Risk-On/Risk-Off Modus auch 2013

Die Notenbanken werden zunehmend zu Geiseln der klammen Staaten - jetzt sei jedoch die Politik gefordert, erläutert Bernhard Langer, CIO Global Quantitative Equity bei Invesc,o im Rahmen eines aktuellen Marktausblicks. Welche Investorenpräferenzen aktuell überwiegen und welche drei Szenarien Invesco derzeit für Europa sieht. Economics | 21.01.2013 02:00 Uhr
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Die globale Wirtschaftslage ist durch mäßiges Wachstum für 2013 geprägt. Bernhard Langer, CIO Global Quantitative Equity bei Invesco in Frankfurt: "Wichtig ist jedoch festzustellen, dass wir global noch auf ein Wachstum verweisen können." Das Wachstum in den Emerging Markets könnte jedoch mittelfristig von einem Wirtschaftsabschwung in Europa belastet werden. Im kommenden Jahr wird die Eurozone lt. Prognosen von Invesco maximal ein reales Nullwachstum erreichen. Der Abbau von Schulden wird im Mittelpunkt stehen.

Investoren auf der Suche nach realen Renditen

Im aktuellen Marktumfeld wird immer klarer, dass Investoren zur Erzielung positiver Realrenditen mehr Risikobereitschaft aufbringen müssen. Langer: "Der Anlegerwunsch in Zeiten niedriger Zinsen und Unsicherheit besteht aus drei Teilen: regelmäßiger Zinsertrag oder Dividenden, Schutz vor überproportionalen Kurseinbrüchen und eine Vermeidung grosser Schwankungen."

Die gleichzeitige Erfüllung aller drei Anlegerwünsche sei jedoch nur äußerst schwer zu erreichen. Deswegen muss man auch im laufenden Jahr mit Schwankungen rechnen und der Risk-On/Risk-Off Modus wird höchstwahrscheinlich auch 2013 aktiv bleiben.

Notenbanken werden zu Geiseln der klammen Staaten

Langer weist in einem aktuellen Marktausblick darauf hin, dass Notenbanken verstärkt wirtschaftspolitischen Interessen folgen müssten und dadurch auch die Ziele anpassen. Die Federal Reserve definierte im Dezember 2012 im Rahmen des Quantitative Easing (QE) Programms das Ziel einer Senkung der Arbeitslosenrate auf 6,5 Prozent bei einer Inflation von nicht mehr als 2,5 Prozent. Bis zur Erreichung dieser Ziele wäre die QE Ausweitung vorstellbar. Die Bank of England diskutiere auch einen stärkeren Fokus auf nominelles Wachstum und weniger Fokus auf das Inflationsziel. Auch der neugewählte Ministerpräsident von Japan fordert eine aggressivere Politik mit einem Inflationsziel von 2 Prozent und eine Schwächung des Yen.

Langer: "Notenbanken können nur in der akuten Krise eine Rolle spielen - als 'lender of last resort'. In der zweiten Phase der Krisenbewältigung (Bilanzbereinigung) ist allerdings dann die Politik gefordert." Dies scheinen auch wichtige Vertreter der Europäischen Zentralbank (EZB) so zu sehen. Die EZB rechnet mit einem weiteren Rückgang der Wirtschaftsleistung in Europa, ist zugleich aber Sorgen vor einem kräftigen Anstieg der Verbraucherpreise in Deutschland entgegengetreten. „Leider sind wir immer noch in einer Phase, in der die Wirtschaft in Europa schrumpft“, sagte EZB-Chefvolkswirt Peter Praet der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“.

Wirtschaft bereits am Wendepunkt zum Guten?

„Es gibt positive Anzeichen, aber es ist noch nicht entschieden, dass wir uns am Wendepunkt zum Guten befinden.“ Vier Prozent Inflation im Jahr 2014 - wie von manchen Kritikern der EZB-Geldpolitik befürchtet - seien in Deutschland allerdings kaum vorstellbar, betonte Praet. Im Ringen um eine Lösung der Euro-Krise forderte Praet die Regierungen auf, Konstruktionsfehler der Wirtschafts- und Währungsunion zu beheben. Nötig seien weitere Strukturreformen. „Die EZB hat ihre Rolle gespielt“, sagte Praet. „Dadurch wurde Zeit gewonnen. Aber das ist nicht genug.“

Langer sieht die aktuelle Marktsituation wie folgt: "Das Risiko eines Kollaps aus Sicht der Kapitalmärkte ist gesunken. Die Krisenpolitik wirkt. Europa konsolidiert und gewinnt an Wettbewerbsfähigkeit, wobei das Konzept 'Geld gegen Auflagen' von Bundeskanzlerin Merkel und die Schaffung neuer EU-Institutionen ein positiver Faktor sind." Griechenland bleibt für Langer noch längere Zeit ein Sonderfall und insgesamt sollten sich Beobachter weiterhin auf eine Politik der kleinen Schritte einstellen.

Drei Szenarien für Europa - und die Auswirkungen auf die Asset Allocation

Langer: "Wir sehen drei mögliche Szenarien für Europa. Im positiven Fall wird alles gut, oder es wird - neutral gesehen - weiter durchgewurstelt. Im negativen Fall bricht in Europa das Chaos aus."

Im positiven Szenario zeigt der Sparkurs Wirkung, die Wettbewerbsfähigkeit steigt und das Wachstum bringt die Staatsfinanzen wieder auf eine tragfähige Basis. Privates Geld würde in diesem Fall wieder nach Südeuropa fliessen und der Wirtschaft zusätzlich helfen. Durch die Lohn-Preisspirale könnten Aktien im Spannungsfeld zwischen höheren Zinsen und steigenden Gewinnerwartungen liegen. Renditen auf Anleihen würden auch steigen und die Situation auf den südeuropäischen Anleihemärkten würde sich deutlich verbessern. Insgesamt misst Langer diesem Szenario rund fünfundzwanzig Prozent Wahrscheinlichkeit zu, die Fehleinschätzung aus dem Jahr 2009 (Erwartung einer Weltwirtschaftskrise nach dem Lehman-Kollaps) könne sich wiederholen.

Das neutrale Szenario sieht die Politik in einer defensiven Rolle, wo nur die absolut wichtigsten Entscheidungen getroffen werden, um die Eurozone zusammenhalten zu können. Heikle Reformen mit innenpolitischem Risiko würden von den Regierungen vermieden und die Notenbanken würden zu Geiseln der klammen Staaten. Die Strategie sieht Aktien positiv. Den besten Schutz bieten Aktien guter Unternehmen (mit Dividenden) und Immobilien. Edelmetalle bleiben auch hier gefragt. Staatsanleihen bleiben unattraktiv und ein hohes Risiko. Unternehmensanleihen hatten sich bereits zu gut entwickelt und stellen auch keinen grossen Mehrwert mehr dar. Dieses neutrale Szenario mit dem 'Durchwursteln' wird von Langer mit rund 70 Prozent Wahrscheinlichkeit belegt.

Das negative Szenario für Europa sieht eine globale Rezession sowie Depression und politische Unruhen in Südeuropa. Gleichzeitig würde in diesem Szenario die Bevölkerung des Kerneuropas die Lust an der Eurorettung verlieren und einige Länder wären in diesem Szenario auch gezwungen, den Euro zu verlassen. Aktienkurse würden einbrechen, Immobilienpreise sinken, dafür Edelmetalle boomen. Anleihen von soliden Staaten würden nur kurzfristig Schutz bieten und Bargeld in Währungen wäre gefragt. Da der totale Absturz der Weltwirtschaft sehr gering ist und der Euro-Kollaps auch unwahrscheinlich ist, wird diesem Szenario nur eine Wahrscheinlichkeit von fünf Prozent beigemessen.

Langer: "Insgesamt kann man davon ausgehen, dass die Verschuldung über die Zeit weginflationiert wird. Die Politik tut nur das Nötigste und die Notenbanken sollten die Probleme auf den Märkten regeln. Das Niedrigzinsumfeld bleibt erhalten und die Suche nach dem besten Ertrag bewegt weiterhin die Investoren, die ihr Risiko erhöhen müssen, um ihre Ertragsziele erreichen zu können."

Qualitätsaktien mit Dividenden

In diesem Umfeld steigt die Nachfrage an Innovationen, wo erfolgreiche Konzepte mit einem Sicherheitsnetz kombiniert werden. Langer: "Insgesamt sollten Aktien gegenüber Staatsanleihen outperformen können und wir bei Invesco setzen auf Aktien mit fundamentaler Qualität und niedriger Volatilität."



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