Die besten Türkei-Fonds

Die Börse in Istanbul ist Weltmeister. Zumindest was die Volatilität der letzten fünf Jahre angeht. Breit gestreute Investmentfonds bieten sich deswegen als Alternative zu Einzelaktien geradezu an. Mittlerweile gibt es davon sechs spezielle Produkte. Welche davon haben die Nase vorn? Funds | 11.10.2005 17:30 Uhr
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Der Weg war lang und steinig, so wie die Entscheidungsfindung. Aber am Ende haben letzten Montag nach 42 Jahren des Strebens nach diesem Ziel die Beitrittsverhandlungen zwischen der EU und der Türkei begonnen. 80.000 Seiten umfassen die 35 Themengebiete, die die Türkei nun in den kommenden Jahren auf dem Weg in die EU zu harmonisieren hat und über die Dauer und Geschwindigkeit der Verhandlungen können, wenn überhaupt, nur spekulative Aussagen getroffen werden. „Die Türkei kann ohnehin erst frühestens 2014 in die EU eintreten, weil bis dahin der neue generelle Haushaltsentwurf, dessen Entwurf noch im Juni dieses Jahres gescheitert ist, gelten soll Generell besteht aber ohnehin Konsens darüber, dass die Verhandlungen mehr als zehn Jahre in Anspruch nehmen werden“, so etwa Stefan Herz, Fondsmanager des Magna Turkey.

Der Reformprozess und seine Vorteile

Trotz der politischen Unwägbarkeiten, die den Beitrittsprozess sicherlich begleiten werden, hat die Entscheidung aber die Tatsache, dass die Türkei ein Konvergenzland ist, fundamentiert. „Egal was am Ende des Prozesses für ein Ausgang erreicht sein wird, der Reformprozess, der bis dahin umgesetzt sein wird, wird unumkehrbar sein“, so Herz und betont die bisher umgesetzten Reformen, die zu folgenden Ergebnissen geführt haben:

  • Die Inflationsrate sank von Werten um die 50 Prozent oder 60 Prozent auf nunmehr 8-9 Prozent
  • Nach dem Krisenjahr 2001 kann die Türkei nun ein BIP-Wachstum von durchschnittlich 7,5 Prozent p.a. aufweisen
  • Die Produktivität der türkischen Wirtschaft hat in den letzten vier Jahren um 37,8 Prozent zugenommen
  • Die einst schwindsüchtige (Neue) Türkische Lira ist zu einer stabilen Währung geworden
  • Die Auslandsdirektinvestitionen haben allein im bisherigen Jahr einen Wert von über USD 10 Milliarden angenommen.
  • Das Haushaltsdefizit konnte von Werten um die 15 Prozent auf nunmehr 5-6 Prozent, die Staatsverschuldung auf rund 70 Prozent des BIP`s reduziert werden.

Börse immer noch sehr günstig bewertet

Parallel hierzu hat sich der türkische Aktienmarkt zu einem liquiden Markt entwickelt. 287 gelistete Unternehmen sind mit einer Marktkapitalisierung von USD 127 Mrd. gleichzusetzen. Das tägliche Handelsvolumen umfasst USD 695 Mio. Der Leitindex ISE 100 hat seit Jahresbeginn einen Wertzuwachs von 50 Prozent aufzuweisen. „Dennoch liegen die geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnisse für dieses Jahr bei durchschnittlich 12,5 Prozent sowie bei 11,2 Prozent für 2006. Die Bewertungen sind weiterhin, trotz der bisherigen Entwicklung, als sehr günstig anzusehen“, so Herz.

Ähnlich sieht das Manfred Zourek, Fondsmanager des ESPA Stock Istanbul: „Derzeit seien türkische Aktien verglichen mit anderen osteuropäischen Börsen günstig bewertet“.

Etwas vorsichtiger gibt sich Barıs Büyükdemir, Fondsmanager des Türkei 75 Plus: „Der aktuelle Aufwärtstrend ist  nachhaltiger als die Rallye 1999. Und auch wenn türkische Aktien sicher nicht mehr als Schnäppchen bezeichnet werden können, so geben die wirtschaftlichen Wachstumsaussichten durchaus Anlass zu langfristigem Optimismus“.

Anleger sollten auf Risiken achten

Neben den vielen Chancen gibt es natürlich auch Risiken, wie sie in einem Schwellenland naturgemäß auftreten: So zum Beispiel würde die Risikobereitschaft der Investoren wieder abnehmen, wenn die Zinsen steigen, so Zourek. Dies könnte in der Folge auch Kursrückgänge zur Folge haben, die der Österreicher allerdings als willkommene Einstiegschancen sieht. „Immerhin sollten die Unternehmensgewinne in den nächsten Jahren um 20  Prozent p.a. steigen“, so der Experte.

Stichwort Risiko: In Zahlen ausgedrückt weist der ISE National 100 Index in den letzten drei Jahren eine Standardabweichung von 43 Prozent p.a. auf. Die Fonds liegen in der Regel leicht darunter. Einen ersten Vorgeschmack, was eine so hohe Volatilität bedeutet, bekamen die Anleger in den letzten Tagen: Nach einem Anstieg von sieben Prozent zwischen 30. September und dem 4. Oktober, fiel die türkische Börse in den letzten beiden Tagen um acht Prozent. „Es ist zu beobachten, dass sich einige Investoren aus dem Markt verabschieden, die erst vor wenigen Monaten den Weg in diese Börsen genommen und seitdem sehr gute Renditen erzielt haben. Von einem Ausverkauf kann aber nicht die Rede sein“, so Herz zu den Entwicklungen der letzten Tagen.

Türkei: Weltmeister bei der Volatilität

Aber auch langfristig sieht das Bild nicht anders aus: So liegt die Kalenderjahrperformance des ISE National 100 seit 1998 zwischen +299 Prozent (1998) und -47 Prozent (1999). Auf Sicht der letzten fünf Jahre etwa weist der türkische Aktienmarkt die höchste Volatilität aller Börsen weltweit – noch vor Venezuela, Argentinien oder Russland. Der Ertrag war dabei jedoch negativ: Der Index verlor im Zeitraum 6.10.2000-6.10.2005 0,9 Prozent pro Jahr.

Auf was man achten sollte

Wer vor solchen Risiken nicht zurückschreckt, sollte deswegen schon eher auf breit gestreute Investmentfonds setzen. Das Angebot spezieller Türkei-Aktienfonds ist zwar noch relativ übersichtlich aber hat sich in den letzten 12 Monaten bereits auf sechs Produkte verdoppelt. Außerdem empfiehlt es sich bei so volatilen Märkten wie der Türkei einen langen Investmenthorizont einzuplanen. Regelmäßige Einzahlungen sollten weiters einem Einmalinvestment vorgezogen werden.

Wer schlägt den Index?

Seit Auflage des neuesten Fonds – der DWS Türkei wurde am 13.6. diesen Jahres lanciert – liegt der FORTIS L Equity Turkey an der Spitze aller Fonds. Mit einer Performance von 42,5 Prozent schlug er den Istanbuler SE National 100 Index um beachtliche 10,6 Prozent. Ebenfalls einen deutlichen Mehrwert für seine Anleger erzielte Stefan Herz mit seinem Magna Turkey Fonds, welcher in diesem Zeitraum um 39,7 Prozent zulegen konnte (Index: +31,9 Prozent).

Zourek langfristig klar vorn

Auf Sicht der letzten drei Jahre (der ESPA Stock Istanbul wurde im August 2001 aufgelegt) liegt dagegen Manfred Zourek klar an der Spitze (siehe Tabelle ganz oben). Von den drei in diesem Zeitraum existierenden Produkten (ESPA Stock Istanbul, EMIF Turkey und Türkei 75 Plus) liegt der ESPA Fonds mit einer jährlichen Rendite von 32,8 Prozent immerhin um 4,2 Prozent pro Jahr vor dem ISE National 100 Index. Auch anhand der risikoadjustierten Rendite (Sharpe Ratio) liegt Zourek klar vor der Konkurrenz und dem Index. Die beiden restlichen Fonds kamen alle nicht an den Index heran: Der Türkei 75 Plus verfehlte den ISE National 100 um 4,9 Prozent p.a., der EMIF Turkey (ein Indexfonds) um 0,3 Prozent. 

Fazit

Wer sich den Kursverlauf der Istanbuler Börse genauer ansieht, dem wird leicht schwindelig. Und mit einer jährlichen Standardabweichung von 57 Prozent seit dem Jahr 2000 weist der ISE National 100 Index auch die höchsten Schwankungen aller Börsen weltweit auf. Auf Sicht der letzten drei Jahre konnte der ESPA Stock Istanbul neben einem um sieben Prozent niedrigeren Risiko (Volatilität ESPA: 39,7, Index 42,7) den Index um 4,2 Prozent p.a. schlagen. Kurzfristig holen die „Neuen“ aber deutlich auf: Vor allem der Fortis L Equity Turkey von Eli Coen sticht in den letzten Monaten positiv hervor.

Alle Daten per 6.10.2005 in Euro
Quelle:  

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