Klimawandel-Fonds unter der Lupe

Der fortschreitende Klimawandel hat starke Auswirkungen auf die menschliche Sicherheit, Gesundheit, Wirtschaft und Umwelt. Für die Performance der derzeit sechs reinen Klimawandel-Fonds ist er bis dato aber von Vorteil: Alle Produkte schlugen den MSCI World Index, teilweise sogar deutlich. Funds | 18.04.2007 06:53 Uhr
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Laut den Berichten des zwischenstaatlichen Ausschusses zum Klimawandel (Intergovermental Panel on Climate Change, kurz IPCC) besteht kein Zweifel: Der Klimawandel findet statt. Der vor kurzem in Brüssel präsentierte Klimabericht widmete sich den Folgen eines ungebremsten Klimawandels. Zu jenen die der Bericht aufzeigt, gehören u.a. zusätzlicher Wassermangel und gesundheitliche Schäden, Todesfälle, Verletzungen durch Hitzewellen, Überschwemmungen, Stürme, Brände und Dürren. Zusätzlich wären wahrscheinlich 20-30 Prozent der weltweiten Tier- und Pflanzenarten bei einer globalen Erwärmung von 2-3 Grad Celsius über vorindustriellen Werten vom Aussterben bedroht.

Chancen und Risiken des Klimawandels für Anleger

Aber auch für Anleger ist der Klimawandel plötzlich ein Thema. So gilt es, neben der Wahrnehmung seiner persönlichen Verantwortung durch aktive Unterstützung des Umweltschutzes, die Portfolio-Gewichtungen entsprechend zu überdenken um entstehende Risiken, aber auch Chancen,  für die Kapitalmärkte und Anlageklassen zu erkennen. „Grob gewichtet könnte man eine Unterteilung zwischen 2/3 Gefahren und 1/3 Chancen vornehmen“, sieht Philipp Vorndran, Investmentstratege bei der Credit Suisse Asset Management, aber nicht nur negative Entwicklungen auf Investoren zukommen.

Einige der Auswirkungen kurz im Überblick:

  • Durch das Phänomen „global warming“ ergeben sich Unsicherheiten in vielen Märkten und Unternehmenssektoren und dies führt zu einem Anstieg der Volatilitäten. Daraus resultieren höhere Risiko- und Versicherungsprämien, wodurch die Kapitalkosten steigen.
  • Besonders negativ betroffen sind etwa Staatsanleihen, denn die Kosten des Wiederaufbaus von Infrastruktur sind enorm und damit steigt das Ausfallrisiko der Anleihen.
  • Sektoral erhöht der Klimawandel das Risiko besonders in Branchen wie Autobau, Airlines, Tourismus und Versicherungen.
  • Profitieren dürften dagegen Bauunternehmen bzw. Bauzulieferer, die am Wiederaufbau der Infrastruktur verdienen. Weitere Beispiele sind Unternehmen aus dem Recycling-Sektor und CO2-proaktive Unternehmen bzw. der gesamte Bereich der erneuerbaren Energien, Recycling und Energieeffizienz. Auch der Atomsektor darf in dieser Hinsicht nicht unerwähnt bleiben.
  • Ein weiterer Bereich, in dem sich der Klimawandel stark auswirken wird, ist die Landwirtschaft. Die besonders in den Schwellenländern stark wachsende Mittelschicht verlangt immer mehr nach Fleisch und Gemüse, weshalb die Anstrengungen intensiviert werden um die Ernteerträge vor dem Hintergrund der extremeren Wetterverhältnisse zu optimieren. Nur als Beispiel: Eine Person braucht rund 2500 kcal pro Tag, um den Energiebedarf zu stillen. Ein kg Brot enthält rund 3500 kcal. Für die Produktion von einem Kilogramm Brot werden im optimalsten Fall rund 1000 Liter Wasser benötigt (ohne Ernte- und Wasserverluste). Enthält die aufgenommene Nahrung zusätzlich etwa 20 Prozent Fleisch, verdoppelt sich der Wasserverbrauch aufgrund des enormen Pflanzenbedarfs für die Fleischproduktion. Der größte Teil des Wassers wird weltweit deswegen für die Nahrungsmittelproduktion benötigt. Aber auch die Reduzierung des Methan-Ausstoßes, etwa von Rindern, wird als Thema wichtiger werden, weshalb spezielle Diäten entwickelt werden. 
  • Regional gilt Russland als Hauptprofiteur. Denn das Land hält einen großen Überschussbestand an Greenhouse (GHG) Zertifikaten und verfügt über eine sehr gute makrowirtschaftliche Verfassung. Ganz generell werden zudem Länder mit hoher finanzieller und politischer Stabilität von der Flucht in Qualitäts-Investments profitieren. Klimatisch interessant ist auch die skandinavische Region, die im Vergleich zu Russland eine gute Kombination aus politischer Stabilität und Klimawandel bietet.

Anleger stehen vor dem Hintergrund der vielfältigen Veränderungen ebenfalls vor einer Herausforderung. Anstatt sein komplettes Portfolio aber gleich selbst auf den Klimawandel abzustimmen, bieten sich auch Fonds als einfachere Alternative an.

Assetklasse: 300 Millionen Euro in 6 Fonds

Aktuell sind sechs spezielle Klimawandel-Fonds zum öffentlichen Vertrieb in Österreich, Deutschland oder der Schweiz zugelassen (siehe Tabelle - der neue ESPA WWF Stock Climate Change ist darin allerdings noch nicht enthalten). Mit einem Volumen von 167 Millionen Euro, repräsentiert der erst am 28. Februar aufgelegte und damit jüngste Fonds DWS Klimawandel mehr als die Hälfte der insgesamt 300 Millionen Euro, die in diese Assetklasse investiert sind.

Alle Fonds haben gemeinsam, dass sie versuchen auf die Gewinner des Klimawandels setzen. Welche das sind, darüber besteht aber (noch) keine Einigkeit. Deshalb unterscheiden sich die Portfolios der einzelnen Fonds teilweise enorm:

Der KBC Eco Fund Climate Change etwa konzentriert sich auf die Bereiche alternative Energien (15 Prozent), Wasser (15 Prozent), Energieeffizienz (15 Prozent), umweltfreundliche Transportmittel (15 Prozent) bzw. zu je 10 Prozent umweltfreundliche Energieerzeugung, Recycling, Nuklear und CO2-Handel. „Neben dem Fondsmanager Jens Peers in Dublin, der die erste Aktienauswahl trifft, überprüft des weiteren das Environmental Advisory Committee (EAC), ein unabhängiges Umweltgremium bestehend aus zwölf Professoren und Experten in Belgien und den Niederlanden, die durch den Fondsmanager getroffene Aktieauswahl auf Nachhaltigkeit. Die wesentlichen Sustainability-Kriterien sind beispielsweise die Unternehmenspolitik, das soziale Verhalten, die Unternehmensethik, Corporate Governance, die Umweltbilanz, das interne Sozialverhalten sowie Menschenrechte und internationale Beziehungen um nur einige zu nennen. Und genau hier unterscheiden wir uns von allen Mitbewerbern“, so Wilfried Marco Thoerner, Österreich-Repräsentant von KBC Asset Management.

Der DWS Klimawandel hat dagegen weniger das Thema Nachhaltigkeit in Fokus und will über zwei Anlageansätze zum Erfolg kommen. Zum einen soll gezielt in Unternehmen investiert werden, die Produkte, Dienstleistungen und Technologien anbieten, die es ermöglichen, Treibhausemissionen zu verringern. Zum anderen konzentriert sich Fondsmanager Nicolas Huber auf Unternehmen, die dazu beitragen, sich auf Veränderungen des Klimawandels vorzubereiten und die Konsequenzen besser zu bewältigen. Zum Start nehmen europäische Werte zunächst ein Gewicht von 47 Prozent im Portfolio ein. Nordamerikanische Aktien werden mit 45 Prozent gewichtet, japanische Titel mit acht Prozent. Was die Sektor-Allokation angeht, kommen 55 Prozent der Unternehmen aus dem Bereich Saubere Technologien, 25 Prozent aus dem Bereich Umweltmanagement/Schadensbegrenzung und 20 Prozent haben mit Energieeffizienz zu tun.

Ein paar Tage davor, am 22. Februar 2007, startete der Swisscanto (LU) Equity Fund Climate Invest, welcher von Pascal Schuler verwaltet wird. Er investiert momentan zu 18 Prozent in erneuerbare Energien, je zwischen 10 und 12 Prozent sind in den Bereichen Wassereffizienz, klimaschonende Mobilität, Energieeffizient bzw. Finanzdienstleistungen mit Klimanutzen investiert. Regional machen die USA keinen substanziellen Anteil aus, das größte Gewicht ist neben Deutschland und Österreich (je 16 Prozent), die Schweiz und Japan. Die größten Einzelpositionen sind Cie Suisse de Reassurances, Philips und Severn Trent.

Der LBBW Global Warming Strategie von Wolfgang Schrage hat ebenfalls Deutschland mit 25 Prozent als größtes Ländergewicht. Dann folgen Frankreich (18 Prozent) und die Schweiz (9 Prozent), die USA fehlen unter den Top-10-Ländern, da der regionale Fokus auf Europa liegt. Die größten Einzelpositionen sind GEA Group, Suez und Energias de Portugal. Der Fonds investiert generell in Unternehmen, die Produkte oder Dienstleistungen anbieten, die der globalen Erwärmung entgegenwirken oder deren ökologische und wirtschaftliche Folgen abmildern. Neben den regenerativen Energien wie Wind-, Solarenergie und Biokraftstoffe bilden der Bausektor, Versicherer, Wasserunternehmen, Versorger und der Anlagenbau ein Schwerpunktthema.

Der Jupiter Global Climate Change Solutions, der am 1. November 2006 aus dem ehemaligen Jupiter Global SRI entstanden ist, hat schließlich UK mit knapp 50 Prozent des Portfolio gewichtet, die USA folgen mit 19 Prozent. Verwaltet wird der Fonds von Simon Baker.

Brandneu ist zudem der ESPA WWF Stock Climate Change, welcher aber noch über keine Historie verfügt.  

Fonds im Performance-Check

Die Performance der einzelnen Produkte variiert relativ stark. So erzielte der DWS Klimawandel seit Auflage am 28.2. ein Plus von 3,8 Prozent, der Jupiter Global Climate Change liegt mit 2,9 Prozent dahinter. Viel besser lief es über diesen kurzen Zeitraum beim Swisscanto-Fonds, welcher auf +9,1 Prozent kam, gefolgt vom LBBW Global Warming Strategie mit 7,1 Prozent und dem KBC Eco Fund Climate Change mit +6,1 Prozent. Den MSCI World Index (+2,0 Prozent) schlugen alle Fonds aber deutlich, im Schnitt um 380 Basispunkte (siehe Tabelle).

Fazit

Ob es nachhaltig möglich ist, mit dem Thema Klimawandel an der Börse Geld zu verdienen, bleibt abzuwarten. Aufgrund der großen  Investitionen, die in den nächsten Jahrzehnten in diesem Bereich getätigt werden, könnte die Rechnung aber aufgehen. Über den untersuchten Zeitraum seit Ende Februar (dem Start des jüngsten Klimawandel-Fonds) schlugen etwa alle Fonds den MSCI World Index und das teilweise signifikant. Als Zusatzaspekt kommt als Nebeneffekt hinzu, dass dem Gewissen der Anleger der Eindruck vermittelt wird, einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. Outperformance mit gutem Gewissen also…

Alle Daten per 6.4.2007 in Euro
Quelle:

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