Garantiefonds im Stresstest

Anleger wollen Sicherheit. Besonders in volatilen Börsenjahren wie 2007. Garantiefonds haben sich deswegen zu einer ernst zu nehmenden Anlagekategorie entwickelt. Wie gut schneiden diese aber im Performance-, Kosten- und Risiko-Check wirklich ab? Eine Analyse unter mehr als 230 Produkten… Funds | 16.11.2007 06:00 Uhr
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Obwohl mit Aktien zuletzt viel zu verdienen war – so legte der Weltaktienindex MSCI World in den letzten fünf Jahren um 9,4 Prozent pro Jahr zu – fordern Anleger vor allem eines: Sicherheit. Die Fondsbranche hat auf dieses Bedürfnis bereits vor Jahren reagiert und aktuell sind 232 Garantiefonds zum Vertrieb in Österreich, Deutschland oder der Schweiz zugelassen. Diese repräsentieren zusammen ein Volumen von 47,8 Mrd. Euro. Im Vergleich zum Vorjahr, im Oktober 2006 waren es noch 35,1 Mrd. Euro, bedeutet das eine Steigerung von 36 Prozent (siehe „Garantiefonds im Härtetest“ vom 07.12.2006). 

Garantieboom scheint sein Hoch überschritten zu haben

Generell sind garantierte Fondsprodukte sind eine Finanzinnovation der jüngsten Zeit, ausgelöst durch die starken Verluste bei Aktien in den Jahren 2000 bis 2002 und der dementsprechenden Nachfrage nach sicheren Anlageprodukten. Ende 2000 gab es erst 13 Garantiefonds, zu denen sich 2001 gerade einmal vier weitere Produkte gesellten.

Dann ging es erst richtig los (Anzahl der neue Garantiefonds im jeweiligen Kalenderjahr):

  • 2002: 30
  • 2003: 37
  • 2004: 32
  • 2005: 46
  • 2006: 60

Der Höhepunkt des Booms scheint aber bereits vorbei zu sein, denn im laufenden Jahr (per 9.11.2007), wurden mit 27 neuen Fonds gerade einmal die Hälfte des Vorjahres neu aufgelegt.

Neun Jahre durchschnittliche Kapitalbindung

Das durchschnittliche Alter der Garantiefonds liegt aktuell bei 3,1 Jahren (Vorjahr: 2,6), die durchschnittliche Restlaufzeit bei 5,7 Jahren. Wer in Garantiefonds investiert, bindet also im Schnitt sein Kapital für neun Jahre. Denn da bei den meisten Fonds die Garantie, also die 100-prozentige Rückzahlung des eingezahlten Kapitals, ausschließlich am Laufzeitende greift, macht ein vorzeitiger Ausstieg aus einem Garantiefonds keinen Sinn.

Kapitalgarantie greift nur an Laufzeitende

Ebenso wenig sinnvoll sind deswegen eigentlich Performancevergleiche während der Laufzeit. Denn auch wenn sich ein Fonds zwischenzeitlich als „lahme Ente“ entpuppt, bleibt dem Anleger in der Regel nicht viel mehr übrig als trotzdem bis zum Laufzeitende zuzuwarten. Obwohl die Fondsgesellschaften dem Anleger zumeist ermöglichen täglich aus dem Fonds auszusteigen, fällt er in diesem Fall um die Garantie um und muss im schlimmsten Fall sogar mit einem Verlust auf sein eingezahltes Kapital rechnen. Die von Branchenexperten angeführten Garantiekosten in Höhe von 0,4 bis einem Prozent pro Jahr (abhängig von der zugrunde liegenden Anlagekategorie in die investiert wurde) hätte man dann also umsonst gezahlt.
 
Wer sich also für ein spezielles Garantieprodukt entscheidet, sollte sich vor dem Kauf gut informieren und damit möglichst sicher gehen, dass er auch die richtige Entscheidung trifft.

Garantiefonds im Performance-, Risiko- und Kosten-Check

Generell gibt es bei der Analyse eines Fonds drei Punkte zu beachten: Performance, Risiko und Kosten. Für Garantiefonds gilt das ebenso:
 
1. Performance: Um ein Gefühl für die realistischerweise erzielbare Erträge bei Garantiefonds zu bekommen hat e-fundresearch.com für Sie nachgerechnet, wie viel Performance Garantiefonds im Schnitt erzielen konnten. Dafür wurden alle in Österreich, Deutschland oder der Schweiz zum Vertrieb zugelassenen Garantiefonds analysiert. Die Ergebnisse waren auf den ersten Blick enttäuschend: Im Schnitt der letzten fünf Jahre erzielten die 24 Garantiefonds (mehr Produkte verfügen noch nicht über eine so lange Historie) gerade einmal 3,1 Prozent pro Jahr. Die 93 Fonds, die eine 3-Jahres-Historie aufwiesen, erzielten mit 6,5 Prozent über diesen Zeitraum höhere Erträge. Aber ein zweiter Blick auf die kurzfristigen Erträge dürfte Anleger kaum glücklicher machen: Alle 205 Garantiefonds mit einer Historie seit Jahresbeginn kamen über diesen Zeitraum im Schnitt auf ein mageres Plus von 3,2 Prozent p.a. Eine risikolose Geldmarktanlage (gemessen am 3-Monats-EURIBOR) kam im selben Zeitraum auf 3,6 Prozent.

2. Risiko: Bei Garantiefonds ist für Anleger, die bis zum Laufzeitende investiert bleiben, das Verlustrisiko de facto ausgeschaltet. Berücksichtigen sollten Anleger jedoch, dass nach einer durchschnittlichen Laufzeit von neun Jahren (siehe oben), eine jährliche Inflationsrate von im Schnitt zwei Prozent den Kapitalendwert um insgesamt 20 Prozent schmälert. Die in den letzten fünf Jahren erzielten Durchschnittsrenditen von 3,1 Prozent pro Jahr hätten deswegen das Kapital nach Steuern und sonstigen Kosten (wie Ausgabeaufschlag bzw. Depotgebühr, etc.) inflationsbereinigt kaum oder gar nicht vermehrt. Gemessen an der Schwankungsbreite (Standardabweichung) liegt die durchschnittliche jährliche Volatilität aller Garantiefonds in den letzten beiden Jahren bei 5,2 Prozent. Zum Vergleich: Das entspricht in etwa jener von globalen Staatsanleihen (JP Morgan Global Government Bond Index).

3. Kosten: Garantiefonds kosten -  gemessen an der jährlichen Gesamtkostenbelastung (TER) – im Schnitt 1,3 Prozent pro Jahr. Aktiv verwaltete Aktienfonds (alle Assetklassen) kosten laut Daten von Lipper/Fitzrovia durchschnittlich 1,63 Prozent, Anleihenfonds nur 0,9 Prozent. Vor dem Hintergrund, dass die meisten Garantieprodukte überwiegend aus Anleihen bestehen, kann man Garantiefonds durchaus als teuer bezeichnen. Grund dafür sind vor allem die bereits angesprochenen Kosten für die Kapitalgarantie, welche – je nach Assetklasse – zwischen 0,4 und einem Prozent pro Jahr betragen. Berücksichtigt man dann noch die üblichen einmaligen Ausgabeaufschläge - diese liegen in der Regel zwischen drei und vier Prozent – ändert sich das Bild nicht. Vor allem sollten Anleger diese Kosten in Relation zu den realistischerweise erzielbaren Renditen setzen. Über den Zeitraum der letzten drei bis fünf Jahren waren das im Schnitt drei bis sechs Prozent pro Jahr.

Braucht man Garantiefonds überhaupt?

Aus den oben besprochenen Fakten wird ersichtlich, dass sich Garantiefonds für die kurzfristige Geldanlage aufgrund ihrer Kostenstruktur und der zwischenzeitig nicht wirksamen Kapitalgarantie wenig eignen. Aber auch längerfristig muss der Nutzen von Garantiefonds kritisch hinterfragt werden. Denn über die von den meisten Garantiefonds gewählte Laufzeit von neun Jahren ist das Verlustrisiko bei reinen Aktieninvestments auch nicht hoch. So erzielte der MSCI World Index (in US-Dollar) über keine der 29 roulierenden 9-Jahres-Perioden seit 1970 einen geringeren nominellen Jahresertrag als 4,8 Prozent. In der besten Periode (1979 bis 1988) kam man sogar auf 20,4 Prozent, im Schnitt auf 12 Prozent. Diese Erträge wurden allerdings nur dann erzielt, wenn der Anleger eine Buy-and-Hold Strategie verfolgte, das heißt die gesamte Zeit hindurch zu 100 Prozent in Weltaktien investiert blieb. Da sich über lange Anlagezeiträume Kapitalmarktschwankungen meist aufheben, können Anleger aber getrost auf den teuren "Fallschirm" der Kapitalgarantie verzichten.

Garantie kostet die halbe Rendite

Das bestätigt auch eine im Auftrag von Franklin Templeton Investments von  Professor Uwe Wystup (Frankfurt School of Finance & Management), die Anlageprodukte mit Garantie klassischen Fonds ohne jede Absicherung gegenübergestellt. Das Ergebnis: Mögen sich Garantieprodukte über einen kurzen Zeitraum von fünf Jahren noch rechnen, überstieg die Renditeeinbuße auf lange Sicht deutlich ihren Nutzen. Nach 25 Jahren schnitten die Fonds ohne Garantie in jedem Szenario mit Abstand besser ab. Und die Garantie kostet in allen Marktszenarien rund die Hälfte der Rendite.

Fazit

Das Sparbuch ist tot, es lebe der Garantiefonds. So oder ähnlich klingt die Bilanz nach vier Jahren des Garantiebooms, die vor allem zu Lasten klassischer Sparformen gegangen ist. Und obwohl Garantiefonds durchaus ihre Berechtigung haben, sollten Anleger bei diesen dieselben Kriterien anwenden wie bei herkömmlichen Fondsprodukten. Im Performance-, Risiko- und Kosten-Check fällt nämlich besonders auf, dass die Kosten in Relation zu den erzielten Erträgen besonders hoch sind. Im Endeffekt eignen sich Garantiefonds deswegen vor allem für Anleger mit wenig Erfahrung, Anlagedisziplin und schlechten Nerven. Schlaues Investieren sieht aber anders aus…

Alle Daten per 9.11.2007 in Euro / Volumina per Ende Oktober 2007
Quelle:  

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