Die Märkte bleiben weiter durchwachsen

Obwohl die Märkte noch immer stärker von politischen und strukturellen, als von volkswirtschaftlichen Entwicklungen geprägt sind, wagten die Experten der Allianz Invest einen Ausblick auf die Zukunft der Eurozone. Economics | 28.09.2012 02:00 Uhr
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Der Grundtenor lautet, dass keine besonders positive Wirtschaftsentwicklung zu erwarten ist. Dies vor allem aufgrund der restriktiven Fiskalpolitik - sprich Sparpolitik -, die alle Länder des Euroraums über die nächsten Jahre belasten wird. Die Experten der Allianz Invest haben drei mögliche Szenarien entwickelt: „Sticking together“ - also ein Zusammenbleiben aber ohne vollster Überzeugung-, „institutionalisierte Fiskalunion“ und „kleine Währungsunion“.

Kleine Währungsunion

Mag. Martin Maier
Mag. Martin Maier
„Hier würden wir sagen, dass die EZB davor zurückscheut stärkere Maßnahmen anzusetzen. Bei einer kleinen Währungsunion müsste wenigstens ein Staat aus der Eurozone ausscheiden - sei es aus der Kerngruppe oder aus der Peripheriegruppe“, erklärt Mag. Martin Maier, Geschäftsführer Allianz Invest KAG. Seiner Meinung nach ist es für die Zukunft nicht ganz auszuschließen, dass ein Land die Union verlässt, da populistische Parteien immer wieder Gehör finden und nicht zu unterschätzen sind. „Die Reaktion der Märkte auf dieses Szenario wäre sehr schwer einzuschätzen, sicher käme es aber zu sehr starken Bewegungen. Wir würden hier starke Korrekturen an den Aktienmärkten erwarten und natürlich sehr starke Verwerfungen bei den Währungen, insbesondere wenn ein Peripherieland aussteigt und mit einer eigenen Währung auf den Markt kommt“, so der Experte weiter.

Institutionalisierte Fiskalunion

 „Dies würde ein sehr starkes Zusammenrücken der Institutionen bedeuten. Wir sehen hier eine gewisse Annäherung glauben aber nicht, dass die meisten Länder ihre Souveränitätsrechte in Europa aufgeben würden. Das wäre in diesem Fall aber fast notwendig“, erklärt Maier dieses zweite Kernszenario. Als größten Stolperstein sieht er die Einführung von Eurobonds in ihrer reinsten Form. Daran würde das Allianz Expertenteam weder glauben noch würde es sich dies wünschen.

Sticking together

Dass dieses Szenario eintritt, hat sich in den letzten 2-3 Wochen verstärkt. Kennzeichen dafür sind etwa, dass sich die Länder zu ihren jeweiligen Bankenkrisen bekennen - vor allem Spanien wird hier als Beispiel angeführt. Die Banken akzeptieren unabhängige Prüfungen und ein Rekapitalisierungs-Programm, das nicht direkt von den Staaten sondern vom ESM getragen wird.

„Wir denken auch, dass die EU weicheren Zielen für alle Länder zustimmen würde, was zwar den ganzen Prozess in die Länge ziehen aber dadurch natürlich auch an Glaubwürdigkeit gewinnen würde. Die EZB wird die Unterstützung erhöhen, um starke Korrekturen an den Märkten zu vermeiden und um den einzelnen Mitgliedsstaaten Zeit zu verschaffen“, analysiert Martin Maier und fährt fort: „Staatsanleihen sollten zurückgekauft werden wenn sich die einzelnen Länder zu bestimmten Auflagen verpflichten.“

Dieses Szenario halten die Allianz Experten weiterhin für sehr wahrscheinlich, obgleich sie mit politischen Widerständen rechnen. Es würde wohl weiter zu einer Abschwächung des Euro kommen, was gleichzeitig positiv für unseren Wirtschaftsraum sein könnte. Bund Yields würden weiter leiden und die Spreads der Peripherie sollten sich einengen bis stabilisieren. Weiterhin sollten insbesondere Corporate Bonds profitieren, Volatilität würde uns aber nicht erspart bleiben.

Mittelfristiges Szenario

Laut Martin Maier wird das Sticking Together Szenario mittelfristig in eine partielle Fiskalunion überleiten. Das Miteinander würder stärker im Vordergrund stehen und die Banken Rekapitalisierungen durch den ESM Form annehmen. Die EZB wird stärker als Finanzierungsbank eingesetzt werden und auch als Kontrollorgan stärker an Gewicht gewinnen.



Es bleibt bei einem Händlermarkt

Die Auswirkungen dieses Szenarios werden in erster Linie sein, dass die Zinsen über einen längeren Zeitraum auf einem sehr tiefen Niveau bleiben. „Credit Spreads sehen wir nach wie vor sehr positiv. Die Aktien sollten sich bei einem genauen Zeitplan, der dann vorgelegt werden muss, auch auf die tiefen Zinsen stützen und damit stabilisieren können“, so Geschäftsführer Martin Maier. „Es wird insgesamt ein Händler Markt bleiben, jedoch mit sehr starken Verwerfungen. Vor allem Wahlen werden eine sehr große Rolle spielen. Investoren müssen in Zukunft schnell reagieren können, denn die Volatilität wird uns erhalten bleiben. Grundsätzlich stufen wir unseren wirtschaftlichen Ausblick weiterhin als sehr vorsichtig ein“, fasst der Allianz Experte zusammen.

Volkswirtschaftliche Prognose

Martin Bruckner
Martin Bruckner
„Wir erwarten für die nächsten Jahre eher anämisches, schwaches Wachstum. Die Staaten werden nicht stark unterstützend wirken und die Budgetkonsolidierung wird weiter fortschreiten. Damit einhergehend wird es in den westlichen Staaten schwächeres Wachstum geben, wovon sich auch die Emerging Markets Region nicht ganz abgrenzen wird können“, schlägt auch Martin Bruckner, Chief Investment Officer Allianz in dieselbe Kerbe.

Strategie für 4 Q 2012

Laut Martin Bruckner werden Aktien und Anleihen neutral gewichtet, da es keine klare Indikation dafür gibt welche Kategorie gut laufen wird. USA Aktien werden aktuell untergewichtet, da sich der Markt als relativ teuer erweist. Europa Aktien hingegen werden aufgrund der günstigen Bedingungen übergewichtet. Die Unternehmen sind von ihren Bilanzen her sehr solide und zahlen hohe Dividenden Renditen aus.

Japan Aktien werden neutral, genauso wie Emerging Markets Aktien gewichtet. Hier rechnen die Allianz Experten mit Wachstum in gewohnten Bahnen, aber keinen überbordernden Zahlen. Die negativen Effekte aus dem schwachen Wachstum in Europa und den USA werden sich in der Region wiederfinden.

Bei Anleihen wird die USA als Folge der tiefen Zinsen untergewichtet. Es fehlen hier jegliche Katalysatoren um Kursgewinne absehen zu können. Ebenso sind Europa Anleihen aufgrund der tiefen Zinsen und der negativen Realverzinsung untergewichtet.

Ein Übergewicht wird es weiterhin bei Spread-Produkten - also Unternehmensanleihen und Emerging Market Bonds - geben. Von den Rendite Niveaus wären Unternehmensanleihen derzeit noch attraktiv und die Bilanzen der Unternehmen befinden sich auf einem guten Stand. Bei Emerging Market Bonds in Lokalwährungen wird eine langfristig strukturelle Story gesehen, die dem Rentenportfolio eine schöne Diversifikation mitgeben können.
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