PGIM-Experte Dr. Odenius: Gastkommentar zur EZB-Sitzung

Dr. Jürgen Odenius, Economic Counsellor bei PGIM Fixed Income, zur gestrigen EZB-Sitzung: PGIM Investments | 08.03.2019 10:15 Uhr
Dr. Jürgen Odenius, Economic Counsellor, PGIM Fixed Income / © PGIM
Dr. Jürgen Odenius, Economic Counsellor, PGIM Fixed Income / © PGIM
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„Falls jemand dachte, die EZB würde die derzeitige Konjunkturschwäche wie gewohnt angehen, wurde heute vom Gegenteil überzeugt. Die EZB überraschte den Markt mit einem Paket, dass nicht nur überzeugend, sondern auch Skepsis dahingehend zerstreuen soll, sie sei aufgrund der viel kritisierten Negativzinsen sowie dem beendeten Anleihekaufprogramm, inzwischen Mittellos.

Es gibt in mehrfacher Hinsicht Überraschungselemente: Das Herabstufen des Konjunkturausblicks wurde weithin erwartet, und das Kürzen der Prognose für das reale Wachstum auf 1,1 Prozent (von 1,7 Prozent) in diesem Jahr liegt weit unter dem derzeitigen Konsensniveau. Das Senken der Inflationsprognose für das Jahresende auf 1,2 Prozent (von 1,6 Prozent) in Verbindung mit der Abwärtskorrektur der mittelfristigen (2021) Prognose auf 1,5 Prozent spiegelt jedoch die Erwartung wider, dass es der EZB für mindestens weitere drei Jahre schwer fallen wird, ihr Inflationsziel (von "knapp unter 2 Prozent") zu erreichen. Zusammen mit der Einschätzung, dass die Risiken für die Wachstumsaussichten weiterhin nach unten gerichtet bleiben, deuten diese Prognosen darauf hin, dass bei Bedarf weitere politische Maßnahmen möglich sind.

Die Verlängerung der Foward Guidance zu den Leitzinsen dürfte wahrscheinlich die größte Überraschung gewesen sein. Die EZB hat sich nun verpflichtet, bis Ende dieses Jahres (und nicht nur bis zum Ende des Sommers) von Zinserhöhungen abzusehen. Damit hat der EZB-Rat seine Politik über die Amtszeit Draghis hinaus festgelegt, die im Oktober 2019 enden soll. Gleichzeitig nimmt sie damit seinem Nachfolger den Handlungsspielraum. Diesen Schritt deuten wir als ein starkes Signal, dass die Draghi-Nachfolge – und alle damit verbunden Unsicherheiten – die Bereitschaft der EZB, die Wirtschaft weiterhin zu stützen, nicht beeinträchtigt wird.

Die Entscheidung für das TLTRO III, die Nachfolgeeinrichtung der Targeted LTROs II, an sich waren weniger überraschend. Die schnelle Ankündigung erfolgte jedoch früher als von vielen erwartet. Allerdings war der Bedarf einer Nachfolgeeinrichtung mit rund 725 Milliarden Euro an Zentralbankfinanzierungen, die Mitte 2020 beginnen sollen, unbestritten. Zumal das italienische und spanische Bankensystem allein etwas mehr als die Hälfte dieser Mittel in Anspruch nahmen und damit weiterhin auf Lebenserhaltungsmaßnahmen angewiesen sind. Die Bedingungen der TLTRO III-Finanzierung signalisieren in angemessener Weise den anhaltenden Wunsch nach einer allmählichen geldpolitischen Normalisierung – die Laufzeit der "Ersatzdarlehen" wurde auf zwei Jahre halbiert und der Zinssatz ist variabel (und nicht wie bei den TLTRO II-Darlehen fest), falls die EZB ihren Leitzins noch erhöhen sollte.

Der Markt reagierte schnell auf die politische Kehrtwende der EZB. Anstatt sich auf die Vorteile einer geldpolitischen Anpassung zu konzentrieren, scheint sich der Markt auf die Risiken zu konzentrieren. Dies bestätigt die Einschätzung der EZB, wonach die Risiken eindeutig nach unten geneigt bleiben. Infolgedessen sank der Euro um ein Vielfaches – er handelte vor der Sitzung über 1,13 US-Dollar und schwächte sich nach den Ankündigungen in Richtung 1,12 US-Dollar ab. Gleichzeitig erholten sich die globalen Anleihen, wobei sich die 10-jährigen Bund-Renditen auf 6 Basispunkte halbierten und erneut fast negativ wurden. Unterdessen verdauten die Aktienmärkte die deutliche Abwärtsrevision der Wachstumsprognosen und handelten im negativen Bereich.“

Dr. Jürgen Odenius, Economic Counsellor, PGIM Fixed Income


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