Exchange Traded Funds im Härtetest

Exchange Traded Funds (ETFs) haben gegenüber aktiv gemanagten Fonds vor allem einen Vorteil: Sie sind aufgrund ihres passiven Ansatzes billiger. Aber auch zwischen den einzelnen ETFs gibt es große Unterschiede hinsichtlich der Kosten. Ein Vergleich lohnt sich, wie folgende Analyse deutlich zeigt. Funds | 28.06.2007 06:11 Uhr
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Langfristig schlagen nur rund ein Fünftel aller aktiv verwalteten Investmentfonds ihre jeweilige Benchmark. Dieses Faktum unterstreicht zum Beispiel eine vierteljährlich von e-fundresearch.com durchgeführte Analyse unter allen in Österreich, Deutschland oder der Schweiz zum Vertrieb zugelassenen Investmentfonds. So schlugen auf Sicht der letzten zehn Jahre nur 18 Prozent aller US-Aktienfonds den S&P 500 Index. Noch schlechter sieht es bei Europa-Aktienfonds aus: Nur 13 von insgesamt 114 Fonds (also rund elf Prozent) mit einer 10-Jahres-Historie liegen vor dem Ertrag des MSCI Europe Index (siehe auch „Outperformance im Sinkflug" vom 20.4.2007).

ETF-Volumen: 52 Prozent Wachstum in 2006

Kein Wunder also, dass passiv verwaltete Fonds (z.B. Exchange Traded Funds oder kurz ETFs) immer beliebter werden. Derzeit sind in ganz Europa mittlerweile 347 ETFs zum Vertrieb zugelassen, das Volumen beläuft sich auf 82,9 Mrd. Euro. Das Wachstum seit Jahresbeginn betrug demnach 18 Prozent, im Gesamtjahr 2006 lag der Zuwachs laut Zahlen des Deutschen ETF-Anbieters Indexchange bei 52 Prozent und stieg von 46,4 auf 70,4 Mrd. Euro.

Das Handelsvolumen aller ETFs wuchs ebenso rasant und liegt mittlerweile bei durchschnittlich 18,9 Mrd. Euro pro Monat. Im Jahr 2006 wurde ein Wachstum von 63 Prozent erzielt, gegenüber 38 Prozent im Jahr davor.

Mehr Informationen zu ETFs bzw. deren Funktionsweise von ETFs finden Sie in der folgenden Artikelübersicht HIER

221 ETFs mit 67,16 Mrd. Euro analysiert

Zwischen den einzelnen ETFs gibt es teilweise deutliche Unterschiede, etwa anhand der Kosten oder der Abweichungen zum jeweiligen Referenzindex. Um passiv orientierten Anlegern einen Überblick über das Produktangebot zu geben, hat e-fundresearch.com alle 228 in Österreich, Deutschland oder der Schweiz zugelassener ETFs anhand verschiedenster Kriterien analysiert. Das Gesamtvolumen lag dabei per Ende Mai 2007 bei 67,16 Mrd. Euro.

Was ETFs kosten?

Als erster Punkt wurden die Kosten unter die Lupe genommen: Bei insgesamt 200 ETFs (also über 90 Prozent der Gesamtmenge) wurden Angaben zur Gesamtkostenquote (Total Expense Ratio / TER) gemacht. Im Schnitt über alle Assetklassen – neben Aktienfonds Regionen bzw. Sektoren wurden auch Anleihenfonds untersucht - betrug die TER 0,41 Prozent.

Ein passives Index-Exposure kommt Anlegern dabei bei Euro-Anleihen und Euro-Aktien am billigsten, diese kosten im Schnitt rund um 0,16 Prozent, wobei der günstigste ETF überhaupt derzeit eine TER von 0,1 Prozent aufweist.

Die teuersten ETFs finden sich dagegen im Bereich Schwellenländer-Aktien, aber auch globale Aktien-ETFs sind mit Gesamtkostenquoten bis zu 0,9 Prozent relativ teuer.

Im Vergleich zu aktiv gemanagten Fonds wird der Kostenvorteil aber deutlich: Laut Daten von Lipper/Fitzrovia liegt die volumensgewichtete Gesamtkostenquote TER von aktiv gemanagten Aktienfonds bei 1,63 Prozent (Anleihenfonds 0,9 Prozent).

Einen weiteren Kostenblock stellen – äquivalent zum Ausgabeaufschlag bei den meisten aktiv gemanagten Fonds – die einmaligen Ankaufskosten dar. Diese werden beim Kauf über die Börse als Differenz zwischen Angebots- und Nachfragekurs (Geld-Brief-Spanne oder Spread) gemessen. 

HINWEIS: Je nach Produkt, Börsenplatz und Handelszeit ist dieser Wert jedoch sehr individuell und wurde deswegen in der Analyse nicht berücksichtigt. 

Wie „gut“ sind ETFs?

Weiters hat e-fundresearch.com untersucht, wie genau die einzelnen ETFs das Verhalten ihrer jeweiligen Referenzindizes nachvollziehen. Als Kennzahl wurde hier neben dem Tracking Error das R-Quadrat berechnet:

Beim R-Quadrat handelt es sich kompliziert gesagt um eine Korrelationsmessung zwischen den  Erträgen des Fonds und den durchschnittlichen Indexerträgen. Dieses so genannte Bestimmtheitsmaß misst den Anteil der Gesamtstreuung der abhängigen Variablen, der durch die (multiplen) unabhängigen Variablen erklärt wird. Einfacher gesagt zeigt diese Kennzahl an, wie nahe die Fondsperformance beim Index liegt. Die Ergebnisse schwanken zwischen Null und Eins, wobei Werte in der Nähe von Null eine geringe oder gar keine Korrelation zeigt. Auf der anderen Seite zeigen Zahlen in der Nähe von Eins eine starke Parallele zwischen beiden Performances. Ein reiner Indexfonds sollte also theoretisch ein R-Quadrat von Eins, also 100 Prozent aufweisen.

Eine bereits bekanntere Kennzahl ist der Tracking Error (TE), welcher die Differenz zwischen einem Portfolio und einer Benchmark misst. Je höher der Tracking Error, desto mehr wird außerhalb der Benchmark investiert. Je niedriger der TE, umso ähnlicher verläuft die Wertentwicklung des Fonds zu seinem Benchmark. Bei Indexfonds ist der Tracking Error meist sehr niedrig und liegt in der Regel unter einem Prozent.

Im Schnitt weisen alle untersuchten ETFs einen Tracking Error von 1,32 Prozent auf, das Bestimmtheitsmaß R-Quadrat liegt bei 95 Prozent. Je nach Anlagekategorie variieren die einzelnen Ergebnisse aber sehr stark.

Fazit

Anleger sollten bei der Auswahl von ETFs immer darauf achten, dass diese neben einer möglichst geringen Gesamtkostenquote auch eine möglichst genaue Abdeckung (nach Inhalt und Zusammensetzung, gemessen etwa am Tracking Error oder R-Quadrat) aufweisen.


Im zweiten Teil unserer dreiteiligen Serie stellen wir Ihnen nächste Woche die billigsten Aktien-ETFs mit Regionenbezug vor. Dabei stehen u.a. Indexfonds auf populäre Indizes wie DAX, Dow Jones Euro Stoxx 50, Dow Jones Stoxx, Dow Jones Industrial, ATX, SMI oder MSCI World im Vordergrund. 


Alle Daten per 12.6.2007 in Euro (außer anders angegeben)
Quelle: Lipper, www.smarTER-investieren.de, eigene Recherchen 

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