwicklung der aktuell drei Familienfonds gesehen werden, welche alle in europäische Aktien investieren. So liegt nur der Kapitalfonds LK Family Business-Unterfonds seit Juli 2007 leicht vor dem MSCI Europe Index. Sowohl das Produkt von Hauck & Aufhäuser (H&A Lux Unternehmerfonds) als auch der FT UnternehmerWerte liegen erzielten eine niedrigere Performance.

Ertrag seit 2. Juli 2007 (in Prozent):

  • Kapitalfonds LK Family Business-Unterfonds (-18,3)
  • MSCI Europe Index (-18,4)
  • FT UnternehmerWerte (-20,6)
  • H&A Lux Unternehmerfonds I B (-20,8)

Fazit

Fonds, die in inhaberkontrollierte Aktiengesellschaften investieren, sind noch eine relativ junge Erscheinung. Zusammen mit den beiden Indizes von Hauck & Aufhäuser und der Deutschen Börse (HAFix und GEX) bilden diese einen Bereich ab, der an der Börse bislang ein Schattendasein führte, da Marktsegmentierungen üblicherweise nur nach Ländern, Branchen und Größe durchgeführt werden. In der Realität scheint aber auch die Eigentümerstruktur entscheidend, zumindest bestätigt das ein Blick auf langfristige Rückrechnungen. In den letzten Monaten kamen die Fonds jedoch relativ gesehen zum breiten Markt kaum vom Fleck. Schuld daran ist neben einer nachteiligen Sektorausrichtung auch das Übergewicht kleinkapitalisierter Werte.

Alle Daten per 5.3.2008 in Euro
Quelle: 

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